DLG kompakt 03/2024

Stallsaldierung leicht gemacht

Nährstoffangepasste Fütterung bei Schwein und Geflügel plausibilisieren

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Autoren:

  • Helge Fischer, Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein, Kiel
  • Dr. Detlef Kampf, DLG e.V., Frankfurt am Main
  • Katja Krebelder, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Schwarzenau
  • Dr. Jochen Krieg, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Bad Sassendorf
  • Konrad Offenberger, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising
  • Dr. Reinhard Puntigam, Institut für Tierwissenschaften, Universität Bonn
  • Prof. Dr. Hubert Spiekers, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Grub

Erstellung unter Federführung des DLG-Arbeitskreises Futter und Fütterung

Bild Futtermittel zu DLG kompakt 03/2024 Stallsaldierung leicht gemacht
© Bonnie Marquette – stock.adobe.com

1.     Einführung

In der Haltung von Schweinen und Geflügel kommt dem Nährstoffanfall an Stickstoff (N) und Phosphor (P) im Hinblick auf die Düngung und mögliche Emissionen große Bedeutung zu. Die Ermittlung des Nährstoffanfalls kann hierbei für das konkrete Produktionsverfahren je Tier oder Tierplatz, für einen konkreten Stall oder den gesamten Betrieb bzw. eine Anlage nach Emissionsrecht erfolgen. Im Rahmen der Düngung finden die von der DLG (2014) definierten Standardwerte Anwendung. Hierbei wird nach Leistungshöhe (Tageszunahmen, Ferkelanzahl, Eimasse etc.) und Fütterungsverfahren unterschieden. Neben der sogenannten „Standardfütterung“ haben sich N-/P-reduzierte, bzw. stark und sehr stark N-/P-reduzierte Verfahren etabliert. Bei allen Verfahren ist die Deckung des Bedarfs der Tiere mit bis zum Ende des Dünndarms verdaulichen Aminosäuren und verdaulichem Phosphor das Ziel. Durch gezielte Auswahl der Komponenten und Zulage von freien Aminosäuren und mikrobieller Phytase sowie einer mehrphasigen Fütterung wird dies mit reduzierten Mengen an Rohprotein und Phosphor realisiert. Die Verfahren werden entsprechend der Fortentwicklungen in der Zucht, der Technik, der Fütterung und dem Management stetig weiterentwickelt und zur Anwendung über Merkblätter des DLG-Arbeitskreises Futter & Fütterung zur Verfügung gestellt (s. DLG-Merkblätter 418 und 457). Anwendung finden diese dann im Bereich der Düngung und des Emissionsrechts.

Soll die Umsetzung der Maßgaben der Verfahren plausibilisiert werden, bietet sich die Stallsaldierung an. Zur Berechnung kann die nachstehend beschriebene und frei verfügbare Excel-Anwendung genutzt werden. Das Programm berücksichtigt die je nach Bundesland unterschiedlichen Bezugsgrößen Tierplatz bzw. mittlerer Jahresbestand über die Zuordnung der Postleitzahlen. Genutzt werden kann das Programm z. B. für das Controlling der nährstoffangepassten Fütterung in Betrieben, die der Industrieemissionsschutzrichtlinie (IE-Richtlinie) unterliegen oder bei Fragen im Rahmen der Technischen Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft).

2.     Nährstoffausscheidung 

Die Ermittlung der Nährstoffausscheidungen landwirtschaftlicher Nutztiere an N und P erfolgt über die Saldierung der Nährstoffe im Futter und in den Produkten. Der Nährstoffanfall wird dabei entsprechend der nachstehenden Abbildung 1 kalkuliert:

Abbildung 1: Kalkulation der Nährstoffausscheidung mit Kot und Harn beim Nutztier nach DLG (2014)
Abbildung 1: Kalkulation der Nährstoffausscheidung mit Kot und Harn beim Nutztier nach DLG (2014)

Der Anfall an N und P kann so für das Tier, den Stall oder eine Anlage mit mehreren Ställen kalkuliert werden. Das Vorgehen entspricht der sogenannten „Massenbilanzierung“ nach TA Luft (2021), die im Folgenden durch den Begriff „Saldierung“ beschrieben wird. Die Maßgaben für die Durchführung der Saldierung sind in DLG-Band 199 (2014) festgelegt. Die wesentlichen Einflussfaktoren sind die Futtermenge und der mittlere Rohprotein- und P-Gehalt im Futter. Zur Ermittlung des mittleren Rohprotein- und P-Gehalts werden die Gehalte an Nährstoffen der verwendeten Futtermischungen mit der eingesetzten Menge des jeweiligen Futtermittels multipliziert und die Gesamtaufnahme an Rohprotein (respektive N) und P durch Aufsummierung berechnet. Dieser Wert wird dann durch die Gesamtfuttermenge dividiert, um das gewichtete Mittel zu erhalten. Zusätzlich spielen die Leistungshöhe und der Gehalt an Rohprotein (respektive N) und P im Zuwachs bzw. in den Eiern eine Rolle. Die Ergebnisse können auf das Tier, je kg Zuwachs oder Eimasse bzw. auf den Tierplatz bezogen werden.

3.     Stallsaldierungsprogramm

Der fachliche Ansatz zur Saldierung von N und P aus Abbildung 1 ist auch auf Stallebene anzuwenden. Die Stallsaldierung eignet sich zur Plausibilisierung der nährstoffangepassten Fütterungsverfahren und des produktionstechnischen Controllings (messen und steuern). Auf Anregung der Beratung und der Umweltverwaltung wurde der bereits in DLG-Band 199 (DLG 2014) beschriebene Ansatz der Saldierung auf Stallebene zum Zwecke der Plausibilisierung weiterentwickelt. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) erstellte, in Anlehnung an die im Rahmen der Düngeverordnung in Nordrhein-Westfalen eingesetzte Excel-Anwendung, ein Programm zur Durchführung der anlagenspezifischen Saldierung von N und P (Abb. 2) für Betriebe mit Schweine- oder Geflügelhaltung zur Plausibilisierung der Besten Verfügbaren Technik (BVT 2017) [https://eippcb.jrc.ec.europa.eu/reference/intensive-rearing-poultry-or-pigs-0].

Dieses Programm kann auch für den Nachweis der Erfüllung der Anforderungen der Nr. 5.4.7.1c) der TA Luft, bezogen auf die gesamte Anlage, verwendet werden, sofern es sich um die gleiche Tierkategorie handelt. Neben dem Zukauf an Tieren, z. B. Ferkel oder Küken, gilt es, den Einsatz an Futtermitteln anlagenspezifisch als Input an N und P zu dokumentieren. Der Verkauf, z. B. Mastschweine, Masthühner, Eier, bzw. die Bestandsveränderung oder Abgänge an Tieren spiegeln den Nährstoffansatz wider. Die Differenz stellt die Nährstoffausscheidung dar und wird mit den maximalen erlaubten Ausscheidungen z. B. nach TA Luft (Tabelle 9 und 10) abgeglichen. Überschreitet die anlagenspezifische Nährstoffausscheidung die Maximalwerte der Tabelle 9 bzw. 10 der TA Luft (2021) [https://www.verwaltungsvorschriften-im-internet.de/bsvwvbund_18082021_IGI25025005.htm] nicht oder hält sie diese exakt ein, erfolgt im Programm eine positive Bewertung („ja“). Darüber hinaus wird ebenfalls das Maß der Unter- bzw. Überschreitung relativ dargestellt (Ausscheidungswerte der TA Luft = 100 %). 

Das N-/P-Stallsaldierungs-Programm ist grundsätzlich gut geeignet, Nährstoffausscheidungen auf Anlagenebene zu saldieren. Da sich die prozentuale Minderung in den Ausscheidungen linear zu der Ammoniakminderung verhält, ist mit dem Programm auch das Maß der Minderungen an Ammoniak (NH3)-Emissionen abzuschätzen. Die zusätzliche NH3-Minderung durch das praktizierte Fütterungsverfahren wird im Excel-Stallsaldierungsprogramm angegeben. Zur Plausibilisierung der Angaben im Hinblick auf die Futtermenge kann die Berechnung des Futteraufwandes in kg Futter (bezogen auf 88 % TM) pro kg Zuwachs bzw. pro kg Eimasse herangezogen werden.

Abbildung 2: Stallsaldierungsprogramm zur Beurteilung der Umsetzung der N-/P-reduzierten Fütterung für Schweine- und  Geflügelbetriebe. Quelle: LfL (2024)
Abbildung 2: Stallsaldierungsprogramm zur Beurteilung der Umsetzung der N-/P-reduzierten Fütterung für Schweine- und Geflügelbetriebe. Quelle: LfL (2024)

Die korrekte Einschätzung der Nährstoffausscheidungen und der daraus resultierenden NH3-Emissionen beruht auf der oben genannten Nährstoffaufnahme der Tiere über das Futter (Futtermenge x Nährstoffgehalt) abzüglich der Nährstoffe im generierten Zuwachs bzw. Produkt (Zuwachs/Produkt x Nährstoffgehalt).

Zur Gewährleistung einer nährstoffangepassten Fütterung muss eine technische Einrichtung für eine Mehrphasenfütterung (z. B. entsprechende Anzahl von Siloanlagen auf dem Hof) vorhanden oder bei einer Produktion im Stall-Rein-Raus-Verfahren der Einsatz entsprechend abgestufter Rationen technisch möglich sein.

Plausibilisierung des praktizierten Fütterungsverfahrens

Folgende Unterlagen sind für die Erfüllung der Dokumentation zur nachvollziehbaren Umsetzung der nährstoffreduzierten Fütterung geeignet:

  • Tierzahlen mit Lebendmasse (Einstall- und Ausstallgewicht, Schlachtauswertungen, Lieferscheine)
  • Biologische Leistungen (tägliche Zunahme, Anzahl verkaufter Ferkel, produzierte Eimasse)
  • Verbrauchte Futtermengen (Lieferscheine, Aufzeichnungen aus Fütterungssoftware)
  • Nährstoffgehalte im Futter (N- und P-Gehalte von Eigen- und Zukauffutter aus Nährstoffdeklarationen bzw. Analysen von akkreditierten Futtermittellaboren)

Die Unterlagen bzw. Nachweise sind gegebenenfalls auf die gesamte Anlage zu aggregieren.
 

4.     Hinweise zur Anwendung und Nutzung

Um das Vorgehen zur Nutzung des Stallsaldierungsprogramms zu veranschaulichen, werden im Folgenden je ein Anwendungsbeispiel für die Schweinemast und die Legehennenhaltung vorgestellt. Diese verdeutlichen, wie durch angepasste Fütterungsverfahren Nährstoffausscheidungen reduziert und mit dem Programm plausibilisiert werden können.  
 

4.1. Anwendungsbeispiel für ein typisches Verfahren aus der Schweinemast

Der Beispielsbetrieb mit 2.000 Mastplätzen erzielt im Jahr 2,9 Umtriebe bei einer Mastdauer von 112 Tagen je Umtrieb und einer Serviceperiode von 14 Tagen. Die mittleren täglichen Zunahmen liegen im Mastabschnitt von 28 bis 123 kg Körpermasse (KM) bei 850 g. Die Leistungsdaten des Betriebes sind in Tabelle 1 zusammengefasst. 

Tabelle 1: Unterstellte Leistungsdaten in einem beispielhaft dargestellten Schweinemastbetrieb mit 2.000 Mastplätzen

Kenngröße und EinheitWert
Anfangsgewicht je Ferkel, kg28
Endgewicht je Mastschwein, kg123
Zuwachs je Jahr und Tierplatz, kg276
Verlustrate, %2,5
Mastdauer je Umtrieb, Tage112
Produktionszyklus, Tage126
Anzahl Umtriebe je Jahr2,9
Mittlerer Jahresbestand1, Anzahl Tiere1.816
Tierplätze22.288
Futterverbrauch je Mastschwein, kg261
Futteraufwand, kg Futter je kg Zuwachs2,74

1 Berechnung: [(Anzahl gekaufter + verkaufter Tiere im DG 1) / 2 * Anzahl der Futtertage im DG 1] + …/365 (… entspricht der Eingabe weiterer Mastdurchgänge)
2 Berechnung: Gesamtzuwachs je Stall und Jahr = 562.800 kg, Zuwachs je Tierplatz und Jahr nach DLG-Merkblatt 418 bei einer täglichen Gewichtszunahme von 850 g/d: 246 kg/Tierplatz; Tierplätze = 562.800 kg Zuwachs/ 246 kg Zuwachs je Tierplatz = 2.288 Tierplätze

Im Betrieb wird eine 3-Phasen-Fütterung praktiziert. Die Tabellen 2 und 3 zeigen exemplarisch die Auswirkungen von stark und sehr stark N-/P-reduzierten Fütterungsverfahren auf N- und P-Input sowie N- und P-Output und das Ergebnis der Massenbilanzierung. Die Fütterungsverfahren variieren vor allem hinsichtlich der Menge an eingesetzten Proteinträgern, z. B. Sojaextraktionsschrot (SES) sowie der Zusammensetzung des Mineralfutters mit freien Aminosäuren und mineralischem Phosphor. Des Weiteren ist aus Tabelle 2 zu entnehmen, dass der Einsatz von Mineralfuttermitteln mit hochwertiger Aminosäuren- und Phytaseausstattung im Fallbeispiel eine Einsparung von bis zu 15 % SES ermöglicht. Dies hat wiederum einen positiven Einfluss auf das Ergebnis der Nährstoffsaldierung. Durch stark und sehr stark N-/P-reduzierte Fütterungsverfahren können die Ausscheidungen deutlich unter die Grenzwerte gemäß TA Luft abgesenkt werden. Im konkreten Beispiel übersteigt das Potential zur Reduzierung von N- und P2O5-Emissionen (P x 2,291) die gesetzlichen Vorgaben im Hinblick auf Futter und Fütterung. Folglich können die zusätzlichen Einsparungen durch nährstoffangepasste Fütterung zur Erfüllung weiterer Anforderungen an die Emissionsminderung zur Anrechenbarkeit gebracht werden (Tabelle 3).  

Tabelle 2: Nährstoffgehalte der Rationen und Futterverbräuche (Input Futter) im dargestellten Schweinemastbetrieb bei Anwendung unterschiedlicher Fütterungsverfahren

Angestrebtes Fütterungsverfahren:

sehr stark N-/P-reduziert1

stark N-/P-reduziert2

Nährstoffgehalte „Mittlere Mastration“ (g/kg bei 88 % TM)  
Rohprotein

143

150

Phosphor

3,8

4,1

Futterverbrauch (dt/Jahr)

 

 

Gerste

6.090

5.970

Weizen

7.590

7.530

SES (Low Protein)  

1.410* 

1.650*

Sojaöl

120

60

Mineralfutter Anfangsmast (14 % Lys/1,0 % P)

240

 

Mineralfutter Endmast (12 % Lys/0 % P)

180

 

Mineralfutter Anfangsmast (12 % Lys/2,0 % P)

 

240

Mineralfutter Endmast (12 % Lys/1,5 % P)

 

180

* -15 % SES
1 Rationszusammensetzung Anteil in Anfangs-, Mittel- und Endmast ➞ Gerste: 32/40,2/42,5; Weizen: 49,2/48/48; SES: 15/8/6; Mifu 14 Lys/1 P: 3/3/0; Mifu 12 Lys/0 P: 0/0/3; Sojaöl: 0,8/0,8/0,5
2 Rationszusammensetzung Anteil in Anfangs-, Mittel- und Endmast ➞ Gerste: 33,5/36,5/42,5; Weizen: 47/49/48; SES: 16/11/6; Mifu 12 Lys/2 P: 3/3/0; Mifu 12 Lys/1,5 P: 0/0/3; Sojaöl: 0,5/0,5/0,5

Tabelle 3: Kalkulation der Nährstoffausscheidungen im Beispielbetrieb und Bewertung der Ergebnisse 

Angestrebtes Fütterungsverfahren:

sehr stark N-/P-reduziert

stark N-/P-reduziert

Saldierung

N

P2O5

N

P2O5

Input

 

 

 

 

Zukauf Tiere, kg

4.301

1.966

4.301

1.966

Einsatz Futtermittel, kg

34.966

13.567

36.272

14.944

Output

 

 

 

 

Verkauf Mastschweine + Bestandsveränderung, kg

18.708

8.550

18.708

8.550

Nährstoffausscheidung (Input – Output), kg

20.558

6.982

21.864

8.359

Nährstoffausscheidung maximal nach TA Luft, kg

24.316

8.989

24.316

8.989

Nährstoffausscheidung relativ1

85 %

78 %

90 %

93 %

Bewertung

ja

ja

ja

ja

Nährstoffangepasste Fütterung nachgewiesen!

1  Prozentualer Anteil der erzielten Ausscheidungen gegenüber den maximal zulässigen Ausscheidungswerten nach TA Luft

4.2. Anwendungsbeispiel für ein typisches Verfahren aus der Legehennenhaltung

Ein Legehennenbetrieb mit 40.000 Tierplätzen hat eine Stallplatzbelegung von 351 Tagen pro Jahr, was einer prozentualen Auslastung von 96,2 % entspricht. 

Durchgang 1 – welcher im Vorjahr eingestallt wurde – wird am 30.06. in der 79. Lebenswoche ausgestallt. Nach einer Serviceperiode von 14 Tagen erfolgt die Einstallung von Junghennen im Alter von 18 Lebenswochen. Im Betrieb werden Weißleger gehalten. Die Leistungskennzahlen der beiden Herden im Zeitraum vom 01.01. – 31.12. sind in Tabelle 4 zusammengefasst. 

Die Legeperiode unterteilt sich in eine 10-tägige Phase mit Vorlegefutter und anschließend drei weiteren Fütterungsphasen. Die entsprechenden Nährstoffgehalte und Futtermengen für das N-/P-reduzierte Fütterungsverfahren sind in Anlehnung an DLG-Merkblatt 457 exemplarisch für den vorliegenden Betrieb in Tabelle 5 aufgeführt. 
 
 

Tabelle 4: Unterstellte Leistungsdaten in einem beispielhaft dargestellten Legehennenbetrieb mit 40.000 Tierplätzen

Stallbelegung

Durchgang 1

R+D

Durchgang 2

Monat

01 02 03 04 05 06

 

07 08 09 10 11 12

Tierbestand am 01.01.1 bzw. bei Einstallung2, Anzahl Tiere

38.8001

Serviceperiode: 14 Tage

40.0002

Alter der Tiere am 01.01.3 bzw. bei Einstallung4, Lebenswochen

543

184

Tierbestand am 31.12.5 bzw. bei Ausstallung6, Anzahl Tiere

37.6366

39.0005

Alter der Tiere am 31.12.7 bzw. bei Ausstallung8, Lebenswochen

798

407

Stallbelegung, Tage

181

170

Verlustrate, %

3,0

2,5

Eimasse, kg

397.035

316.758

Futterverbrauch je Tag, g/Tier

120

109

Futteraufwand, kg Futter/kg Eimasse

2,09

2,329

Mittlerer Jahresbestand10, Anzahl Tiere

37.349

Tierplätze11

39.026

1 - 8    siehe Tabelle
9    Der hohe Futteraufwand resultiert hauptsächlich aus dem drei- bis vierwöchigen Zeitraum zwischen der Einstallung und dem Beginn der Legeperiode in der 21./22. Lebenswoche.
10    Berechnung: [(Tierbestand am 01.01. + Tierbestand bei Ausstallung im DG 1)/ 2*Anzahl der Futtertage im Durchgang 1]+[(Tierbestand bei Einstallung + Tierbestand am 31.12.)/2*Anzahl der Futtertage im Durchgang 2]/365
11    Berechnung: Eizahl: 11.512.774 Eier, Weißleger: 295 Eier/Jahr; Tierplätze =  11.512.774 Eier/295 Eier = 39.026



Tabelle 5: Unterstellte Nährstoffgehalte und Futterverbräuche (Input Futter) in dem beispielhaft dargestellten Legehennenbetrieb bei Anwendung des N-/P-reduzierten Fütterungsverfahrens

Angestrebtes Fütterungsverfahren:

N-/P-reduziert

Nährstoffgehalte Alleinfutter (g/kg bei 88 % TM)VorlegefutterPhase 1Phase 2Phase 3
Rohprotein170170165160
Phosphor5,04,54,54,5
Futterverbrauch (dt/Jahr)4007.0281.9496.487

 

Tabelle 6: Kalkulation der Nährstoffausscheidungen im Beispielbetrieb und Bewertung der Ergebnisse

Angestrebtes Fütterungsverfahren:

N-/P-reduziert

Saldierung

N

P2O5

Input

 

 

Zukauf Tiere, kg

4.127

1.509

Einsatz Futtermittel, kg

41.956

16.401

Output

 

 

Verkauf Eimasse; Althennen + Bestandsveränderung, kg

18.370

5.192

Nährstoffausscheidung (Input – Output), kg

27.713

12.718

Nährstoffausscheidung maximal nach TA Luft, kg

29.132

13.819

Nährstoffausscheidung relativ1

95 %

92 %

Bewertung

ja

ja

Nährstoffangepasste Fütterung nachgewiesen!

1 Prozentualer Anteil der erzielten Ausscheidungen gegenüber den maximal zulässigen Ausscheidungswerten nach TA Luft


Das Beispiel aus der Legehennenhaltung verdeutlicht, dass Betriebe, die eine N-/P-reduzierte Fütterung verfolgen, bei hoher Leistung und kurzen Serviceperioden – Merkmale, die für wirtschaftlich erfolgreiche Betriebe kennzeichnend sind – die maximal zulässigen Ausscheidungswerte gemäß TA Luft erreichen oder sogar unterschreiten können (Tabelle 6). 

Wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass eine weitere Absenkung der Rohproteingehalte ohne Leistungseinbußen in Geflügelrationen möglich ist. Diese Reduktion erfordert jedoch eine genaue Kenntnis der Energie- und Nährstoffgehalte der in der Ration eingesetzten Einzelfuttermittel, um limitierende Aminosäuren gezielt und adäquat ohne Leistungsminderungen ergänzen zu können sowie einen optimalen Hygienestatus und ein entsprechendes Management. 

Ergänzende Hinweise für die Stallsaldierung mit der Bezugsgröße Stallplatz bzw. Tierplatz

Die maximalen Ausscheidungen in Tabelle 9 und 10 der TA Luft beziehen sich auf den Tierplatz nach DLG, der am Beispiel Mastschweine über den Zuwachs und am Beispiel Legehennen über die Eimasse berechnet werden kann. Die Anzahl der Tierplätze nach DLG kann im Einzelfall die Anzahl der in der Genehmigung des Betriebs aufgeführten Plätze über- oder unterschreiten (siehe auch Fußnote 2 in Tabelle 1 und Fußnote 11 in Tabelle 4). Insbesondere in Betrieben, in denen hohe biologische Leistungen erzielt werden, können daher höhere Tierplatzzahlen nach DLG bzw. TA Luft erreicht werden. Dies stellt keinen Verstoß gegen die Genehmigung dar, sondern beruht auf den unterschiedlichen Definitionen der Begriffe.

5.     Fazit/Ausblick

Die Stallsaldierung stellt eine wesentliche Methode zur Plausibilisierung der nährstoffangepassten Fütterung bei Schweinen und Geflügel dar. Durch die präzise Berechnung des Nährstoffanfalls an N und P bzw. P2O5 können Betriebe ihre Fütterungsverfahren dokumentieren, optimieren und durch die Einsparung von Nährstoffen die Umweltbilanz verbessern. Das frei verfügbare Stallsaldierungsprogramm, welches als Excel-Tool von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) entwickelt wurde, bietet eine praktische und einfach umsetzbare Möglichkeit zum Nachweis, zur Plausibilisierung und zur Validierung nachhaltiger Fütterungsverfahren. Die Anwendung der Stallsaldierung ermöglicht so eine genaue Beurteilung der Nährstoffausscheidungen auf Anlagenebene und trägt dazu bei, die Emissionen von NH3 und P2O5 zu reduzieren. Die Excel-Anwendung basiert jeweils auf den aktuellen Empfehlungen des DLG-Arbeitskreises Futter und Fütterung zur nährstoffangepassten Fütterung.

Für eine erfolgreiche Umsetzung der nährstoffangepassten Fütterung und Stallsaldierung ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Beratung und Umweltbehörden notwendig. Die kontinuierliche Weiterentwicklung von Fütterungsverfahren, -technologien und Managementpraktiken wird auch zukünftig eine zentrale Rolle spielen, um die Nachhaltigkeit der Nutztierhaltung zu gewährleisten und den Umwelt-/Ressourcenschutz zu fördern. 

Zusammengefasst bietet die Stallsaldierung eine wichtige Grundlage für eine effiziente und umweltverträgliche Nutztierhaltung und sollte daher in der Praxis weiterhin intensiv genutzt und weiterentwickelt werden. 
 

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Kontakt

DLG e.V. • Michael Biallowons • Tel.: +49 69 24 788-209 • M.Biallowons@DLG.org