Jede unnötige Überfahrt vermeiden
Projekt „Bodenschutz bei der Holzernte“ liefert konkrete Ergebnisse zu tolerierbaren Spurtiefen
Der Boden ist die forstliche Produktionsgrundlage, seine Eigenschaften und Funktionen sind für die nachhaltige Erzeugung und Bereitstellung von Holz essenziell. Vor diesem Hintergrund wurde in Kooperation der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NWFVA), des Thünen-Instituts (TI) und des Niedersächsischen Forstplanungsamts (NFP), Fachgebiet Forstliche Standortskunde, über einen Zeitraum von fünf Jahren das Untersuchungsprojekt „Bodenschutz bei der Holzernte“ durchgeführt. Von 2017 bis 2022 hat sich das Projektteam darin intensiv mit der Auswirkung der Holzernte auf die Waldböden beschäftigt.
Die Notwendigkeit eines solchen Projekts wurde bei der Erarbeitung des Merkblatts „Bodenschutz bei der Holzernte in den Niedersächsischen Landesforsten“ erkannt. In der Arbeitsgruppe für das Merkblatt wurden gemeinsam bestimmte Spurtiefen als Richtwerte für die maximal zulässige Spurtiefe festgelegt, ohne dafür eine detaillierte wissenschaftliche Grundlage zu haben. Mit dem gemeinsamen Forschungsvorhaben wollte man Aufschluss darüber erlangen, inwieweit die Bodenfunktionen bei verschiedenen Spurtiefen beeinträchtigt werden. Das Projekt wurde von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) des Bundes gefördert.
Drei Fahrspurtypen in sechs Wiederholungen untersucht
Zur Erprobung im Gelände wurde ein Gebiet mit einheitlichen Boden- und Bestandesverhältnissen gesucht, das drei verschiedene Spurtypen in mehrfachen Wiederholungen bietet. Im Solling wurden dann Standorte mit Lösslehm über Buntsandstein bei geringer Hangneigung unter 60- bis 100-jähriger Fichte ausgewählt. Es wurden drei Fahrspurtypen mit 0 bis 10 cm, 11 bis 20 cm und 21 bis 30 cm Spurtiefe definiert und jeweils in sechsfacher Wiederholung in den regelmäßigen Rückegassen bearbeitet. In den Zwischenfeldern wurde in direkter Nähe zu den Fahrspuren die unbefahrene Referenz untersucht. Im Rahmen von Befahrungsversuchen wurde mit der im TI entwickelten Mess-Sensorik die Bodensetzung im gewachsenen Waldboden während der Befahrung unter jedem einzelnen Rad der Maschinen gemessen.
Bitte ohne Schlupf und Radieren und weniger als 15 cm Tiefe
Es galt nun herauszufinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Fahrspurtiefe und Grad der Bodenbeeinträchtigung gibt. Dieser Zusammenhang konnte mit den Ergebnissen für die untersuchten Flächen gezeigt werden. So gibt es bis 10 cm Spurtiefe nur eine geringe negative Abweichung in der Bodenfunktionsbewertung gegenüber der unbefahrenen Referenz. 20 bis 30 cm Spurtiefe setzen sich deutlich negativ ab; solch tiefe Fahrspuren müssen unbedingt vermieden werden. Fahrspuren bis 15 cm Tiefe nehmen eine Mittelstellung ein und sollten weitestgehend vermieden oder zumindest geringer als 15 cm gehalten werden. Außerdem sollte der Bodenaufbau mit der intakten Humusschicht über dem A-Horizont erhalten bleiben. Es ist also darauf zu achten, dass der Boden möglichst sanft ohne Schlupf und Radieren überrollt wird.
Intensive Gedanken vor jeder Maßnahme
Wir alle müssen uns vor jeder Maßnahme intensive Gedanken über die Auswirkungen auf den Boden machen. Das bedeutet gründliche Planung und rechtzeitige Vorbereitung. Jede unnötige Überfahrt über den Boden muss vermieden werden. Die unvermeidbaren Überrollungen des Bodens müssen so schonend wie möglich gestaltet werden. Wir müssen den Witterungsverlauf und die jeweiligen Bodenverhältnisse beachten und jeweils das beste Verfahren für die jeweiligen Verhältnisse auswählen. Das bedeutet: möglichst gerade, nicht zu lange Gassen, breite Reifen mit geringem Luftdruck bei möglichst geringen Maschinengewichten, optimale Witterungs- und Bodenbedingungen effektiv ausnutzen. Während der Arbeiten müssen wir den weiteren Witterungsverlauf und die direkten Auswirkungen der Befahrung verfolgen, um ggf. die Maschinen technisch anzupassen, das Verfahren zu wechseln oder die Maßnahme witterungsbedingt zu unterbrechen.
Ziel muss sein, die Fahrspurtiefe in der Rückegasse so gering wie möglich, d. h. unter 10 cm, zu halten. Damit bleiben die Bodenfunktionen sehr dicht an denen der unbefahrenen Referenzflächen und die Böden funktional.
Natürlich beeinflusst das die Art der Holznutzung erheblich. In vielen Bereichen gelingt es aber schon heute, die Vorgaben vorbildlich einzuhalten. In einigen Bereichen müssen wir uns noch etwas mehr Mühe geben und auch etwas mehr Mut haben, Maßnahmen zu unterbrechen oder teurere Verfahren einzusetzen.
Froh muss man sein, wenn man ein Gassensystem mit 20 m-Abständen benutzen kann. Bei weiteren Gassenabständen wird die Holzernte bedeutend teurer, schwieriger und sowohl für den Bestand, eventuell vorhandene Verjüngung als auch für die Forstwirte deutlich belastender und gefährlicher.