DLG-Waldtage 2025: Der moderne Waldbesitzer als Bioökonom
DLG-Waldtage vom 12. bis 14. September 2025 in Lichtenau (Westfalen) – Neue Einnahmequellen für Forstbetriebe – Fachprogramm mit täglich wechselnden Themenschwerpunkten – Samstag, 13. September: Bioökonomie im Fokus – 200 Aussteller und etwa 12.000 Besucher erwartet – dlg-waldtage.de
Manchmal ist es eher scherzhaft gemeint, wenn ein Landwirt als „Agrarökonom“ bezeichnet wird. Betrachtet man die Komplexität der modernen Landwirtschaft, steckt darin aber deutlich mehr als nur ein Körnchen Wahrheit. Ausgehend von dem rasanten Bedeutungszuwachs, den unsere Wälder gerade erfahren, könnte man direkt auf die Idee kommen, dass der Waldbauer bald den Titel „Bioökonom“ führen darf. Denn für Waldbesitzende tuen sich in den letzten Jahren immer wieder neue Einkommensquelle auf. Das ist u.a. einer der fachlichen Themenschwerpunkte auf den DLG-Waldtagen, die vom 12. bis 14. September 2025 in Lichtenau (Nordrhein-Westfalen) stattfinden. Zur fünften Forstmesse der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) werden etwa 200 Aussteller und rund 12.000 Besucher erwartet.
Heiß diskutiert und in der Landschaft weithin sichtbar sind Windkraftanlagen als Teil der Energiewende. Diese lassen sich gut als „forstliche Nebennutzung“ bezeichnen, denn fast alle nachfolgenden Aspekte sind im Wald auch dann noch umsetzbar, wenn sich 140 Meter darüber Rotorflügel drehen.
In naher Zukunft wird die Speicherung von Kohlenstoff ein Megathema werden. Der Handel mit CO2-Zertifikaten steckt eigentlich noch in den Kinderschuhen, ist nichtdestotrotz alles andere als trivial. Schließlich geht es in vielen Konzepten darum, eine zusätzliche Speicherleistung zu belohnen, die über das übliche Maß hinausgeht. Soll jegliche Kohlenstoffeinlagerung in Holz und Boden honoriert werden, müsste die Entnahme von Bäumen bei der Holzernte letztlich gegengerechnet werden. Die potentiellen Zertifikate müssten zumindest eine Laufzeit beinhalten, in der eine Nutzung ausbleibt oder auf das waldbaulich Nötige reduziert wird.
Ökosystemleistungen
Bei dem Trendwort „Ökosystemleistungen“ denken wohl die meisten an Biodiversität, Artenschutz sowie den Garant für sauberes Wasser und reine Luft, den unsere Wälder schon immer darstellen. Bereits in der Vergangenheit gab es Ideen, wie den „Wasserpfennig“, welche die Wertschöpfungskette erweitern sollten, aber nie zum Tragen kamen. Den genannten Aspekten gemeinsam ist, dass sich – neben der Vermarktung von CO2 Zertifikaten – kaum vermarktbare Produkte daraus machen lassen. Wer sollte am Ende für etwas bezahlen, was unbedingt der Allgemeinheit zu Gute kommen soll? Die neuen Förderprogramme der Bundesregierung zum klimaangepassten Waldmanagement versuchen das ein Stück weit abzubilden: Der Staat bzw. der Steuerzahler gibt den Waldbesitzenden Geld dafür, dass er beispielsweise über das Belassen von Habitatbäumen in seinen Beständen auf Holzeinnahmen verzichtet.
Erholungsangebote
Ein relativ junges Geschäftsfeld ist tatsächlich die Vermarktung von Erholung im Wald. Aus dem bei manchem Waldbesitzenden gefühlten, notwendigen Übel des freien Betretungsrechts lässt sich in mancherlei Hinsicht doch auch Kapital schlagen. Bevor ich mich als Waldbesitzender beispielsweise über Wildcamper aufrege, kann ich auch über eines der neuen Internetportale Stellplätze anbieten. Glücklich, wer eine Hütte in seinen Wäldern hat. Die lässt sich heute auch hervorragend vermieten. Anfragen von Vereinen oder auch kommerziellen Anbietern nach Strecken für Mountainbike-Trails oder Survivalcamps gibt es zuhauf. An dieser Stelle kann es sich lohnen, einen Perspektivwechsel zu vollziehen: Sollen die Waldbesucher möglichst auf Distanz gehalten werden, oder lässt sich die Unruhe (die unweigerlich mit solchen Erholungsangeboten verbunden ist) sogar für die Waldverjüngung ausnutzen, weil sich Schalenwild dort eher fernhält?
Waldpflege und Holznutzung
Bei all diesen neuen Facetten darf nicht vergessen werden, dass im Wald immer noch Holz wachsen soll, weil wir diesen umweltfreundlichen Rohstoff dringend brauchen. Auch die Zukunft der Holznutzung hält viele Chancen und Herausforderungen bereit. Der rapide fortschreitende Klimawandel verlangt von uns Antworten auf die Frage, welche Baumarten hierzulande wohl in naher Zukunft eine Chance haben zu gedeihen. Versuchen wir es mit „Wunderbäumen“ oder einer möglichst breiten Palette an vorwiegend heimischen Holzarten, damit die Bestände auf möglichst viele Eventualitäten reagieren können? Mancherorts geht es heute schon um den schieren Walderhalt und um die Frage, ob auf den Kalamitätsflächen demnächst überhaupt irgendetwas wächst, was sich Baum nennen kann.
Parallel zu den Wäldern werden auch die Verwendungsmöglichkeiten für Holz – oder sollten wir eher von Biomasse sprechen? – immer vielfältiger. Ja, die klassische Nadelholzindustrie macht sich Sorgen, wie es weitergehen wird, wenn die großen Massen, die jetzt im Zuge des Waldumbaus anfallen, aufgebraucht sind. Aktuelle Holzaufkommens-Prognosen (WEHAM) zeigen ziemlich klar, dass die Menge an verfügbarem Holz in Deutschland nicht abnehmen wird, die Anteile an Laubholz aber deutlich steigen. Lange Zeit war nicht klar, was aus diesem Material werden soll. Die Nutzungsmöglichkeiten schienen begrenzt und der Anteil an minderwertigem Laubholz, das eigentlich nur zur Energiegewinnung taugt, viel zu hoch. Auch in diesen Bereichen deutet sich ein gewaltiger Umbruch an. Die Bioraffinerie von UPM in Leuna ist ein eindrucksvoller Vorbote davon. Im industriellen Maßstab wird dort aus Buchenholz der Grundstoff für alle möglichen chemischen Anwendungen gewonnen, die bisher auf Erdöl basieren. Lignew nennt sich ein innovatives Produkt der Firma Butterweck Holzstoffe, die direkt aus Hackschnitzeln einen Holzschaumwerkstoff produziert. Nur zwei Beispiele dieses zukunftsweisenden und sicher mehr und mehr tragenden Nutzungsbereichs für Holz.
Neue Einnahmenquellen für Waldbesitzende auf den DLG-Waldtagen 2025
Es entsteht also eine Vielzahl an neuen Chancen und Geschäftsfeldern für Waldbesitzende. Die Potenziale sind groß und es bieten sich neben der klassischen Holzbereitstellung ebenso viele alternative Ansätze. Die Wirtschaftlichkeit unserer Forstbetriebe wird zukünftig demnach davon abhängig sein, wie kreativ Waldbesitzende diese vielschichtigen, bioökonomischen Optionen miteinander verbinden und so den Forstbetrieb in ein gutes Fahrwasser bewegen.
Praxisbeispiele hierfür liefern die DLG-Waldtage als führender Treffpunkt der Forstpraxis und Plattform für eine nachhaltige, zukunfts- und nutzungsorientierte Waldbewirtschaftung. Hierbei präsentiert sich das Fachprogramm mit täglich wechselnden Schwerpunkten zu aktuellen Themen der Branche. Der Messe-Samstag (13. September) nimmt die Ertragsseite der Forstbetriebe in den Fokus. Bei Vorträgen zu „neuen Einnahmequellen im Forst“ informieren Expertinnen und Experten unter anderem über Carbon Farming und den Handel mit CO2-Zertifikaten. Der Begriff Bioökonomie und seine Auswirkungen auf den Forstbetrieb und die Forst-/Holzbranche wird ebenfalls beleuchtet und mit Beispielen einer modernen, sich verändernden Holznutzung veranschaulicht.
Den gesamten Fachcontent gibt es hier.
_LPX8707.jpgPM7_DLG Waldtage 2025_Fachcontent.pdf