Frauen, Forst und Farmrobotik auf der Agritechnica 2025
9. bis 15. November in Hannover – Fünfter Messetag: „Digital Farm Day“ – rund 2.800 Aussteller und 430.000 Besucher erwartet – Women in Ag Award 2025 – Pop-up Talks: Forst – agrifood start-ups in Halle 21: AGRITECHNICA Hackathon – Praktikerstunde: Digitale Assistenzsysteme – agritechnica.com
Am fünften Tag der Agritechnica 2025 strömten erneut zahlreiche Fachbesucher zum Messegelände in Hannover. Hier fand am Donnerstag, dem 13. November, der neue „Digital Farm Day“ statt. Ganz im Sinne des diesjährigen Leitthemas „Touch Smart Efficiency“ drehte sich auf dem Messegelände in Hannover einen Tag lang alles um die Digitalisierung der Landwirtschaft. Das Programm umfasste neben Talkrunden, Vorträgen und Netzwerkveranstaltungen den „Agritechnica Hackathon“. Um digitale Lösungen ging es auch bei den neuen „Pop-Up Talks Forst“ auf der DLG-Expert Stage: Systems & Components. Die Systems & Components ist der B2B-Marktplatz der internationalen Zulieferindustrie der Landtechnik und des gesamten Off-Highway-Sektors und findet im Rahmen der Weltleitmesse Agritechnica statt. Am Tag zuvor, dem 12. November, wurde der Women in Ag Award 2025 an inspirierender Frauen aus globalen landwirtschaftlichen Branche verliehen. Ausgezeichnet wurden Frauen aus den Bereichen „Landwirtschaft“, „Agribusiness“, „Bildung“ und „Technik und Forschung“. Tickets für die Weltleitmesse können weiterhin im Online-Shop erworben werden.
Der „Digital Farm Day“ am 13. November fand im Rahmen des neuen Thementagekonzepts der Messe statt und war der zentrale Treffpunkt für alle, die sich über Zukunftsthemen wie Robotik, Automatisierung, KI und Precision Farming informieren wollten. Neben den neusten Innovationen und Visionen für eine digitale Landwirtschaft fand die Fachbesucherinnen und -besucher auf dem Messegelände in Hannover Best-Practice-Beispiele sowie Möglichkeiten zum Business-Networking.
Agritechnica Hackathon: App für die Landwirtschaft in Expressgeschwindigkeit
Innerhalb weniger Stunden eine praxisnahe Anwendung entwickeln – direkt nutzbar im betrieblichen Alltag in der Landwirtschaft: Das war die Herausforderung des Agritechnica Hackathons, der am Donnerstag auf der DLG-Expert Stage für Agrifood-Start-ups stattfand. Die Aufgabenstellung kam vom Land Rheinland-Pfalz: Gesucht war eine Lösung, die Verbotszonen für die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln in dem Bundesland markiert. Konkret sollte eine App für das Nevonex-System des Bosch-Konzerns entstehen, der den Hackathon unterstützte – beispielsweise als autonome Anwendung, die während der Überfahrt des Schleppers Verbotszonen erkennt und die Feldspritze dort automatisch abschaltet.
Internationale Märkte: Handelsabkommen und ihre Bedeutungen für die Agrarwirtschaft
Die WTO-Freihandelsverhandlungen, die den Abbau globaler Handelshemmnisse und den Aufbau eines transparenten, regelbasierten Systems anstreben, gelten derzeit als wenig erfolgversprechend. Stattdessen rücken bilaterale und regionale Abkommen in den Fokus – theoretisch sind fast 28.000 solcher Übereinkünfte möglich. In einer Diskussionsrunde auf der DLG-Expert Stage „Smart Efficiency“ am Mittwoch, dem 12. November, erläuterte Dr. Janine Pelikan vom Thünen-Institut außerdem, dass neben Zöllen auch nicht-tarifäre Handelsbarrieren wie die EU-Entwaldungsverordnung den Handel erschweren. Donna Boyd von der kanadischen Branchenvereinigung Agricultural Manufacturers of Canada betonte die Bedeutung von Marktdiversifizierung, da rund 80 Prozent der kanadischen Agrarexporte in die USA gehen – und gerade die US-Handelspolitik gegenwärtig für Unsicherheit sorge. Zusätzliche Importzölle auf Stahl und Agrarprodukte würden auch die Landwirte in den USA verunsichern, führte Pelikan aus, da die Abgaben das Risiko von Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder bergen würden. Für US-Landwirte, die stark auf Exporte angewiesen sind – etwa bei Sojabohnen –, bedeutet dies eine instabile Planungslage. Diese Dynamik zeigt, wie protektionistische Maßnahmen globale Märkte beeinflussen und warum verlässliche Abkommen wie CETA wichtig sind. Das Abkommen zwischen EU und Kanada schafft Chancen: 91 Prozent der Zölle auf Agrarprodukte entfallen, deutsche Erzeugnisse wie Milchprodukte und Fleisch erhalten leichter Zugang zum kanadischen Markt, während 143 europäische Herkunftsbezeichnungen geschützt werden. Zudem fördert CETA den Dialog zu nachhaltiger Landwirtschaft und Klimaschutz.
Women in Ag Award 2025: Würdigung inspirierender Frauen in der globalen Branche
„Der Women in Ag Award würdigt die Leistungen von Frauen in der Landwirtschaft weltweit“, sagte DLG-CEO Freya von Czettritz anlässlich der Verleihung am Mittwoch auf der DLG-Expert Stage Smart Efficiency. Der Preis wurde bereits zum vierten Mal von der DLG und dem Women in Ag Magazine vergeben. 150 Frauen aus 64 Ländern hatten sich beworben; jeweils drei Preisträgerinnen wurden in den vier Kategorien „Landwirtschaft“, „Agribusiness“, „Bildung“ sowie „Technik und Forschung“ ausgezeichnet. „Wir verleihen den Preis in vier Kategorien, um der Vielfalt der Agrarbranche zu reflektieren: Nicht alle Frauen im Agrarbereich sind auch praktische Landwirtinnen“, erklärte Kim Schoukens, Gründerin und Chefredakteurin des Magazins. Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer, Schirmherr des Netzwerks Female Agri Fellows der DLG und des Women in Ag Award, betonte in seiner Videobotschaft die Notwendigkeit, Chancengleichheit weltweit zu fördern: Der Award und das Netzwerk Female Agri Fellows trügen dazu bei, „junge Frauen dafür zu motivieren, sich in der Landwirtschaft zu engagieren“.
Die Siegerinnen in den vier Kategorien:
- Landwirtschaft: Joëlla Buhendwa (Demokratische Republik Kongo) mit AstiFerme für zirkuläre Landwirtschaft
- Agribusiness: Joyce Waithira Rugano (Kenia) mit Ecorich Solutions zur Umwandlung von Lebensmittelabfällen in Dünger
- Bildung: Robyn Camille Mijares (Philippinen) mit Youth Uprising und der Bambusfarmschule Grow School Philippines
- Technik und Forschung: Die Teilchenphysikerin Cécile Deterre (Österreich), die bei Blue Planet Ecosystems automatisierte Aquakultursysteme entwickelt.
Mehr Informationen über den Women in Ag Award finden Sie hier.
Voraussetzungen für eine praxisgerechte Umsetzung von Autonomie
Autonome Systeme und Robotik gelten als zentrale Zukunftstechnologien für die Landwirtschaft. Sie versprechen, Arbeitsprozesse zu erleichtern, den Fachkräftemangel abzufedern, Ressourcen effizienter einzusetzen und einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten. Doch wie gelingt der Sprung aus der Forschung in die breite Praxis – und welche Voraussetzungen müssen dafür geschaffen werden?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion auf der DLG-Expert Stage „Digital Farming“ mit Experten und Praktikern am Mittwoch, dem 12. November. Dr. Markus Gandorfer vergleicht an der LfL in Bayern u.a. Feldroboter und gibt Einblicke in aktuelle Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse. Landwirt Jan Obermeier sowie sein Berufskollege, Bio-Landwirt Mathias Lenk, teilten ihre Erfahrungen aus dem praktischen Einsatz von Robotik im Betriebsalltag und berichteten über Chancen, Grenzen und offene Fragen. Paul Bühnemann von Agrarvis brachte die Perspektive aus Vertrieb und Markteinführung ein: Wie können neue Technologien marktfähig werden, welche Anforderungen stellen Landwirte, und welche Rahmenbedingungen sind entscheidend? Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Dorothee Schulze Schwering von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Der Konsens der beiden Landwirte war: Richtig eingestellt, trägt der Roboter effektiv zur Einsparung von Arbeitszeit bei. Als Verbesserung wünschten sich die Landwirte eine größere Maschine, die ohne Umbau säen oder hacken kann, eine Arbeitsbreite von sechs Metern und eine verbesserte Zuverlässigkeit: „Mehr als eine halbe Stunde Arbeitszeit pro Tag darf mich der Roboter nicht kosten, um wirklich effizient zu sein“, so Lenk. Gandorfer wagte einen Blick in die Zukunft: „Vollautonome Traktoren werden vielleicht in 15 Jahren der Standard sein. Dahingehend sind wir sehr optimistisch, da wir nicht erwartet haben, dass sich in den besprochenen Nischen der Einsatz von Feldrobotern so rasant entwickelt.“
Den ausführlichen Beitrag gibt es im DLG-Magazin zum Nachlesen.
Pop-Up Forst - Digitale Lösungen für das (forst)betriebliche Management
Premiere feiern auf der diesjährigen Agritechnica die neuen Pop-up Talks. Neben den Themen Landtechnikhandel und International Insights fanden Fachbesucherinnen und Fachbesucher am Donnerstag, den 13. November, auf der DLG-Expert Stage „Systems & Components“ kurze, prägnante Expertenvorträge zu aktuellen Themen aus dem Forstbereich. Der Pop-Up Talk wurde in Kooperation mit der „AGDW - Die Waldeigentümer“ organisiert.
„Wir als Forstbetriebe stehen vor einigen Herausforderungen,“ eröffnete Christoph Deselaers, Geschäftsführer der Forst.ID GmbH und Moderator, den Pop-Up Talk Forst. „Aktuelle politische Entscheidungen sowie gesellschaftliche Erwartungen treiben uns immer mehr zum Einsatz digitaler Hilfsmittel.“ Entscheidend dabei sei, dass digitale Prozesse effizient seien. Digitalisierung sei kein Selbstzweck, so Deselaers, sondern eine Dauerausgabe. Die Ziele der Digitalisierung im Forst müssten klarer definiert sein. Dies wurde auch von Jana Jonas bekräftigt: „Die Digitalisierung ist längst in unserem Alltag angekommen, also wieso nicht auch im Wald?“, so die Projektmitarbeiterin bei palos. Die fortschreitende Digitalisierung birgt aber auch Herausforderungen für die Anwender, wie Bastian Niemöller, Geschäftsführer von MWG Wald-Marketing, aus eigener Erfahrung zu berichten wusste. Oft können die verschiedenen Systeme nicht miteinander kommunizieren, was – trotz Digitalisierung – zu ineffizienten Arbeitsprozessen führt. Dabei können richtig eingesetzte digitale Strukturen u.a. zu einem effizienteren Einsatz personeller Ressourcen führen und damit den gesamten Forstbetrieb voranbringen. Dies bestätigten auch die Erfahrungen von Ralf Dreeke, Geschäftsführer von Wahlers Forsttechnik: „Wir stehen vor einem Generationswechsel. Junge Arbeitnehmer wechseln den Arbeitgeber, wenn nicht in digitale Strukturen investiert wird.“ Am Ende müsse der Fokus immer auf dem Menschen liegen und nicht auf Bits und Bytes.
Ein weiteres Highlight für die Forstbranche ist die Premiere der „Systems & Components Forestry“ auf der Interforst 2026, die vom 15 bis 18. Oktober in München stattfindet. In Halle B6 finden Fachbesucherinnen und Fachbesucher die neusten Entwicklungen und Lösungen für mehr Effizienz, Nachhaltigkeit und Leistungsfähigkeit in der modernen Forstwirtschaft.
Vorschläge für Bildunterzeilen:
DLG_AGT25_Women_in_AgAward: Frauenpower auf der Agritechnica: Preisträgerinnen, Jury-Mitglieder und Nominees bei der Verleihung des Women in Ag Award. Foto: DLG/T.Jaworr
DLG_AGT25_Panel_CETA: Sprachen über Auswirkungen von Handelsabkommen auf die Landwirtschaft (v.l.): Dr. Janine Pelikan (Thünen-Institut), Donna Boyd (Agricultural Manufacturers of Canada), Régis Legendre (Lukas G) und Guido Höner (Top Agrar). Foto: DLG/L. Kaletta
DLG_Agritechnica 2025_Pop-up Talk Forst: (v.l.): Jana Jonas (Projektmitarbeiterin palos), Bastian Niemöller (Geschäftsführer MWG Wald-Marketing) und Moderator Christoph Deselaers, (Geschäftsführer der Forst.ID GmbH) beim Pop-Up Forst.
Fotos: DLG
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