Reisebericht von Jannik Luk Heckel 

Einblicke in die Vielfalt der französischen Rinderzucht  

Meine Rundreise durch Frankreich führte mich über 2.000 Kilometer durch einige der landwirtschaftlich prägendsten Regionen des Landes und zeigte mir die beeindruckende Vielfalt der dort beheimateten Rinderrassen. Jede Region offenbarte ihre eigenen Besonderheiten, geprägt von Traditionen und Umweltbedingungen, die jeweils spezifische Haltungsformen und Rassen hervorgebracht haben. 

Vogesenrind auf steilen Weiden

Den Auftakt machte eine Etappe in den Vogesen, wo steile Hänge und weitläufige Weideflächen die Landschaft bestimmen. Hier dominiert die extensive Almwirtschaft, bei der das robuste Vogesenrind gezüchtet wird – eine Rasse, die sich perfekt an die anspruchsvolle Topografie angepasst hat. Neben Rindern grasen auch Schafe und Ziegen auf den steilen Weiden. Kleine Käsereien und Sennereien sind typisch für diese Region und verarbeiten die Milch zu lokalen Spezialitäten, was die enge Verbindung zur regionalen Landwirtschaft deutlich macht. 

Traditionelles Käsehandwerk im Jura

Weiter ging es in den Jura, nahe der Schweizer Grenze. Dort besuchte ich Betriebe mit Montbéliard-Rindern. Nur die Milch der Montbéliard- und Simmentaler Rinder darf für die Herstellung zum weltweit bekannten Comté-Käse verwendet werden. Dabei gelten strenge Vorschriften: Die Tiere müssen überwiegend auf der Weide bleiben, dürfen kein Kraftfutter und keine Silage erhalten. Diese Region ist ein Vorzeigebeispiel für die enge Verzahnung von hochwertiger Milchproduktion und traditionellem Käsehandwerk, das weit über Frankreichs Grenzen hinaus bekannt ist. 

Extensive Weidehaltung der Charolais-Rinder

Im Département Saône-et-Loire führte mich meine Reise nach Charolles, dem Geburtsort der Charolais-Rinder. Im „Maison du Charolais“ lernte ich viel über diese Fleischrasse, die für ihre erstklassige Qualität berühmt ist. Die Mutterkühe grasen auf weiten, von Hecken umsäumten Weiden, was eine extensive Weidehaltung begünstigt und die Kulturlandschaft erhält. Das Museum und Restaurant des „Maison du Charolais“ veranschaulichen die Bedeutung dieser Rinder für die regionale Fleischproduktion auf eine besondere Weise. 

Ein Höhepunkt meiner Reise war der Besuch des „Sommet de l'Élevage“ in Clermont-Ferrand, einer der größten Landwirtschaftsmessen Europas. Über 2.000 Tiere, darunter Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde, wurden hier vorgestellt. Besonders im Fokus stand die Rasse Salers, die bei Zuchtwettbewerben und Prämierungen in diesem Jahr viel Aufmerksamkeit erhielt. Neben den Tieren wurden auch spezialisierte Maschinen und innovative Landtechnik ausgestellt, die teilweise Konzepte umsetzen, die in Deutschland noch wenig verbreitet sind. Fachveranstaltungen und Diskussionsrunden zu verschiedenen Zuchtmethoden boten mir tiefere Einblicke in die Herausforderungen und Chancen der französischen Landwirtschaft. 

Jannik Luk Heckel

Hauptpreis DLG Young Talents Award 2024

Jannik Luk Heckel stammt aus Landau in der Pfalz, ist gelernter Landwirt und Student im Bachelorstudium Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim. Die Auswahlkommission stellte sein sehr breit aufgestelltes ehrenamtliches Engagement unter anderem als Team Captain im Junge DLG/Team Hohenheim und sein ausgeprägtes Interesse am Blick über den Tellerrand besonders heraus. So wurde auf seine Initiative hin eine gemeinsam mit einem Kommilitonen selbst organisierte praktische Lehreinheit als Zusatz zum „Grundmodul Anatomie der Nutztiere“ ins Leben gerufen, die mittlerweile fest im Lehrplan etabliert ist.

DLG Young Talents Award

Weitere Infos

Bei einer Exkursion im Rahmen der Messe besuchte ich einen Milchviehbetrieb mit Normannen-Rindern, die in extensiver Weidehaltung gehalten werden. Trotz dieser Haltung erzielen die Tiere kosteneffiziente Milchmengen: etwa 21 Liter pro Kuh und Tag, mit 4,29 % Fett und 3,4 % Eiweißgehalt. Die Wirtschaftlichkeit des Betriebs wird durch eine kostengünstige Fütterung mit Weidegras im Sommer und einer TMR im Winter erreicht. Die Bullenkälber werden auf dem Betrieb nach drei Wochen zu guten Preisen von 150 € verkauft. Neben der Milchwirtschaft werden hier auch eine Charolais-Herde sowie Schafe gehalten, was den Betrieb wirtschaftlich breit aufstellt. 

Im Anschluss ging es für mich weiter in die Hochlandregionen Cantal und Aubrac, die sich durch karge Weiden und ein raues Klima auszeichnen. Hier begegnete ich den Rassen Aubrac und Salers, die ursprünglich als Zweinutzungsrassen für Milch und Fleisch dienten. Heute liegt der Fokus vor allem auf der Fleischproduktion, da die Milchleistung gering ist und nur noch wenige Betriebe Käse wie Cantal und Laguiole herstellen. Die Kreuzung der Tiere mit Charolais-Bullen verbessert die Fleischqualität, und die nachhaltige Weidehaltung trägt zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. 

Auf der Rückfahrt durchquerte ich die Ackerbauregion um Straßburg, wo ich die Körnermaisernte, insbesondere zur Saatgutgewinnung, beobachten konnte. Auch der Anbau von Soja, der aufgrund des günstigen Klimas gute Erträge verspricht, zeigte die Vielfalt der dortigen Landwirtschaft. 

Diese Reise gab mir einen umfassenden Einblick in die französische Landwirtschaft, die durch ihre enge Verbindung von Tierhaltung, Landschaftspflege und regionalen Traditionen beeindruckt. Die angepassten Haltungs- und Zuchtmethoden zeugen von der Vielfalt und Anpassungsfähigkeit, die die französische Landwirtschaft so besonders macht. 

Herzlicher Dank an die DLG e.V. für die Unterstützung durch den DLG Young Talent Award.

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