Kulturpflanzenvielfalt und neue Anbausysteme
Das zweite Regionale Treffen des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau fand auf dem Familienbetrieb Schmidle in Bopfingen/Baden-Württemberg statt. Die Veranstaltung "Kulturpflanzenvielfalt und Neue Anbausysteme – Neue Wege im Ackerbau" bei Familie Schmidle lockte viele Netzwerkende in den Südwesten.
Das Netzwerkertreffen startete mit einer Vorstellungsrunde der 17 Teilnehmenden. Dabei waren alle Anwesenden aufgefordert, zu dem Anfangsbuchstaben ihres Betriebes eine besondere Kultur zu nennen, welche entweder bereits angebaut wird oder für den Betrieb eine Überlegung darstellt. Das Anbauspektrum der Betriebe reichte dabei davon Amaranth und Durum über (Faser-)Hanf, Hirse, Lein sowie Leindotter bis hin zu Lupine und Luzerne. Darüber hinaus sind die Anwesenden von Buchweizen, Purpurweizen sowie Quinoa begeistert und würden diese gerne zukünftig ausprobieren.
Neue Anbausysteme
Anschließend stellte Lukas Schmidle den elterlichen Betrieb vor und zeigte auf, wieso der Leitbetrieb seit drei Jahren neue Wege im Ackerbau geht. Vor allem die nachlassende Wirkung und das Verbot verschiedener Herbizide bewogen den Junglandwirt, über alternative Lösungen nachzudenken. Durch benachbarte Kollegen aus dem Biolandbau lernte Lukas Schmidle vor rund drei Jahren das Dammkultursystem kennen, wobei die Kulturen in gleicher Saatstärke in einem Reihenabstand von 60 cm gesät werden. Zwischen den Reihen können unerwünschte Beigräser und -kräuter mit Hilfe eine selbstführenden und eigens angepassten Hacke reguliert werden.
Schnell folgten erste Versuche mit verschiedenen Sommerkulturen wie Hafer und Erbsen, die Familie Schmidle überzeugten. Inzwischen experimentieren sie auf knapp einem Drittel ihrer Ackerfläche im Dammanbau mit den Kulturen Winterweizen, Wintergerste, Raps, Hafer und Ackerbohnen.
Dazu passend hielt Dr. Andreas Butz vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg einen Vortrag. Butz ging dabei auf die konservierende Bodenbearbeitung, den Erosionsschutz in Form von Barrieren und Untersaaten sowie die Anlage von Agroforstsystemen ein.
Sojabohnen in Maislagen
Nach einer intensiven Vernetzung während der Mittagspause sprach erneut Dr. Andreas Butz, diesmal zu der Frage, ob die Kulturpflanzenvielfalt lediglich eine Frage der Vermarktung sei. Der Referent ging dabei detaillierter auf den Anbau von Sojabohnen und Kichererbsen in Baden-Württemberg ein. Beide Kulturen lassen sich in dem Bundesland verhältnismäßig gut anbauen – Sojabohnen in Maislagen und Kichererbsen auf warmen, trockenen Standorten. Auch die Vermarktung an Aufbereitungsanlagen (Sojabohnen) und über Direktvermarktung sei im Süden gut realisierbar. Der Experte wies darauf hin, dass die Integration von Sommerungen und damit die Diversifizierung der Fruchtfolge zwar die Bekämpfung der Problemunkräuter unterstützt, aber keine alleinige Lösung darstelle.
Dammkulturanbau und Innovationen im Stall
Auf ihre Kosten kamen die Teilnehmenden bei einer gemeinsamen Feldrunde. Neben Wurzelvergleichen im Raps und der Vorführung der selbst entwickelten Dammhacke im Hafer und im Winterweizen konnten verschiedene Gerstensorten im Dammanbau besichtigt werden. Die Netzwerkkollegen waren vom Dammkultursystem und der Entwicklung der Bestände darin sehr beeindruckt.
Bereits am Vorabend war ein Teil der Netzwerkkollegen angereist, um bei einer gemeinsamen Stallführung von Lukas und Andreas Schmidle zu erfahren, welche Überlegungen dem Stallneubau vor vier bzw. drei Jahren zu Grunde lagen, welche Erfahrungen sie mit der Futterfermentation bisher gemacht haben und vor welchen Herausforderungen der Betrieb aktuell steht. Dabei spielen besonders die Voraussetzungen für die eigene Verwertung der auf dem Acker erzeugten Produkte eine große Rolle für den Betrieb.
Isabell Faroß
Koordinationsstelle Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau
i.faross@dlg.org