Vom 18. bis 22. September 2024 fand die Jubiläumstagung zum 125-jährigen Bestehen des Deutschen Forstvereins (DFV) in Fulda statt. Über 800 Fachleute nutzten die Zeit für fachlichen Austausch und die Weiterbildung im Rahmen des vielfältigen Exkursions- und Vortragsangebotes.
Das Tagungsmotto „Wald im Wandel – 125 Jahre Engagement“ stellte die Situation des Umbruchs in den Deutschen Wäldern in den Fokus und lag damit nahe am Puls des Zeitgeistes. Zentrale Themen der Tagung waren die Vielfalt in der Waldbewirtschaftung sowie neue (und auch altbewährte) Trends im Management von Forstbetrieben. Neben fast 40 Exkursionsangeboten boten rund 80 Referenten aus Wissenschaft und Praxis in 26 Seminaren spannende und vielfältige Einblicke in aktuelle Themen. Dazu waren die Seminare in die Überthemen Klimawald, Waldpolitik, Waldinnovation, Leistungswald und Waldbetrieb aufgeteilt.
In einem zentralen Eröffnungsvortrag philosophierte Philipp Krohn, Journalist der FAZ und Buchautor, in seinem Vortrag über die Frage, „Warum Nachhaltigkeit die Freiheit braucht“. Laut Krohn ist es für eine stärkere Nachhaltigkeit unvermeidlich, mehr Anreize statt Verbote zu schaffen. Er skizzierte dabei das Spannungsfeld der Nachhaltigkeit. Dieses würde sich aufspannen zwischen Ökomoralismus, welcher die soziale Marktwirtschaft in Frage stellt und einem Freiheitsmodell, das Änderungen des fossilen Wohlstandsmodells für unzulässig erachtet. Seine Lösung ist ein neues Konzept: Der Ökoliberalismus. Bei diesem werden ökologische Grenzen anerkannt und der Fokus liegt auf verantwortungsbewusstem Handeln.
Neben klassischen Diskussionsrunden wurden auch innovative Formate erprobt: Zum ersten Mal fand ein „Wissenschaftliches Speeddating“ mit kurzen Präsentationen aktueller Forschungsprojekte im „Pitch-Format“ sowie ein Startup-Contest statt, organisiert in Kooperation mit der Rentenbank und der Future Forst Initiative.
Besonders erwähnenswert ist auch die rege Teilnahme der jüngeren Forstgeneration an der Jahrestagung des DFV. Das Junge Netzwerk Forst, die Jugendorganisation des Deutschen Forstvereins mit rund 1.700 Mitgliedern, hat die Teilnahme an der Tagung genutzt, um sich untereinander zu vernetzen und den fachlichen Diskurs auf Augenhöhe mit der älteren Generation der Förster zu suchen. Die Herausforderungen der nächsten Jahre lassen sich nur mit generationenübergreifendem Austausch und dem Lernen voneinander lösen, um veraltete Strukturen aufzubrechen und den Weg für eine moderne Forstwirtschaft bereit zu machen.
Zur großen Festversammlung am Freitag nahm auch der politische Diskurs Fahrt auf. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Hessens Forstminister Ingmar Jung nutzten beide die Gelegenheit, ihre forstpolitische Agenda zu erläutern. Während Jung für die Forstwirtschaft in Hessen eine Phase der Deregulierung ankündigte, die mit dem Ausstieg aus FSC erst begonnen habe, bekräftigte Özdemir den Bedarf einer Weiterentwicklung des Waldgesetzes auf Bundesebene. Schraml, Präsident des DFV, unterstrich dabei die Bedeutung eines vielfältigen Waldeigentums und der Heterogenität der Bewirtschaftungsformen als eine zentrale Position des DFVs. „Diese Vielfalt ist nicht der Betriebsunfall der Forstgeschichte, sondern die Grundlage einer chancenreichen Klimaanpassung“, so Schraml.
Nicht zuletzt wurde die „Danckelmann-Medaille“ im Rahmen der Jahrestagung des DFV an den Präsidenten des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR), Georg Schirmbeck, verliehen. Mit dieser Auszeichnung wurde sein langjähriges Engagement in der Forstpolitik, insbesondere aber auch in der Förderung des forstlichen Nachwuchses, ausgezeichnet. In einer Laudatio durch Vertreter des JNF wurde Schirmbeck dabei gewürdigt als jemand, welcher für die Forstwirtschaft auch mal eine Extrameile gehe – oder sogar zwei.