In der Food-Branche gibt es allerhand zu tun: Eine der wesentlichen Fragen lautet, wie decken wir in Zukunft unseren Proteinbedarf? Schließlich tickt die Weltbevölkerungsuhr und es werden für die Jahre um 2084 herum etwa zehn Milliarden Menschen erwartet. Damit verbunden ist eine Skalierung der Produktion von proteinreichen Nahrungsmitteln. Hinzu kommt: Immer mehr Menschen reduzieren aus gesundheitlichen, ethischen und ökologischen Beweggründen den Konsum tierischer Lebensmittel. So verzeichnet der Markt für vegetarische und vegane Lebensmittel fortlaufend steigende Wachstumszahlen. Und damit willkommen in einem nicht nur für Fleischproduzenten existenziellem Thema – der Transformation des Ernährungssystems. „Die ganze Welt und damit auch die Food-Branche“, sagt Dr. Volker Heinz anlässlich der DIL Technology Days 2024, „ist im Wandel.“ Der Geschäftsführer des DIL Deutschen Lebensmitteltechnikinstituts hatte im Juni zum Branchentreff ins niedersächsische Quakenbrück geladen. Neben den Vorträgen aus Industrie und Forschung galt es den Teilnehmenden aus der internationalen Lebensmittelindustrie, die aus dem In- und Ausland angereist waren, die Möglichkeiten neuer technologischer Entwicklungen näherzubringen. Denn: Wollen wir die aktuellen und kommenden Herausforderungen unseres Ernährungssystems bewerkstelligen, „müssen wir offen bleiben für innovative Technologien und Rohstoffe“, so Heinz. Zu diesem Schluss kommt auch Prof. em. Dr. Hannelore Daniel von der TU München, die bei dem Event eine Keynote hielt.
Neue Maßstäbe setzen
Ebenfalls vor Ort in Quakenbrück war Dr. Wolfgang Kühnl. Der geschäftsführende Gesellschafter von InFamily Foods stellte die Transformationsagenda seiner Holding vor. „Wir setzen auf eine ganzheitliche Proteinstrategie. Tierische oder pflanzliche Proteine? Diese Frage stellt sich bei uns nicht“, so Kühnl. Zum Hintergrund: Im Jahre 2020 fusionierten die beiden Fleischverarbeiter Kemper und Reinert zur heutigen InFamily-Foods-Gruppe mit den beiden unabhängigen Geschäftssparten „The Family Butchers“ und „The Plantly Butchers“. Während erstere weiterhin auf Fleischwaren fokussiert, entwickelt und produziert die zweite Sparte vegetarische Alternativen. Aus den ehemaligen Wurst- und Schinkenproduzenten wurde damit einer der international führenden Anbieter von Proteinlösungen. An die Seite von Wolfgang Kühnl, der damals den elterlichen Betrieb Kemper führte, trat Hans-Ewald Reinert als zweiter geschäftsführender Gesellschafter. Das gemeinsames Ziel ist dabei klar: Den Wurst- und Schinkenmarkt neu zu denken.
Früh einsteigen
Klar ist aber auch: Eine solche Mammutaufgabe stemmt man nicht allein. Maßgeblich an der Vision der Gruppe beteiligt sind die Mitarbeiter mit lebenswissenschaftlicher Expertise. Ob im Labor, im Qualitätsmanagement, in der Produktentwicklung oder in der Produktion: Ihre Hauptaufgabe ist es, das bestehende Sortiment zu pflegen und neue Produkte einschließlich ihrer Herstellungsverfahren zu entwickeln. Das dafür nötige Know-how können junge Talente auch direkt im Unternehmen erwerben. Der Einstieg über ein duales Studium ist eine der Job-Chancen, die sich dafür bieten. Für die Studierenden ist es eine gute Option, Kontakte zu knüpfen, die Unternehmensstruktur kennenzulernen und praxisorientiert zu arbeiten. Zudem verspricht die Möglichkeit, im Unternehmen die Abschlussarbeit zu schreiben, den fließenden Übergang in die berufliche Karriere.
Alles für kultiviertes Fleisch
Als Fachkräfte, die die Transformation der Food-Branche voranbringen, sind sie gefragter denn je. Auch InFamily Foods bringt mit seiner ganzheitlichen Strategie Tempo in den Wandel. Mit der Einführung einer dritten Sparte steigt die Unternehmensgruppe nun in den Markt für kultiviertes Fleisch ein. The Cultivated B, kurz TCB, mit Sitz in Heidelberg liefert von der Technologie über Produkte und Dienstleistungen alle Komponenten für die Herstellung alternativer Proteine. Die Produktionsstätte der dafür erforderlichen Bioreaktoren liegt im kanadischen Burlington. Zudem will die Unternehmensgruppe noch einen Schritt weitergehen und in Zukunft selbst Produkte aus kultiviertem Fleisch produzieren. „Sowohl kultiviertes Fleisch als auch Produkte aus Präzisionsfermentation stehen in zahlreichen Ländern vor dem Durchbruch“, ist Kühnl überzeugt.
Neue Ära der Proteinproduktion
TCB hat bereits erste Gespräche mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aufgenommen und ist offiziell in das Vorverfahren für die Zulassung eines hybriden Wurstproduktes eingetreten. Das bei der EFSA vorgestellte Produkt ähnelt einem Hotdog oder einem Frankfurter Würstchen und wurde in enger Zusammenarbeit mit The Family Butchers entwickelt. Es handelt sich um ein hybrides Wurstprodukt, das aus veganen Zutaten und kultiviertem Fleisch besteht. „Durch die Kombination des Fachwissens beider Unternehmen wird sichergestellt, dass die Verbraucher weiterhin den vertrauten, köstlichen Geschmack erleben, während sie gleichzeitig von einem nachhaltigeren und ethisch produzierten Produkt profitieren können“, so Kühnl.
Duales Bachelor Studium bei The Family Butchers
Was? „Lebensmitteltechnologie mit Schwerpunkt Technologie proteinbasierter Lebensmittel.“
Wo? An der Technischen Hochschule OWL (Standort Lemgo) mit praktischer Erfahrung am TFB-Standort in Nortrup.
Wann? Das Studium beginnt jeweils zum Wintersemester und dauert sechs Semester.
Mehr Infos unter: the-family-butchers.com/de/unsere-jobangebote