Die Karte des gemeinsamen europäischen Research Centers zeigt eine anhaltende Trockenheit in Mittel- und Osteuropa in den ersten zehn Tagen im Mai 2025. Besonders betroffen sind einige Gebiete des Mittelmeerraums – insbesondere im Südosten Spaniens, auf Zypern, in Griechenland und im südöstlichen Balkan. Dort kommt es aufgrund ausbleibender Niederschläge und überdurchschnittlicher Temperaturen in den ersten Monaten des Jahres zu einer sich ausweitenden Dürrewarnung.
Im Gegensatz dazu erlebten die meisten Regionen Portugals, Spaniens, West- und Zentralfrankreichs einen regenreichen Winter sowie Frühling, während Norditalien erst zum Frühlingsanfang mehr Niederschläge verzeichnen konnte.
Während dieser ersten 10 Tage im Mai wiesen die Temperaturen in Mittel- und Südeuropa aufgrund der vorherrschenden Nordwinde negative (kalte) Anomalien auf, während im Nordseebecken, in Mitteleuropa und im Mittelmeerraum zu Beginn und am Ende des Zeitraums überdurchschnittlich warme Anomalien beobachtet wurden.
Auswirkungen auf Schifffahrt bereits spürbar
Die Auswirkungen der Trockenheit wurden Anfang April besonders an den europäischen Flüssen deutlich. So veränderten sich zum Beispiel innerhalb weniger Wochen die Bedingungen entlang des Rheins erheblich. Nach einem niederschlagsarmen Winter und Frühjahr, sind besonders am Oberrhein die Wasserstände gesunken und beeinträchtigen bereits die Schifffahrt am Mittelrhein.
Da die Prognosen bis Juni eine überdurchschnittliche, anhaltende Trockenheit in Nord- und Westeuropa voraussagen, wächst die Sorge um die möglichen Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Binnenschifffahrt und die Ökosysteme.
DLG-Agrifuture Insights
DLG-Agrifuture Insights ist die DLG-Wissensmarke und -plattform für internationale Trendanalysen im Agrarsektor. Sie untersucht das Geschäftsumfeld in der Landwirtschaft in Deutschland und weltweit. Hierfür werden jährlich Landwirte und Personen aus dem Agribusiness, der Wissenschaft und der Beratung zu ihren Einschätzungen zur wirtschaftlichen Situation und Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe, sowie zu Techniktrends und Innovationen in den einzelnen Betriebszweigen befragt.
Wasserstrategie soll helfen, Wasserverbrauch zu senken
Angesichts der aktuellen Entwicklungen will auch die EU-Kommission noch vor dem Sommer eine Wasserstrategie vorstellen. Ziel dabei ist es, den Wasserverbrauch zu senken. Die zuständige Kommissarin sagte dazu: „Die Industrie, die Landwirte, aber auch wir als Verbraucher müssen uns alle dessen bewusst sein, dass Wasser ein endliches Gut ist“.
Zunehmende Wetterextreme mit wiederkehrenden Dürreperioden sorgen dafür, dass immer häufiger Bewässerungssysteme zum Einsatz kommen. In Europa gehen durchschnittlich 28 Prozent der Wasserentnahmen auf das Konto der Landwirtschaft.
Bewässerung in Deutschland nimmt zu
In Deutschland ist die bewässerte Fläche zwischen 2012 und 2022 von 0,37 auf 0,55 Millionen Hektar, also um etwa 50 % gewachsen. Damit beansprucht die Landwirtschaft in Deutschland zwei Prozent des landesweit aus dem natürlichen Wasserkreislauf entnommenen Wassers. Weltweit liegt der Anteil der Landwirtschaft an den Wasserentnahmen bei rund 70 Prozent. Laut FAO hat sich die bewässerte Fläche rund um den Globus zwischen 1961 und 2018 mehr als verdoppelt. Rund 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche weltweit werden heute bewässert.
Dank des Ausbaus von Wasserinfrastruktur (Staudämme, Kanalsysteme) und Bewässerungstechnologien (Tröpfchenbewässerung, effizientere Pumpsysteme) hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Regionen die Verfügbarkeit von Bewässerungswasser zwar verbessert und die Effizienz der Bewässerung konnte gesteigert werden. Jedoch ist Bewässerung nur dann nachhaltig, die Wasserreserven, aus denen das Wasser entnommen wird, sich mit der Zeit wieder auffüllen. Ist dies nicht der Fall, droht eine Wasserknappheit. Entscheidend ist also, Lösungen zu finden, um den Wasserverbrauch zu senken.
Ressourcenschonende Lösungen gefragt
Beispielsweise können angepasste Anbauverfahren wie die reduzierte Bodenbearbeitung, der Anbau von Untersaaten oder nicht winterharten Zwischenfrüchten und angepasste Saattechniken wie Mulchsaat oder Direktsaat angewendet werden. Sie fördern den Humusaufbau, verbessern die Bodenbiologie und die Bodenbedeckung. Dadurch können das Wasseraufnahmevermögen gesteigert und Erosion sowie Verdunstung vermindert werden.
Ein weiterer Schlüssel dürfte in der Anpassung der Fruchtfolge liegen. Der Anbau trockentoleranterer Kulturen und Sorten ermöglicht es, sich gezielt an die veränderten Klimabedingungen anzupassen. Somit lässt sich der Ertrag auch weiterhin gewährleisten bzw. Ernteausfälle durch Trockenheit können vermieden werden.
Neben den pflanzenbaulichen Lösungsansätzen ist, besonders außerhalb Deutschlands bzw. Europas, der Einsatz von effizienterer Bewässerungstechnik sicherlich ein wichtiger Aspekt, um Wasserressourcen einsparen zu können.
Grundlage für den bestmöglichen Einsatz ist eine gute Informationsgrundlage. Die Fachgruppe Bewässerung von DLG, ALB und KTBL hat hierfür in einem Merkblatt einen Systemvergleich der Techniken in der Feldbewässerung zusammengestellt. Beiträge zur Dürre und ressourcenschonender Bewässerung wurden im DLG Magazin sowie in den DLG Mitteilungen veröffentlicht.