Dr. Lothar Hövelmann: Agritechnica setzt Meilensteine für nachhaltige Produktivitätssteigerung

Agritechnica 2025 vom 9. bis 15. November 2025 in Hannover – Rund 2.700 Aussteller aus 52 Ländern und 430.000 Besucher erwartet – Leitthema „Touch Smart Efficiency“ – Technologien, Innovationen, Wissenstransfer für eine resiliente und zukunftsfeste Landwirtschaft weltweit – Exklusiver Einblick in Internationalen DLG-Survey Agrifuture Insights auf Presse-Preview in Kassel – agritechnica.com

„Milestones for Sustainable Productivity Growth“: Unter dieses Thema stellte Dr. Lothar Hövelmann, Hauptgeschäftsführer der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft), seine Analyse zum internationalen Marktumfeld für das Agribusiness. Hövelmann hielt seine Präsentation im Rahmen der Presse-Preview zur Weltleitmesse für Landtechnik Agritechnica vor internationalen Medienvertretern am 22. September in Kassel. In einer Zeit globaler Herausforderungen – von geopolitischen Spannungen über Klimaveränderungen bis hin zu steigenden Anforderungen aus Gesellschaft und Politik – setze die Agritechnica ein starkes Zeichen für Innovation und Zukunftsfähigkeit in der Landwirtschaft, unterstrich Dr. Lothar Hövelmann. Er stellte zudem exklusive Ergebnisse aus der DLG-Befragung „Agrifuture Insights“ unter insgesamt 2.184 Landwirtinnen und Landwirten sowie weiteren Vertretern der Agrarbranche weltweit vor, die im Zeitraum April bis Mai 2025 online durchgeführt wurde. Die Ergebnisse untermauern, dass sowohl landwirtschaftliche Unternehmer als auch Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter stark auf die Kombination nachhaltiger landwirtschaftlicher Praxis mit hochmodernen Technologien setzen, um die Branche zukunftsfest aufzustellen. Das unterstreiche, so Hövelmann weiter, die Bedeutsamkeit des neuen DLG-Leitbildes „Nachhaltige Produktivitätssteigerung“. 

„Die Landwirtschaft steht unter enormem Druck. Gleichzeitig bietet die Agritechnica 2025 eine Plattform, um Lösungen für nachhaltiges Produktivitätswachstum zu präsentieren und den Dialog zwischen Praxis, Wissenschaft und Industrie zu fördern: Hier geht es um Lösungen für nachhaltiges Wachstum, um ‚Milestones for Sustainable Productivity Growthʻ“, betonte Dr. Lothar Hövelmann, Hauptgeschäftsführer der DLG, in seinem Vortrag auf der internationalen Presse-Preview am Montag, dem 22. September, in Kassel anlässlich der Weltleitmesse für Landtechnik Agritechnica, die vom 9. bis 15. November 2025 in Hannover stattfindet. 

Geopolitische Spannungen erfassen Agrarmärkte

Das Marktumfeld für den internationalen Agrarsektor, führte Hövelmann weiter aus, stehe gegenwärtig unter enormem Druck: Der seit mehr als drei Jahren anhaltende russische Angriffskrieg auf die Ukraine belaste die wirtschaftliche Entwicklung vor allem in Europa stark. Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten verschärften die weltweite Bedrohungslage. Das stelle Märkte und die globalen Lieferketten „auf eine harte Probe“. Stark seien die internationalen Märkte auch durch die unberechenbare US-Zollpolitik der Trump-Administration in Mitleidenschaft gezogen. In diesem ohnehin schon schwierigen Marktumfeld tendieren darüber hinaus die Weizenpreise an der Euronext in Paris gegenwärtig schwach: Auch aufgrund eines weltweiten Bestandsaufbaus bewegten sich die Notierungen zuletzt mit rund 190 €/t unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 200 €/t – und damit rund 30 €/t unterhalb des Niveaus von vor zwei Jahren. Volatil reagiere der globale Ölsaatenmarkt, der stark von den geopolitischen Spannungen im Nahen Osten beeinflusst werde: Seien in der Region Rohölraffinerien von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen, würden die Preise für Ölsaaten wie Sojabohnen und Raps deutliche Ausschläge zeigen. 

Während die Landwirtschaft weltweit bereits heute stark durch die Folgen des Klimawandels in Form von zunehmenden Extremwetterlagen herausgefordert sei, müsse sich die Branche in Deutschland und  Europa, aber auch weltweit mit regulatorischen Anforderungen und Dokumentationspflichten auseinandersetzen, so Hövelmann weiter. Dies binde zusätzliche Ressourcen auf den landwirtschaftlichen Betrieben. Dabei brauche es in den aktuell bewegten Zeiten praktikable Lösungen, um die Versorgung der Weltbevölkerung mit Nahrung, Futtermitteln, Energie und nachwachsenden Rohstoffen auf effiziente Weise sicherzustellen. 

Nachhaltige Produktivitätssteigerung für ressourcenschonende Ernährungssicherung

Die DLG stelle ihre Arbeit daher unter das neue Leitbild der „Nachhaltigen Produktivitätssteigerung“, ein Konzept, das den Verbrauch natürlicher Ressourcen sowie Leistungen zu deren Schutz in die Bemessung landwirtschaftlicher Produktivität einbezieht, erläuterte Hövelmann. Effizienzsteigerungen in Produktion und Ressourcenverbrauch würden dabei durch technologische Innovationen sowie innovative nachhaltige Verfahren auf den Betrieben erreicht. Nachhaltigkeitsziele wie Klimaschutz und Biodiversitätserhalt müssten mit der Anforderung in Einklang gebracht werden, eine auf 10 Milliarden Menschen anwachsende Weltbevölkerung im Jahr 2050 mit bezahlbaren, gesunden Lebensmitteln ausreichend zu ernähren. Um die wachsende Weltbevölkerung auch in Zukunft sicher und ausreichend ernähren zu können, müsse die globale Landwirtschaft jährlich ein Produktionswachstum von rund 2 Prozent erreichen, unterstrich Hövelmann die Bedeutsamkeit des Ansatzes der nachhaltigen Produktivitätssteigerung für die Land- und Lebensmittelwirtschaft, und bezog sich dabei auf Berechnungen der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO und des Departments für Agrarökonomie an der Universität Göttingen. Das notwendige Produktionswachstum konnte bis in die 2000er-Jahre erreicht werden, so Hövelmann. Seit 2010 aber würde die Zielmarke verfehlt. Vor allem die EU bilanziere Produktivitätsrückschritte. Diese Entwicklung müsse umgekehrt werden, das zeige auch der Blick auf die globalen Getreidebestände: In den vergangenen fünf Jahren, mit Ausnahme des Wirtschaftsjahres 2022/23, war der globale Verbrauch an Weizen höher als das Angebot, führte Hövelmann unter Bezug auf Zahlen des Internationalen Getreiderats IGC aus. Darauf müsse die globale Agrarwirtschaft reagieren.

Trotz des weltweit herausfordernden Marktumfelds blicken Landwirtinnen und Landwirte indessen vorsichtig optimistisch auf die wirtschaftliche Situation ihrer Betriebe. Das geht aus den Antworten der DLG-Befragung „Agrifuture Insights“ hervor, die im Zeitraum April bis Mai 2025 unter 2.184 Landwirtinnen und Landwirten sowie anderen Vertretern der Agrarbranche weltweit durchgeführt wurde. Auf der Presse-Preview in Kassel stellte Dr. Lothar Hövelmann Ergebnisse aus der Online-Befragung vor: Rund 40 Prozent der Ackerbauern und mehr als 50 Prozent der Milchvieh- und Schweinehalter erwarten demnach eine gute bis sehr gute Geschäftsentwicklung – „ein Zeichen für die Anpassungsfähigkeit und Innovationskraft der Betriebe“, unterstrich Hövelmann. 

Agrifuture Insights: Moderne digitale Technologien für nachhaltiges Wachstum

Dass moderne digitale Technologien der nachhaltigen Produktivitätssteigerung Vorschub leisten, untermauern auch die Ergebnisse der Agrifuture-Insights-Befragung: So werten insbesondere Survey-Teilnehmer aus der Wissenschaft und Beratung sowie aus der Agrarindustrie den Beitrag dieser Technologien als „sehr wichtig“ für die Produktivitätssteigerung; Landwirtinnen und Landwirte bewerten ihre Rolle immerhin als „wichtig“. Dass Landwirte digitale Technologien als etwas weniger bedeutsam einschätzen, erklärte Hövelmann mit einer Mischung aus datenrechtlichen Bedenken, bestehenden Schwierigkeiten in der Interoperabilität verschiedener digitaler Systeme auf den Betrieben, Mängeln in der Nutzerfreundlichkeit sowie der Notwendigkeit, das anspruchsvolle IT-Wissen auf den Betrieben auf- und auszubauen. Das Digital Farm Center auf der Agritechnica bündele Technologien wie Künstliche Intelligenz, Robotik, Drohnen und autonome Systeme in einer Halle. Es fördere den Austausch zwischen Landwirten, Herstellern und Forschenden und leiste dadurch einen wichtigen Beitrag, die Praxistauglichkeit moderner Technologien zu erhöhen und Barrieren in deren Anwendung abzubauen, betonte Hövelmann.  

Eine weitere Herausforderung, die die Befragten des Agrifuture-Insights-Surveys identifizierten, ist der Fachkräftemangel: 70 Prozent der größeren Betriebe erwarten einen Mangel an Fachkräften. 39 Prozent der Befragten sehen in Automatisierung und Technologieinvestitionen eine Lösung. Passend dazu bewerten die befragten Landwirte drohnengestützte Verfahren wie etwa die Aussaat mit Drohnen als „wichtig“, um nachhaltige Produktivitätssteigerung zukünftig zu erreichen, unterstrich der DLG-Hauptgeschäftsführer. Ähnlich fällt die Einschätzung für den Einsatz autonomer Systeme aus. Vertreter aus der Wissenschaft und Beratung sehen beide Bereiche sogar als „sehr wichtig“ an, um die nachhaltige Produktivitätssteigerung zu erreichen. 

Bodengesundheit gewinnt an Bedeutsamkeit für Landwirte weltweit

Neben modernsten Technologien wird die Agritechnica mit ihrem Spotlight „Soil Health“ auch die Bodengesundheit als wichtigen Baustein der nachhaltigen Produktivitätssteigerung in den Fokus rücken. Themenschwerpunkte sind hierbei Regenerative Landwirtschaft, die Bedeutung der Fruchtfolge, minimale Bodeneingriffe, Bodenbiodiversität, permanente Bodenbedeckung oder Humuswirtschaft. Eine reduzierte Bodenbearbeitung, der Anbau von Zwischenfrüchten oder eine erweiterte Fruchtfolge gewinnen zunehmend an Bedeutung in der landwirtschaftlichen Praxis, sagte Hövelmann dazu. Dies spiegle sich in den Ergebnissen der jüngsten Agrifuture-Insights-Befragung: So gaben 53 Prozent der Befragten an, Technologien zur schonenden Bodenbearbeitung bereits auf ihren Betrieben umzusetzen, während 78 Prozent der landwirtschaftlichen Unternehmer bereits Zwischenfrüchte anbauen. Eine erweiterte Fruchtfolge praktizieren indessen 57 Prozent der Befragten. 

DLG-Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Hövelmann ging zudem auf die Investitionsvorhaben auf landwirtschaftlichen Betrieben in den kommenden 12 Monaten ein, die im Rahmen des Agrifuture-Insights-Surveys abgefragt wurden. Demnach wollen 46,5 Prozent der Befragten in Technologien zur Bodenbearbeitung investieren, 43,6 Prozent in Traktoren sowie 24,7 Prozent in Erntemaschinen. Auf Rang vier folgten bereits Software-Lösungen mit 23,7 Prozent. Rund 11,5 Prozent der Befragten gaben an, in autonome Systeme wie Feldroboter investieren zu wollen. 


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