Jahrestagung Junge DLG 2024:

Netzwerk Zukunft 
für Wissen mit Wurzeln

Die Jahrestagung Junge DLG verleiht ihrer Positionierung als Plattform für Nachwuchskräfte aus der gesamten Agrarbranche mit dem neuen Namen „Netzwerk Zukunft- powered by Junge DLG“ besonderen Nachdruck. Rund 200 Nachwuchs-Agrarier und -Agrarierinnen kamen am Wochenende zur Jahrestagung der Jungen DLG nach Halle (Saale) und Bernburg. Innovative Ansätze aus verschiedenen Bereichen des Ackerbaus wurden in Keynotes und Feldgesprächen unter die Lupe genommen.

„Netzwerk Zukunft  - powered by Junge DLG“: Wenn die Jung DLGisten und andere Nachwuchskräfte aus der Agrarbranche das nächste Mal zu ihrem Jahrestreffen zusammenkommen, wird der Event von Beginn an unter diesem Namen stehen. Das gab Felix Hollmann, Vorsitzender der Jungen DLG, auf der Jahrestagung Junge DLG 2024 am Samstag in Bernburg bekannt. Der Networking-Event hatte zunächst noch unter traditioneller Bezeichnung am Freitagabend in Halle begonnen, wurde am Samstag in Bernburg-Strenzfeld am Standort des Internationalen DLG-Pflanzenbauzentrums (IPZ), der Hochschule Anhalt sowie der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt fortgesetzt, und endete am Sonntag nach Betriebsbesichtigungen in der Region.

Große Mehrheit für neuen Namen

Mit der Umbenennung der Jahrestagung Junge DLG in „Netzwerk Zukunft - powered by Junge DLG“ wolle die Junge DLG vor allem eine Botschaft transportieren: Die Jahrestagung sei kein „Closed Shop“ für Mitglieder der Jungen DLG, sondern stünde allen offen, die eine innovationsfreundliche und nachhaltige Zukunft der Agrarwirtschaft gestalten wollten, unterstrich Hollmann. Der Vergabe des neuen Namens war übrigens eine Befragung der Teilnehmenden der Jahrestagung 2024 vorausgegangen: Dabei hatten sich 55 Prozent der Befragten für „Netzwerk Zukunft – powered by Junge DLG“ ausgesprochen.

Rund 200 Studierende und andere Nachwuchskräfte aus der Landwirtschaft sowie weiteren Bereichen des Agribusiness waren der Einladung zum diesjährigen Jahrestreffen unter dem Leitthema „Landwirtschaft 2040 – Herausforderungen und Chancen für eine nachhaltige Zukunft“ gefolgt. Das Programm aus Impulsen und Keynotes sowie Live-Demonstrationen beleuchtete verschiedene innovative Technologien und Methoden.

„Wissen mit Wurzeln“ greift aber laut Hollmann darüber hinaus auch eine zentrale Frage in der Debatte der künftigen Nutzung und des künftigen Nutzen der bahnbrechenden Innovationen im Bereich der KI auf: Das Zusammenspiel von Mensch und Technologie in Zeiten, in denen Suchmaschinen KI generierte Antworten auf Fragen liefern und umfangreiche Dokumente oder Analysen KI basiert erstellt würden. Manch ein Beobachter äußere da die Befürchtung, es würde in Zukunft bloß „Wissen ohne Wurzeln“ zirkulieren, so Hollmann. Die Junge DLG sei positives Gegenbeispiel: „Die Junge DLG als Netzwerk Zukunft, in dem zielgerichteter Know-how-Transfer im Zeichen der Wissenschaft im Vordergrund steht, ist gelebtes Beispiel für ‚Wissen mit Wurzeln‘“, unterstrich Hollmann.

Ich freue mich, dass so viele junge Menschen zur Jahrestagung Junge DLG zusammengekommen sind, um sich zu vernetzten, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und das eigene Handeln immer wieder zu hinterfragen“, betonte DLG-Präsident Hubertus Paetow zur Eröffnung der Jahrestagung. „Ich will euch ermutigen, jede Innovation als Chance zu verstehen und auch den Mut zu haben, sich mit neuen Technologien und Methoden auseinanderzusetzen“, sagte Paetow.

Netzwerk Zukunft nutzt „Rückenwind“ für aktive Zukunftsgestaltung

Zwar stünde die Agrarwirtschaft an einem Punkt, an dem aufgrund der vielfältigen Krisen und ihren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft einige politische Weichenstellungen in Richtung Nachhaltigkeit zurückgesetzt würden, so Paetow weiter. Doch sich deshalb in der „Gewinnerspur“ zu sehen und sich nicht mehr mit Innovationen und Fragestellungen um eine nachhaltigere Produktionsweise auseinanderzusetzen, sei die falsche Reaktion auf die Entwicklung. Eine solche Haltung sei nämlich nicht zielführend, weil sich politische Schwerpunkte durchaus wieder ändern könnten – und weil Nachhaltigkeit, etwa in Form der notwenigen Anpassung an den Klimawandel oder den Schutz der Biodiversität, eine Priorität sei, die unabhängig von politischen Agenden bestehe, so Paetow: „Versäumte Weichenstellungen bei der Nachhaltigkeit werden uns in der Realität einholen“, unterstrich der DLG-Präsident. Deshalb sei es jetzt umso wichtiger, den gegenwärtigen „Rückenwind“ im politischen und gesellschaftlichen Umfeld unternehmerisch zu nutzen und „im Netzwerk Zukunft der Jungen DLG“ die Chance zu ergreifen, ein fortschrittliches Agrarsystem aktiv zu gestalten.

„Wissen mit Wurzeln“ vermittelte im Anschluss an die beiden Begrüßungsreden am Freitagabend das Wissenschaftler-Team um Prof. Janna Macholdt, Lea Krug und Henning Pamperin von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Die Professorin und ihre Mitarbeitenden stellten Versuche und Forschungsarbeiten zur Nachhaltigen Landwirtschaft mit den Schwerpunkten Biostimulanzien, Fruchtfolgen sowie Treibhausgas-Emissionen vor.

Forschung hinterfragt Zusammenspiel von Klima, Boden, Pflanze und Management

Prof. Janna Macholdt verwies in ihrem Vortrag darauf, wie wichtig das Zusammenspiel von langfristiger Forschung in Dauerversuchen sowie die Bereitschaft sei, sich auf innovative Konzepte im Pflanzenbau einzulassen. So könne das „Gedächtnis des Bodens“ und damit die Wirkungen einer neuen Technologie oder einer innovativen Methode im Pflanzenbau nur in Dauerversuchen wirkglich grundlegend analysiert werden. Als Beispiel nannte die Professorin den Dauerversuch „Der ewige Roggen“, der bereits 1878 von Julius Kühn angelegt worden sei und somit Aufschluss gebe, wie sich der Jahrhunderte überspannende Anbau von Roggen in Monokultur auswirke. Ihre Forschung stelle das Zusammenspiel der Faktoren „Klima, Boden, Pflanze und Management“ in den Mittelpunkt, führte Macholdt aus.  

Sie fordert die Junge-DLGisten zur „Offenheit für Neues“ auf und nannte als Beispiel für innovative Konzepte klimaresiliente Fruchtfolgen oder Biostimulanzien. Bei letzteren handele es sich um eine neue Produktgruppe, die sich zwischen Dünger und Pflanzenschutz bewege. Biostimulanzien würden noch viele Fragen aufwerfen, so Macholdt, die es in Versuchen zu beantworten gelte. In der Forschung von  Innovationen sei erforderlich, dass sich Wissenschaftler selbst hinterfragten und stets reflektierten, ob ihr Setting zum Produkt passe.

Braucht die Landwirtschaft 2040 noch Herdenmanager und Betriebsleiter?

Am folgenden Samstag wechselte der Veranstaltungsort nach Bernburg zur Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau. Hier regten vier Keynote-Speaker unter der Moderation von Hielke Sillekens vom Junge-DLG-Hochschulteam Bernburg und Thomas Künzel von den DLG-Mitteilungen zu Diskussionen an über Zukunftsfragen wie dem Zusammenspiel von Mensch und Technologie, Begeisterung für das Berufsfeld Landwirtschaft sowie Agrarnaturschutz und die Ressource Boden. „Kluge Köpfe versus Technologie – Braucht die Landwirtschaft 2040 noch Herdenmanager, Pflanzenbauleiter und Betriebsleiter?“. Darüber sprach Felix Strohtmeyer von der Personalagentur farmconnect.

Landwirt Dr. Klaus Nehring von der NIB.agro  - Beckendorf stellte seine Keynote unter das Thema „Agrarbegeistert – der Nachwuchs unserer Branche“, während Julia Vogel vom World Wide Fund for Nature (WWF) Möglichkeiten vorstellte, wie Landwirte im überbetrieblichen Austausch Agrarumweltmaßnahmen, zum Beispiel Blühstreifen, Hecken oder Ansätze aus der Agroforstwirtschaft, umsetzen können. Diesen Ansatz verfolgt das Projekt KOMBI, an dem neben dem WWF unter anderem auch die DLG mitwirkt. Zum Schluss referierte Burkhard Fromme, Landwirt aus Königslutter, schließlich „Die drei großen „B“ des Bodens“.

Auf dem Planwagen zu den Versuchsfeldern

Ergänzt wurde das Vortragsprogramm von Feldgesprächen am Samstagnachmittag. In zwei dieser Praxisgespräche gab das Internationale DLG-Pflanzenbauzentrum (IPZ) vor Ort in Bernburg-Strenzfeld Einblicke in seine anwendungsorientierte Forschung zur Digitalisierung und Biodiversität. Wissenschaftler von der auf dem Campus ansässigen Hochschule Anhalt zeigten Versuchsfelder mit wärmeliebenden Kulturen zur Anpassung an den Klimawandel. Der KWS-Experte Dr. Stefan Meldau stellte innovative Züchtungsmethoden vor. Im Planwagen ging es dann zu den Versuchen zum Ökolandbau, vorgestellt von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG).

Florian Schiller, Projektleiter Digitale Landwirtschaft der DLG, präsentierte verschiedene Projekte, an denen das IPZ beteiligt ist. Im Projekt „Atlas“ etwa geht es um Interoperabilität, also die Schnittstellenfähigkeit verschiedener digitaler Systeme und Standards. Das Projekt NaLamKI wiederum widmet sich der KI gestützten Erkennung von Pilzkrankheiten im Weizen. Das IPZ hat sich an der Erstellung der Trainingsdatensätze für die KI beteiligt. Darüber hinaus stellte Schiller ein Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) zum Einsatz von NIRS-Sensoren zur Quantifizierung von Nährstoffen in flüssigen Wirtschaftsdüngern vor. Zudem konnten die Teilnehmenden am Netzwerk Zukunft einen Spotsprayer im Life-Einsatz begutachten.

Stefanie Pionke, DLG-Newsroom

Schild, Füße in Gummistiefeln, Logo "Junge DLG / Netzwerk Zukunft".
Der neue Name "Netzwerk Zukunft - powered by Junge DLG" unterstreicht den Charakter des Events als offenes Treffen für innovative Nachwuchskräfte aus der ganzen Agrarwirtschaft. Foto: DLG
DLG-Präsident Hubertus Paetow begrüßt die Teilnehmenden des Netzwerk Zukunft (Jahrestagung Junge DLG).  Foto: DLG / F.HOlland
DLG-Präsident Hubertus Paetow ermutigt die Teilnehmenden am Netzwerk Zukunft (Jahrestagung Junge DLG), neue Technologien auszuprobieren. Foto: DLG / F. Holland

Ich will euch ermutigen,  jede Innovation als Chance zu verstehen und den Mut zu haben, sich mit neuen Technologien und Methoden auseinanderzusetzen.

 

Neuwahlen zum Arbeitskreis Junge DLG
Am Rande des Treffens des Netzwerk Zukunft hielt der Arbeitskreis Junge DLG Neuwahlen ab. Ins Leitungsteam wählte der Arbeitskreis Junge DLG Dr. Veronika Drexl, Martin Moshake, Olivia Eberwein, Felix Hollmann, Lena Callsen sowie Martin Ingerl.

Darüber hinaus wurden fünf neue Mitglieder in den Arbeitskreis gewählt: Niklas Alt, Charlotte Aue, Björn Bohla, Georg König und Johannes Steinfort. Wiedergewählt wurden: Thomas Döbelt, Jan Frädrich, Vroni Koch, Lars Wichmann, Hendrik Wallrichs, Max Wilhelm und Lena Callsen. Ausgeschieden sind: Maximilian Schulze Esking, Dr. Andreas Stahl, Friedrich Stute, Jan Große-Kleimann sowie Philipp Käppeler.

Gruppe von jungen Menschen auf Rasen.
Diese Mitglieder wurden auf dem Treffen des „Netzwerk Zukunft“ am vergangenen Wochenende in ihrem Beisein neu in das Leitungsteam des Arbeitskreises Junge DLG gewählt (v.l.n.r.): Martin Moshake, Olivia Eberwein, Felix Hollmann, Lena Callsen und Martin Ingerl. Es fehlt Dr. Veronika Drexl. Foto: DLG / F. Holland
Frau mit Mikrofon in der Hand, Prof. Janna Macholdt.
Prof. Dr. Janna Macholdt von der Universität Halle ermutigt die Teilnehmenden an der Jahrestagung Junge DLG, Innovationen wie Biostimulanuzien aufgeschlossen zu erproben. Foto: DLG / F.Holland