Dr. Lothar Hövelmann, DLG-Hauptgeschäftsführer, und Freya von Czettritz, CEO DLG Holding GmbH, haben im September 2022 als Doppelspitze der DLG-Gruppe ihre neuen Funktionen übernommen. Höchste Priorität hatte die Neustrukturierung der DLG-Gruppe. Über den aktuellen Stand berichten beide zu Beginn des neuen Jahres im Interview im DLG-Mitgliedernewsletter. Darüber hinaus geben sie Einblicke in die Messen und die fachlichen Angebote im Jahreslauf.
DLG-Mitgliedernewsletter: Was sind die Schwerpunkte der DLG im Jahr 2025?
Dr. Lothar Hövelmann und Freya von Czettritz: Die markanten Punkte sind unsere großen Events, da passierts! Wir starten im Februar mit der DLG-Wintertagung 2025, auf der wir uns mit der Neubewertung von Produktivität und Ressourcenschutz auseinandersetzen. Ertragssicherheit im Stall und auf dem Feld rückt als Stabilitätsanker für Gesellschaften angesichts der aktuellen geopolitischen Erschütterungen stärker in den Fokus. Und die kommt nicht von alleine. Wie können sichere Erträge mit dem ebenso notwendigen Klima- und Ressourcenschutz in Einklang gebracht werden? Das ist die Millionen-Dollar-Frage. Und wie können Innovation und Technologie hierbei helfen? Dabei wirken alle unsere Ausschüsse aus Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Lebensmittelwirtschaft und Landtechnik mit. Die Junge DLG ist ebenso mit an Bord wie auch die Female Agri Fellows.
Was erwartet die DLG-Mitglieder?
Es folgen mehrere Dutzend weiterer Fachveranstaltungen und Exkursionen zu den Themen Landtechnik, Milchproduktion, Rinderhaltung, Schweinehaltung, Forstwirtschaft, Aquakultur, Inhouse-Farming… Dabei sind wir im Norden, Süden, Osten und Westen der Bundesrepublik präsent. Einige Veranstaltungen führen uns ins europäische Ausland und manche sogar nach Übersee, Afrika und Südostasien. Im September 2025 haben wir die DLG-Waldtage in Lichtenau, die fachlich von unserem Ausschuss für Forstwirtschaft vorbereitet werden. Hier geht es um waldbauliche und forsttechnische Fragen, und auch die Diskussion um Gesetze und Auflagen im Forst wird hier ihren Platz haben. Die Waldtage folgen auf die ebenfalls im September stattfindenden DLG-Unternehmertage, wo betriebswirtschaftliche Fragen, das Betriebsmanagement und die wichtigsten Märkte im Vordergrund stehen.
Über die gesamte Vegetationsperiode führen wir im DLG-Pflanzenbauzentrum in Bernburg pflanzenbauliche und landtechnische Versuche durch. Auch unsere Praxistage, bei denen wir spezielle Themen zu Bodenbearbeitung und Bestellung, zum Zwischenfruchtanbau oder zur Bewässerung live auf dem Acker demonstrieren, bilden sich zu einem Attraktionspunkt heraus.
Gibt es schon erste Informationen zur AGRITECHNICA?
Die Weltleitmesse AGRITECHNICA im November 2025 wird mit mehr als 400.000 Besuchern das teilnehmerstärkste und internationalste Ereignis der DLG. Traktoren, Antriebe, Bodenbearbeitung, Digitalisierung, die Young Farmers Party, Startup-Plattformen oder auch der DLG.Prototype.Club werden hier besondere Schwerpunkte setzen. Den fachlichen Schlusspunkt 2025 bildet dann im Dezember das DLG-Kolloquium, bei dem Ressourcenschutz-Themen und Nachhaltigkeitsaspekte im Vordergrund stehen.
Damit bei aller Themenfülle die Inhalte auch ihre Adressaten, die DLG-Mitglieder, erreichen, haben wir die Homepage der DLG (www.dlg.org) vollkommen neu aufgesetzt. Ihre Funktionalität ist erweitert, die Suchfunktion umfasst jetzt eine Volltextsuche und wir haben eine Mediathek integriert, in der alle Publikationen, alle Podcasts und zahlreiche Vorträge zum Herunterladen oder Streamen bereitstehen.
Zur Person
Dr. Lothar Hövelmann (62) ist promovierter Agraringenieur und startete 1998 als Projektleiter Pflanzenbau seine Karriere bei der DLG. Parallel übernahm er von 1998 bis 2008 die Geschäftsführung des Dachverbandes Agrarforschung e. V. Ab 2003 leitete er in der DLG das neu gegründete Fachgebiet Nachhaltige Landwirtschaft. 2008 stieg er in die Geschäftsführung der DLG ein und leitete das DLG-Fachzentrum Landwirtschaft. 2015 wurde er zusätzlich in den Vorstand der DLG berufen. Seit 2022 ist er Hauptgeschäftsführer der DLG.
Freya v. Czettritz (40) ist studierte Betriebswirtin und seit 2008 bei der DLG. Ein Jahr später verantwortete sie die Weltleitmesse für Landtechnik AGRITECHNICA. Sie entwickelte die Messe zur führenden internationalen Plattform für innovative Landtechnik und modernen Pflanzenbau. Seit 2016 leitete sie den Bereich Messen Pflanzenbau bei der DLG mit den internationalen Leitmarken AGRITECHNICA, DLG-Feldtage, DLG-Waldtage, PotatoEurope und AGRITECHNICA ASIA. Als CEO der DLG Holding GmbH treibt sie seit 2022 die Professionalisierung der DLG und die Verzahnung von Agrar und Food international voran.
Die Neustrukturierung der DLG ist eine Herzensangelegenheit des Vorstands und der Leitungsgremien der DLG. Wie unterscheidet sich die neue Struktur von der bisherigen Organisation?
Wir beide sind im September 2022 als Doppelspitze der DLG-Gruppe in unsere Funktionen gekommen. Höchste Priorität hatte die Neustrukturierung der DLG-Gruppe mit dem Ziel, die gemeinnützigen Aufgaben der DLG und die geschäftlichen Aktivitäten so zu organisieren, dass die Entscheidungen und die Arbeitsprozesse mit größter Effizienz ablaufen können. Dazu hat der Gesamtausschuss der DLG im September eine neue Satzung beschlossen, die nun seit Dezember 2024 in Kraft ist. Und wir bauen die Struktur der Tochtergesellschaften des DLG e. V. um. Die fachlichen Aufgaben sind im DLG e. V. verankert. Die beiden Fachzentren Landwirtschaft und Lebensmittel haben wir dort zusammengeführt, weil die Themen immer stärker über die Wertschöpfungskette miteinander verbunden sind. Und wir haben fachliche Aufgaben von den Testzentren, in denen die Qualitätsprüfungen organisiert sind, ins Fachzentrum übertragen. Die Tochtergesellschaften der DLG clustern wir entlang unserer drei wirtschaftlichen Kernaufgaben: Messen, Qualitätsprüfungen und Medien.
Das Zusammengehen von Geschäft und Fachlichkeit ziehen wir durch alle Messethemen, sei es Landwirtschaft, Lebensmittel oder Forst und durch alle Aktivitäten der Qualitätsprüfung bei Landtechnik und bei Lebensmitteln.
Gibt es schon erste Erfahrungen?
Wir leben diese Struktur bereits jetzt, und dabei hat sich als erfolgsentscheidend erwiesen, dass die fachlichen und die wirtschaftlichen Aufgaben angemessen ineinander greifen können. So sind Messen einerseits hochprofessionelles Geschäftsfeld für die DLG und andererseits geprägt von den fachlichen Angeboten der DLG. Beides zusammen macht ihre Attraktivität aus. Und dieses Zusammengehen von Geschäft und Fachlichkeit ziehen wir durch alle Messethemen, sei es Landwirtschaft, Lebensmittel oder Forst und durch alle Aktivitäten der Qualitätsprüfung bei Landtechnik und bei Lebensmitteln.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die weitergehende Digitalisierung der DLG. Das zieht sich durch unsere internen Verwaltungsprozesse, Financing und Controlling, Personalmanagement, berührt unsere Mitglieder- und Kundenbeziehungen sowie die Wahlvorgänge in vielen Gremien. Die Wahlen zum Gesamtausschuss in der diesjährigen Mitgliederversammlung werden zum Beispiel online organisiert.
„Der gleichzeitig realistische wie optimistische Blick nach vorne ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg“.
Die Messeerfolge von AGRITECHNICA 2023 und EuroTier 2024 nach der Corona-Pandemie waren groß. Wo liegen die Herausforderungen im AGRITECHNICA-Jahr 2025?
Die beeindruckenden Messeerfolge der vergangenen Jahre zeigen, wie groß das Bedürfnis der Landwirtinnen und Landwirte nach Austausch, Inspiration und zukunftsweisenden Impulsen ist. Im Jahr 2025 stehen wir vor der Aufgabe, diesen Dialog weiter zu fördern und zu intensivieren – denn die Landwirtschaft befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt.
Die Herausforderungen von 2025 verlangen nach klugen betrieblichen Entscheidungen, die auf einem starken Fundament aus Fachwissen, modernster Technik und der richtigen Dosis Inspiration beruhen. Genau hier setzt die AGRITECHNICA an: Sie ist nicht nur eine Plattform für Innovationen, sondern auch ein Ort, der die wichtigen Fragen unserer Zeit adressiert. Wie schaffen wir es, Produktivität und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen? Wie können wir den Schutz von Ressourcen und Umwelt weiter vorantreiben, ohne die Ernährungssicherheit aus den Augen zu verlieren? Und welche Rolle spielt dabei die technologische Weiterentwicklung?
Die Landwirte wissen: Es gibt keine Patentrezepte für die Zukunft. Aber der Mix aus fundierter Expertise, wegweisenden Innovationen und den motivierenden Impulsen einer Messe wie der AGRITECHNICA ist Gold wert. Es sind diese Begegnungen, Diskussionen und Erkenntnisse, die den Weg in die Zukunft ebnen – und dabei helfen, die Weichen für ein erfolgreiches Jahr 2025 und darüber hinaus zu stellen.
Wir freuen uns darauf, unseren Besuchern auch im kommenden Jahr genau diese Möglichkeiten zu bieten: Austausch auf Augenhöhe, innovative Lösungen und die Botschaft, Teil einer Branche zu sein, die Mut und Zuversicht ausstrahlt. Denn wenn wir eines aus den vergangenen Jahren gelernt haben: Der gleichzeitig realistische wie optimistische Blick nach vorne ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg.
Ein kluger Denker aus Königsberg hat das vor rund zweihundertfünfzig Jahren mit der „moralischen Verpflichtung zur Zuversicht“ umschrieben. Daran wollen wir uns halten.