Farm Forward 2035 – Visions of Smart Efficiency from three continents

Agritechnica 2025

Wie große internationale Agrarunternehmen ihre Betriebe strategisch steuern und welche Herausforderungen sie bewältigen müssen, war Thema der Diskussion „Farm Forward 2035 – Visions of Smart Efficiency from Three Continents“ auf der DLG-Expert Stage „Smart Efficiency“ auf der Agritechnica 2025. Moderatorin und DLG-Vorstandsmitglied Dr. Anna Catharina Voges sprach mit drei Managern führender Betriebe über ihre Visionen: Nick Paterson (Excel Farms, Australien, 80.000 ha), Maxim Bozhko (Shanyrak Management-Company, Kasachstan, 36.000 ha) und Jason Friesen (G&B Friesen Farms und Resilire Ag, Kanada, 10.000 ha).

Podiumsdiskussion vor Publikum (Agritechnica 2025), vier Personen sitzen auf einer Bühne und sprechen miteinander. Im Hintergrund hängt ein großer Bildschirm mit Fotos und Namen der Diskutierenden.
Internationale Agrarunternehmer im Gespräch: Nick Paterson, Maxim Bozhko und Jason Friesen (v.li.) im Gespräch mit DLG-Vorständin Dr. Anna Catharina Voges über künftige Herausforderungen in der Landwirtschaft – und wie digitale Technologien dabei unterstützen können. Bild: DLG/Lars Kaletta

Vorab stellten die Agrarunternehmer ihre jeweiligen Betriebe kurz vor: Australier Nick Paterson ist als Managing Director ein Mitglied der Geschäftsführung von Excel Farms – das Agrarunternehmen mit sieben Standorten, vier davon an der Ostküste (Provinzen Victoria und New South Wales), einer in der Provinz South Australia und zwei in Western Australia. Hauptsächlich werden Feldfrüchte angebaut, aber auch der Lämmerhandel sowie die Lammfleisch- und Merinowollproduktion gehören zum Portfolio.

Maxim Bozhko aus Kasachstan ist hauptsächlich mit der Erzeugung von Eiern und Hühnerfleisch beschäftigt, aus dem Hühnermist wird unternehmensintern organischer Dünger hergestellt. Neben den üblichen Feldfrüchten bauen sie Kichererbsen und Sonnenblumen an; alles, was vom Acker kommt, wird hauptsächlich für die Geflügelfütterung genutzt. Von mehr als 20 Mio. Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche in Kasachstan bewirtschaftet Bozhkos Unternehmen insgesamt 36.000 ha. 

Jason Friesen, Kanada, hat gemeinsam mit seinem Bruder den Betrieb übernommen, damals bewirtschafteten die Eltern zwischen 600 und 800 ha. Heute werden auf 10.000 ha Weizen, Gerste, Raps, Erbsen und Linsen angebaut.
 

Herausforderungen: Von Arbeitskräften bis Wetterschwankungen

Die Herausforderungen sind vielfältig: Friesen berichtete von extremen Wetterschwankungen in Saskatchewan – „an einem Tag plus 15 °C, am nächsten minus 10 °C“. Paterson kämpft mit historisch niedrigen Niederschlägen, während Bozhko hohe Logistikkosten belasten: „Wir sind auf den Landweg angewiesen, weil wir keine Küste haben. Deshalb nutzen wir den Großteil unserer Feldfrüchte für die Fütterung unserer Legehennen und Masthühner.“
 

„Die stetig zunehmende Technisierung macht die Landwirtschaft wieder interessanter für junge Menschen.“
 

Einigkeit herrschte bei der Frage nach den größten Aufgaben der kommenden Jahre: „Gute Mitarbeitende zu finden, bleibt eine der zentralsten Herausforderungen“, so die Experten. Gleichzeitig sehen sie Chancen in der Digitalisierung: „Die stetig zunehmende Technisierung macht die Landwirtschaft wieder interessanter für junge Menschen“, betonten die Manager. Digitale Systeme helfen zudem, Prozesse effizienter zu gestalten und Arbeitskraft optimal einzusetzen.
 

Digitalisierung in kleinen Schritten

Die Implementierung digitaler Lösungen lief in allen drei Unternehmen als kontinuierlicher Prozess ab. Paterson hat inzwischen viele Prozesse digitalisiert, wie die direkten Uploads aller Getreidegewichte oder der Erntemengen vom Vortag, die direkt in die Cloud hochgeladen werden. „Digitale Technologien erleben wir als extrem hilfreich für die Bewirtschaftung unserer Farm. Im nächsten Schritt wollen wir die Effizienz unserer Traktoren mithilfe digitaler Assistenzsysteme aufzeichnen und analysieren: Welcher Fahrer verbraucht am meisten Kraftstoff und warum? Welche Fahrweise schont Kraftstoffverbrauch und Maschine? Im Anschluss soll dann die Arbeitsabläufe entsprechend angepasst werden“, erläuterte Paterson. Bei Friesen war es vor 25 Jahren die automatische Lenkung, mit der er den Start in Richtung Digitalisierung seines Betriebes beschreibt, und „jetzt bin ich gespannt auf die Zeiten, in denen ich die Maschine nur noch einstellen muss und sie die Arbeit von alleine erledigt.“
 

Drohnen: Zukunftsmusik oder gelebte Praxis?

Auch Drohnen kommen in allen Betrieben zum Einsatz, die Rahmenbedingungen sind allerdings sehr unterschiedlich: „Ich nutze Drohnen bereits zur Düngung unserer Schafweiden“, erklärte Paterson. In Australien benötigt er für die Nutzung eine Online-Akkreditierung; auch in Kanada braucht man eine Lizenz, aber „es gibt noch große Probleme mit der Zuverlässigkeit, und wenn etwas passiert, sichert das bisher noch keine Haftpflichtversicherung ab“, ordnete Friesen ein. In Kasachstan ist lediglich eine Registrierung der Drohnen nötig: „Ich lasse unsere Felder von verschiedenen Unternehmen mithilfe von Drohnen düngen“, berichtete Bozhko. Alle waren sich aber einig, dass die Drohnen-Technologie noch in den Kinderschuhen steckt und es noch viel Entwicklungspotenzial gibt. Die Vision für 2035: „Viel autonomere Maschinen sowie effizientere Entscheidungen aufgrund verbesserter Software“, kamen Nick Paterson, Maxim Bozhko und Jason Friesen zu einem Konsens.
 

 „Ich weiß, dass wir uns um unsere Kohlenstoffemissionen kümmern und sie dringend senken müssen."
Nick Paterson
 

Die Frage nach den CO2-Emissionen und deren Relevanz in Australien, Kasachstan und Kanada kam aus dem Publikum. Schnell wurde deutlich: In keinem der drei Länder sind die Regulierungen so streng wie in Deutschland bzw. der EU: „Ich weiß, dass wir uns um unsere Kohlenstoffemissionen kümmern und sie dringend senken müssen. Wir drehen bereits an vielen kleinen Stellschrauben und sind dabei, unseren Ausstoß zu ermitteln, um uns aktiv darum kümmern zu können, ihn zu reduzieren“, erläuterte Paterson, und auch sein kanadischer wie kasachischer Berufskollege pflichtete ihm bei: „Wir haben keine Regulierungen diesbezüglich vom Staat, aber wir bemühen uns um einen geringeren Kraftstoffverbrauch und eine verminderte Bodenbearbeitung.“
 

Highlight: Die Vielfalt der Innovationen

Welches Highlight nehmen die Agrarunternehmer von der Agritechnica mit nach Hause? Friesen und Bozhko waren beeindruckt von den innovativen Lösungen zur Unkrautbekämpfung mittels Laser oder Ultraschall. Für Paterson war es der erste Besuch auf der Weltleitmesse für Landtechnik: „Ich bin total überwältigt; für mich sind es all die kleinen Technologien abseits der großen Player, die mich wirklich beeindruckt haben.“

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