„Die Nachfrage nach innovativer Technologie ist hoch“
Jens Kremer zu den Messeplänen der DLG in Nordamerika
Die DLG hat im März 2024 nach intensiver Evaluations- und Verhandlungsphase, die Firma Underhill Enterprises Inc. (UEI) mit Sitz in Elora, Ontario, Kanada, erworben. UEI ist ein auf die Organisation von Messen für Tierhalter spezialisiertes Unternehmen (Schwerpunkt Milchproduktion) und führt die kanadische Fachmesse für die Produktion von Milch und Milchkühen unter dem Titel CDX (Canadian Dairy XPO) seit dem Jahr 2013 durch. Über die Ziele der Übernahme spricht Jens Kremer, Geschäftsführer DLG International GmbH.
DLG: Wieso ist der nordamerikanische Kontinent für das Messegeschäft der DLG so interessant?
Jens Kremer: Nordamerika, vor allem die USA und Kanada, sind globale Agrarmärkte mit stark entwickelten Landwirtschaftsindustrien. Dies gilt für die Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen im Ackerbau sowie für die professionelle Nutztierhaltung und Produktion gleichermaßen.
Die Nachfrage nach innovativer Technologie und modernen Verfahren ist hoch, was große Potenziale für internationale Aussteller bietet.
Wo liegt der Unterschied zu den Märkten in Asien oder Ozeanien?
Asien und Ozeanien sind ebenfalls große Märkte, wenn auch teilweise fragmentierter. Hier sind es vor allem die stetig fortschreitende Entwicklung sowie die damit zusammenhängende starke Nachfrage nach innovativer Technologie, welcher für uns als Messemacher interessant ist. Daher sind wir in Asien mit zwei Tochtergesellschaften in China und Thailand bereits seit mehreren Jahren präsent und bieten mit Fachmessen wie der Agritechnica Asia eine exzellente Plattform für den gesamten Raum Asia Pacific.
Darüber hinaus sind wir seit dem vergangenen Jahr 2023 mit der FutureAg Powered by Agritechnica auch in Australien am Start. Zusammen mit unserem lokalen Partner HFA bieten wir hier den Zugang zum Agrifood-Business in und für den Raum Ozeanien.
Welche Faktoren gaben den Ausschlag für die Übernahme des kanadischen Unternehmens Underhill Enterprises (UEI) einschließlich der Messe CDX?
Hier sind vor allem zwei Faktoren entscheidend gewesen. Zum einen erhalten wir mit der Übernahme von UEI und der CDX einen optimalen Marktzugang. Die CDX ist als führende Fachmesse für die Milchwirtschaft bereits etabliert und bringt wertvolle Netzwerke und Expertise im Bereich Milchwirtschaft mit, welche uns bei unseren Wachstumsplänen in Kanada und auch den USA von großem Vorteil sind.
Zum anderen haben wir mit der Übernahmen ein bereits eingespieltes und erfahrenes Messeteam, inklusive dem Gründer von UEI, Jordon Underhill, hinzugewonnen. Diese Struktur vor Ort ist für unsere weitere Expansionsstrategie in gesamt Nordamerika von großer Bedeutung.
Wir haben mit der Übernahmen ein bereits eingespieltes und erfahrenes Messeteam, inklusive dem Gründer von UEI, Jordon Underhill, hinzugewonnen.
Welche neuen Formate für die Milchwirtschaft wollen Sie in den USA, Kanada und Mexiko entwickeln?
Wir planen vor allem unsere DLG-Stärke als Wissens-Hub und Partner des AgriFood-Business in den nordamerikanischen Markt zu übertragen und auszuspielen.
Neben der CDX und dem Schwerpunkt der Milchproduktion werden weitere Formate im B2B-Bereich vor allem in den USA angeboten werden. Darüber hinaus wird sich die bereits gegründete DLG Nordamerika auf thematisch zugespitzte Messe- und Konferenzformate entlang der gesamten Wertschöpfungskette der landwirtschaftlichen Produktion sowie auf Formate mit dem Fokus auf neue Technologien und Verfahren konzentrieren.
Was unterscheidet den deutschen oder europäischen vom nordamerikanischen Milchmarkt?
Größter Unterschied ist hier wohl allem die unterschiedliche Struktur der Betriebe. Der nordamerikanische Markt ist stärker industrialisiert und durch größere Farmen gekennzeichnet, während Europa vielfach kleinere und mittelständische Milchbetriebe hat.
Hinzu kommen Unterschiede in der staatlichen Regulierung. Während in Europa die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) eine große Rolle spielt, was zu einer anderen Dynamik in der Subventionsstruktur führt, ist vor allem in den USA ein enormer Wettbewerb unter den Produzenten zu erkennen. Dem entgegen steht eine nach wie vor erfolgreiche Quotenpolitik für kanadische Landwirte und Milcherzeuger, welche in Europa bereits Geschichte ist.
Welche Kundengruppen wollen Sie für Messen mit dem Fokus auf die Milcherzeugung in Nordamerika ansprechen?
Konkret bieten wir mit unseren Messen und Formaten aus dem Bereich Milcherzeugung vor allem Unternehmen aus den Bereichen Melktechnik, Stallbau und Fütterungstechnologie eine hervorragende Plattform. Hinzu kommen Anbieter aus Genetik und Tiergesundheit, welche auf unseren Plattformen mit Top-Erzeugern aus den jeweiligen Märkten in den Kontakt treten können.
Was ist ein Outbound-Sales zur Unterstützung unserer Messen weltweit (Aussteller/Besucher)?
Dies ist die vertriebliche Unterstützung aus dem Zielmarkt Nordamerika zur Vermarktung unserer internationalen Messen. Damit sollen verstärkt Unternehmen wie auch potentielle Besucher aus den Märkten USA, Kanada und Mexiko für unsere Produkte im gesamten DLG-Portfolio begeistert und gewonnen werden.
Zur Person
Jens Kremer (45) ist seit Dezember 2022 Geschäftsführer der DLG International, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Kremer verfügt über langjährige Erfahrung im weltweiten Messebusiness. Seit 2013 verantwortet der studierte Fachwirt für Messe-, Tagungs- und Kongresswesen bei der DLG Service GmbH den Bereich Geschäftsentwicklung und Vertrieb für die DLG-Messen im In- und Ausland.
Zu seinen Aufgaben zählt die operative Steuerung der Tochtergesellschaften der DLG International im In- und Ausland. Die internationale Entwicklung von Messen und Konferenzen sowie die Koordination internationaler Kooperationen spielen dabei eine zentrale Rolle. Außerdem verantwortet er den internationalen Vertrieb der DLG-Veranstaltungen.