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Pralles Programm des DLG-Forums Rindermast

Auf der 3. Konferenz des DLG-Forums Rindermast  in Hohenroda, befasste sich zunächst Dr. Christian Koch vom Hofgut Neumühle mit der Frage „Trocken TMR – Eine Fütterungsvariante in der Bullenmast?“.

Die Fütterung einer Trocken-TMR verspricht einige Vorteile: Sie kann eine Lösung in grundfutterknappen Jahren sein, sie hat arbeitswirtschaftliche Vorteile und sie ist häufig hygienisch stabiler als eine klassische TMR. In einem Mastversuch, der eine maissilagebetonte Ration einer Ration mit Trocken-TMR gegenüber stellte, wurden auf dem Hofgut Neumühle interessante Ergebnisse deutlich: Beide Mastgruppen (Einstallung ab Fresser) zeigten nahezu identische Mastergebnisse auf sehr hohem Niveau. Die Trocken TMR- Gruppe zeigte allerdings eine deutlich geringere Anzahl an Pansenzotten, eine reduzierte Passagerate sowie reduzierte Wiederkauschläge.

Als Fazit konnte Koch festhalten, dass in Jahren mit geringen Kraftfutterkosten die Trocken-TMR  eine Fütterungsalternative darstellen kann, aber ein starkes Augenmerk auf die wiederkäuergerechte Fütterung gelegt werden muss. Insbesondere eine gute Mischqualität sowie eine homogene Partikelgrößenverteilung sind wichtig, um eine Selektion durch die Tiere zu vermeiden und damit Acidosen vorzubeugen.

Dr. Barbara Benz von der HfWU Nürtingen-Geislingen stellte in ihrem Vortrag „Neu- und Umbauten von Fresser- und Rindermastställen – zukunftsfähig und tiergerecht“ innovative Stallbauten aus dem Projekt EIP Rind vor.

Anhand von Verhaltens- und Umweltparametern wurden die Beispielställe bewertet. Unterschiedliche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Tiergerechtheit in Fresser- und Bullenställen mit zunehmendem Platzangebot bis zu einem gewissen Punkt steigt.

Die Tiergerechtheit an der reinen Quadratmeterzahl festzumachen, ist allerdings zu kurz gedacht. Buchtengeometrie und Buchtenstruktur sind entscheidende Aspekte, die bei Rindern als Randlieger berücksichtigt werden müssen, um tatsächlich mehr Tiergerechtheit umsetzen zu können.

Allerdings erhöht sich durch die Vergrößerung der Fläche pro Tier die emittierende Fläche und damit verschlechtert sich die Umweltwirkung, insbesondere beim Einsatz von Laufhöfen. Tretmistställe kommen schnell bei Überdimensionierung an ihre funktionalen Grenzen. Hier kann der Einsatz von flexiblen Abtrenngittern, die in einem der Beispielställe zum Einsatz kommen, eine praktikable Lösung sein. Bei der  Boden- und Liegeflächengestaltung zeigte Benz zunehmende Tiergerechtheit von Betonspalten über Böden mit Gummiauflage bis hin zu eingestreuten Flächen. In den Beispielställen zeigte sie technisch automatisierte und praktikable Lösungen für Minimaleinstreu, die insbesondere in der Trockenhaltung von Flächen und damit einhergehender Optimierung der Klauengesundheit deutliche Vorteile bieten.

Ein weiterer Aspekt, der in der Rinderhaltung durch zunehmende Außentemperaturen und Temperaturextreme immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist der Hitzestress der Tiere. Einer der Ställe aus dem EIP-Projekt war mit einem Gründach ausgestattet. Temperaturmessungen unterhalb des Daches zeigten eine deutliche Temperaturreduktion im Vergleich zu den klassischen Dachbedeckungen.

Im Arbeitskreis 1 Tiergesundheit in der Fresseraufzucht optimieren diskutierte Markus Heimann aus Ahlen mit den Teilnehmern sein stringentes Management mit Ziel eines gesunden Tierbestandes. Der Betrieb zeichnet sich durch sehr geringe Tierverluste aus. Bei jedem Tier wird die Abgangsursache statistisch erfasst, um kontinuierlich den Gesundheitsstatus der Fresser zu verbessern und frühzeitig bei Problemen gegensteuern zu können.

Im Arbeitskreis 2 wurde die Frage „Grundfuttereinsatz steigern oder Reduzieren – Was ist die richtige Strategie für meinen Betrieb?“ kontrovers diskutiert. Einen Impuls setzte Albrecht Haag, der auf seinem Bio-Betrieb mit Absetzermast das Ziel hat, möglichst wenig Kraftfutter einzusetzen. Einigkeit bestand darin, dass eine gute Grundfutterqualität einer der wichtigsten Faktoren zum Betriebserfolg ist. Die hohe Verdaulichkeit und Qualität des Futters scheint für die Leistung wichtiger zu sein als die Zusammensetzung der Komponenten. Gerade in Zeiten von hohen Kraftfutterpreisen ist die grundfutterbasierte Fütterung ein übereinstimmendes Ziel. Diese zu erreichen ist aber auch vom Betriebsstandort abhängig – wie hoch diese Abhängigkeit ist beziehungsweise wie hoch die Kraftfutterergänzung zwingend sein muss, wurde von den Teilnehmern unterschiedlich eingeschätzt.

Die Teilnehmer am Betriebsvergleich der BZA-Ergebnisse2020/21 trafen sich im Anschluss an die Arbeitskreise, um Schlüsse aus den vorgestellten Ergebnissen zu ziehen. Auch für das kommende Forum in 2023 ist wieder ein gemeinsamer Betriebsvergleich geplant. Fressererzeuger und Bullenmäster sind herzlich eingeladen, ihre Betriebszweigauswertungen einzureichen und am Betriebsvergleich teilzunehmen.

Unter dem Titel „Zukünftige Rahmenbedingungen in der Fressererzeugung und Bullenmast – ein aktueller Stand zu ITW, Borchert und Co.“ berichteten Fokke Stöver, Vorsitzender des Berufsverbandes Rindermast, und Wilfried Naue von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen über die neuesten Entwicklungen.

Am 25. Februar wurden die aktuellen Konditionen der Initiative Tierwohl beziehungsweise der Haltungsformen veröffentlicht. Als wichtige Essenz wurde festgehalten, dass jeder Bullenmäster seine Produktionskosten für die unterschiedlichen Stufen der Haltungsformen kennen muss, bevor er sich entscheidet, für die entsprechende Stufe zu produzieren, da die Produktionskostensteigerungen schnell über den gezahlten Zuschlägen liegen können.

Aristotelis Zisis stellte in seinem Vortrag „Digitale Auswertung der Schlachtdaten – Transparenz und Benchmark“ die Möglichkeiten der Qualifood Applikation für die BetriebsleiterInnen vor.

Die Schlacht- und Befunddaten werden digital kurz nach der Schlachtung an die Smartphone-App übermittelt und sind damit sofort einsehbar. Der Bullenmäster Maximilian Jung bestätigte den Nutzen der App aus seiner praktischen Erfahrung und betonte, dass dadurch eine schnelle Reaktion auf Schlachtbefunde in Zusammenarbeit mit Tierärzten und Berater, die ebenfalls einen Zugang erhalten können, möglich ist.

Die App ermöglicht zusätzlich einen Vergleich mit anderen Schlachttiergruppen sowie eine Zeitreihe der Entwicklung der Befund- und Schlachtdaten. Damit kann nicht nur ein Trend des eigenen Betriebes, sondern auch eine transparente Vergleichbarkeit mit den Schlacht- und Befunddaten der BerufskollegInnen erfolgen.

Als Abschluss der Tagung konnte der Betrieb der Familie Hückl in Fladungen besichtigt werden. Familie Hückl betreibt Bullenmast auf 240 Plätzen im 2017 gebauten Tretmiststall mit automatischer stationärer Einstreumaschine, automatischer Futtervorlage von Grund- und Kraftfutter sowie Schieberentmistung. Zusätzlich gewährte Familie Hückl einen Einblick in die 800 kW Biogasanlage mit Nahwärmenetz.

Die nächste Tagung wird am 4./5. März 2023 in Hohenroda (Hessen) stattfinden. Informationen werden zeitnah auf der Homepage des Forums zur Verfügung gestellt: DLG-Forum Rindermast - dlg.org