Regenerative Landwirtschaft: Die Antwort auf den Klimawandel?

9. bis 15. November in Hannover – Weltleitmesse ausgebucht: rund 2.700 Aussteller erwartet – 430.000 erwartete Besucher – Regenerative Landwirtschaft: Anpassungen an sich ändernde klimatische Bedingungen im Fokus – Fachprogramm: DLG-Spotlight Soil Health – agritechnica.com

Die Regenerative Landwirtschaft wird als ein Konzept für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft diskutiert, bei der die Bodengesundheit im Mittelpunkt steht. Ziel ist es, Bodenfunktionen zu stabilisieren und auf dieser Basis – mit Blick auf den Klimawandel – Ertragssicherheit unter sich wechselnden Bedingungen zu erreichen. Ein breiter Instrumentenmix ermöglicht es Landwirten und Landwirtinnen, nur einzelne Komponenten oder das komplette Konzept  umzusetzen. Aufgrund ihrer zunehmenden Bedeutung wird die Regenerative Landwirtschaft auch auf der Agritechnica 2025, die vom 9. bis 15. November 2025 in Hannover stattfindet, ein wichtiges Thema sein. Unter dem diesjährigen Leitthema „Touch Smart Efficiency“ findet im Fachprogramm der Weltleitmesse unter anderem das DLG-Spotlight Soil Health statt. Tickets für die Agritechnica sind ab sofort im Ticketshop erhältlich.

Die Landwirtschaft steht vor einer Reihe von Herausforderungen: Der Klimawandel mit häufigeren Extremwetterereignissen wie Dürre und Starkregen wirkt sich stark auf die Bodennutzung aus, des Weiteren müssen Ressourcen geschont, Treibhausgasemissionen gesenkt und der Verlust der Artenvielfalt gestoppt werden. Diese Entwicklungen, gekoppelt mit strengen EU-Vorgaben wie der Reduktion von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, führen in der Branche zu einer Auseinandersetzung mit neuen Anbausystemen.

Als Ansatz für die vielfältigen Herausforderungen wird zunehmend die Regenerative Landwirtschaft diskutiert. Dieses Konzept stellt die Bodengesundheit in den Mittelpunkt, um Bodenfunktionen zu stabilisieren und auf dieser Basis Ertragssicherheit unter den sich wandelnden Bedingungen zu erreichen. Viele Landwirte und Landwirtinnen versprechen sich von regenerativen Anbaumethoden eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

Fünf Prinzipien

Der Regenerativen Landwirtschaft wird das Potenzial zugeschrieben, bestehende Anbausysteme wirksam an sich ändernde klimatische Bedingungen anzupassen. Damit einher gehen veränderte Prioritäten in der Landbewirtschaftung: weg von der Fokussierung auf maximale Erträge hin zur Sicherung der Bodengesundheit als Basis für einen resilienten Ackerbau. Anhand der fünf Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft lässt sich ihr Kern festmachen:

1. Minimaler Bodeneingriff

Im Zentrum der Regenerativen Landwirtschaft steht die Stärkung der Bodengesundheit und -frucht-barkeit. Dazu sollte der Boden mittels regelmäßiger Bodenuntersuchungen beobachtet werden. Minimale Bodeneingriffe durch reduzierte Bodenbearbeitung vermeiden Erosion und Bodendegradation, steigern die Wasseraufnahme- und Speicherfähigkeit der Böden, erhalten organische Substanz im Boden und es wird eine bessere Bodenstruktur durch mehr Wurzeln und ein vielfältiges Bodenleben erreicht. Da weniger Arbeitszeit für die Feldarbeiten benötigt wird, lassen sich auch optimale Saattermine besser erreichen.

2. Permanente Bodenbedeckung

Die permanente Bodenbedeckung durch Pflanzenreste und/oder Pflanzenbestände schützt den Boden vor direkter Sonneneinstrahlung sowie Wind- und Wassererosion und reduziert die Verdunstung von Wasser. Das Bodenleben wird gefördert, da mehr Nahrung für Makro- und Mikroorganismen zur Verfügung steht. In Kombination mit reduzierter Bodenbearbeitung wird eine Bodenstruktur erreicht, die bei Starkregen größere Wassermengen aufnehmen und sie bei Trockenheit den Pflanzen zur Verfügung stellen kann.

3. Vielfältiges Anbausystem

Vielfältigere Fruchtfolgen sind ein zentrales Element der Regenerativen Landwirtschaft, denn sie tragen dazu bei, dass Bodenfruchtbarkeit und -gesundheit erhalten, die Bodenstruktur verbessert, der Aufwuchs von Beikräutern verhindert, die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlinge gestärkt, Humus aufgebaut sowie Nährstoffe mobilisiert und freigesetzt werden. Ein vielfältiges Anbausystem lässt sich auch durch Zwischenfrüchte, Untersaaten, den Mehrfruchtanbau oder durch mehrjährige Kulturen, Agroforst und Landschaftselemente wie Hecken und Gehölze erreichen.

4. Ganzjährig lebende Wurzeln erhalten

Regenerative Landwirtschaft setzt auf die Vielfalt von Pflanzen und ihren Wurzelsystemen durch einen dauerhaften und vielfältigen Bewuchs, da die Wurzelausscheidungen den wichtigsten Beitrag zum Humusaufbau leisten und die Bodenbiologie „füttern“. Weil ein aktiveres Bodenleben als Gegenspieler zu phytopathogenen Pilzen auftritt, sind eventuell auch weniger Pflanzenschutzmittel erforderlich. Ein wichtiger Baustein für die ganzjährige Durchwurzelung der Böden sind Zwischenfrüchte. Sie schützen den Boden vor Erosion, bauen organische Substanz auf, fördern die Bodenbiodiversität und binden im Fall von Leguminosen Stickstoff. Das macht sie zu einer tragenden Säule der Regenerativen Landwirtschaft.

5. Integration von Tieren

Regenerative Landwirtschaft integriert die Tierhaltung in das Anbausystem in einer Form, die Nährstoffkreisläufe schließt, das Bodenleben fördert und im Idealfall durch Weidehaltung das Tierwohl maximiert. Bei der Düngung spielen organische Dünger eine wichtige Rolle, denn die regelmäßige organische Düngung trägt dazu bei, dass die Humusgehalte im Boden und die Bodenfunktionen erhalten bleiben.

Chancen und Herausforderungen

Die Regenerative Landwirtschaft hat das Potenzial, ein Leitbild für eine Landwirtschaft zu sein, die eine hohe Produktivität mit Nachhaltigkeit und eine Förderung der Biodiversität verbindet. Motivierend für viele Landwirte und Landwirtinnen ist hierbei auch, dass die Sicherung einer langfristigen Bodensicherheit in ihrem Interesse ist. Das „Baukastenprinzip“ der Regenerativen Landwirtschaft und ein breiter Instrumentenmix machen dieses Anbaukonzept flexibel und dadurch für die Betriebe um- und einsetzbar.

Gleichwohl müssen die Betriebsleiter und -leiterinnen sich auf die Komplexität des Systems einlassen und bereit sein, auf Maximalerträge zu verzichten. Das niedrigere Ertragsniveau – gerade in den ersten Jahren – kann aber durch Einsparungen bei Überfahrten, Pflanzenschutz- und Düngemitteln teilweise oder ganz kompensiert werden, sodass ähnliche Deckungsbeiträge erzielt werden können wie im intensiven Ackerbau. Darüber hinaus müssen mögliche Anfangsinvestitionen in neue Technik und ein erhöhter Schulungs- und Arbeitsaufwand einkalkuliert werden.

Auf der Agritechnica 2025 ein wichtiges Thema

Die diesjährige Agritechnica wird einiges zum Thema „Regenerative Landwirtschaft“ bieten. Es lohnt sich im Vorfeld, die Ausstellerliste zu durchforsten, denn viele Hersteller präsentieren Technik rund um die Minimalbodenbearbeitung und Direktsaat. Auch Hersteller von Pflanzenschutz- und Düngetechnik sowie von Düngemitteln werden zu einem Anlaufpunkt werden, denn gesunde Pflanzen spielen in der Regenerativen Landwirtschaft ebenso eine wichtige Rolle wie die Stärkung des Bodenlebens und Bodenstoffwechsels.

Wer noch mehr über Regenerative Landwirtschaft erfahren möchte, ist beim „DLG-Spotlight Soil Health“ in Halle 24 (direkt gegenüber vom DLG-Stand) genau richtig. Hier dreht sich alles um unsere Lebens- und Nahrungsgrundlage: den Boden. Zusammen mit der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) können die Besucher alles rund um die obersten Meter unserer Erdkruste erfahren. Spannende Einblicke, Austausch mit Experten und Fachvorträge runden das Spotlight über die Gesunderhaltung der faszinierenden Welt unter unseren Füßen ab.

Weitere Veranstaltungen zur Regenerativen Landwirtschaft gibt es unterem anderem am zweiten Messetag, dem Agribusiness Day (11. November 2025) in Halle 24. Hier findet um 16:00 Uhr eine Diskussionsrunde zum Thema statt. Experten stellen Best-Practice-Beispiele aus verschiedenen Ländern der Welt vor und gehen auf die Herausforderungen dieser Bewirtschaftungsform ein.

Den gesamten Fachbeitrag zum Thema lesen Sie hier.

Fotos: DLG

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