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Trends in der in der Saat- und Bestelltechnik

Prof. Dr. Yves Reckleben, Fachhochschule Kiel, Professur für Landtechnik/Außenwirtschaft

Die Aussaat ist neben dem Pflanzenschutz und der Bodenbearbeitung einer der wesentlichsten Prozesse im Produktionssystem Getreideanbau. Mit der Aussaat wird die Ausgangssituation für die Bestandesdichte und -entwicklung gesetzt. Neben der Wahl der Aussaatmenge nehmen die technischen Anforderungen der Aussaattechnik eine bedeutende Rolle ein. Hier steht die gleichmäßige Kornverteilung über die Fläche (Längs- und Querverteilung) bei gleichzeitig exakter Tiefenablage im Vordergrund. Mit diesen Parametern wird die Konkurrenzfähigkeit der Einzelpflanzen maßgeblich bestimmt, die neben weiteren Parametern - zum Teil in Wechselbeziehungen mit der Saat - den möglichen Pflanzenertrag beeinflussen.

Ein Trend der diesjährigen Innovationsanmeldungen ist das gleichzeitige Ausbringen von Saatgut – teils auch von verschiedenen Kulturen und Mikrogranulaten, um so den Anforderungen nach Mehrkulturen im Feld gerecht zu werden. Der Verteilung und punktgenauen Platzierung komme dabei eine besondere Bedeutung zu, ebenso wie der Dokumentation von Position und Menge bei den verschiedenen Kombinationen.

Drillsaat mit Vereinzelung oder Einzelkornsaat

Je nach verwendetem Säsystem gewinnen Drillsaatsysteme mit Vereinzelung und auch Einzelkornsaatsysteme an Bedeutung. Jedes System hat unterschiedliche Ablagegenauigkeiten in der Längsverteilung. Während die Einzelkornsaat immer exakt die Körner vereinzelt und ablegt, kommt es aufgrund der Volumendosierung bei den Drillsaatsystemen zu Doppel- oder Mehrfach-Belegungen in der Saatreihe. Allerdings bieten die Drillsaatsysteme aufgrund der einfacheren Tiefenführung der Schare die Möglichkeit, Saatreihenabstände von 10 bis 75 Zentimetern zu realisieren und höhere Geschwindigkeiten (größer 12 km/h) bei der Saat zu erreichen.

Die Messung der Tiefenablage war in den zurückliegenden Jahren vor allem bei der Einzelkornsaat ein Thema für Innovationen. In diesem Jahr ist die automatische Schardruckanpassung ein Thema bei der Drillsaat. Gemessen wird dies an den nachlaufenden Andruckrollen. Das bedeutet, dass bei wechselnden Widerständen des Bodens der Schardruck hier aktiv von der Maschine angepasst und so eine homogene Tiefenablage sichergestellt werden kann. Dies führt zu gleichmäßigen Feldaufgängen und damit konkurrenzfähigen Beständen.

Ziel sollte es sein, stets die höchste Exaktheit anzustreben und den Variationskoeffizienten (VK) für die Längsverteilung so gering wie möglich zu halten, also bei Einzelkornsämaschinen kleiner 10 Prozent und bei Drillsaatsystemen kleiner 100 Prozent. Drillsaatsysteme mit zusätzlicher Vereinzelung kommen hier auf Werte von 50 bis 60 Prozent VK.

Mechanische Pflege ermöglichen

Wer eine mechanische Pflege im Bestand durchführen will, um den chemischen Pflanzenschutzaufwand zu reduzieren, benötigt Bestände, die für die mechanischen Bearbeitungsgänge vorbereitet sind. Die Standflächenverteilung ist in allen Kulturen mittlerweile ein bedeutendes Thema, um das mechanische Arbeiten im Nachauflauf zu ermöglichen. Dazu gehören nach der Saat Walzen zur Keim- und Aufgangsförderung und bei Verkrustung Striegeln und Eggen zur Lüftung des Bodens sowie das Hacken zwischen den Reihen und je nach Kornabstand in der Reihe auch zwischen den Pflanzen in der Reihe.

Aktueller Stand und Ausblick

Die Sätechnik ist heute noch leistungsstärker und schlagkräftiger als noch vor Jahren. Die Anforderungen der Anwender haben außerdem dazu geführt, dass eine elektronische Saatmengenverstellung mittlerweile bei vielen Herstellern Stand der Technik ist. Wichtige Entwicklungsschwerpunkte bei den volumetrischen Drillsaatsystemen sind aktuell vor allem die zusätzliche punktgenaue Platzierung von Dünger oder Mikrogranulaten und eine gleichmäßige, an die Erfordernisse des Bodens angepasste Tiefenablage. Für eine effiziente, erfolgsbetonte und kostengünstige Bestellung kommt es auf die richtige Technik an. Die Standortbedingungen und die Erfordernisse der Zukunft für Wachstum und Witterung bestimmen heute bereits die Anforderungen an die Ausstattung der Technik.

Es ist notwendig, über zukünftige Betriebsabläufe nachzudenken, besonders bei der Investition in neue Sätechnik. Weitere Saatreihenabstände bei Drillsaatsystemen bedeuten weniger Aggregate, höhere Fahrgeschwindigkeiten und Vorteile beim mechanischen Pflanzenschutz. Bei Einzelkornsaat, vor allem beim Mais, geht der Trend hin zu engeren Saatreihenabständen und reduzierten Unterfußdüngermengen. Das bedeutet mehr Aggregate je Meter Arbeitsbreite. Die Vorteile von engeren Saatreihenabständen sind hier eine bessere Standraumverteilung und Durchwurzelung, ein geringeres Erosionsrisiko und geringere Restnitratgehalte nach der Ernte. 

Neben der einfachen Bedienung sind vor allem eine gleichmäßige Saatbettbereitung und eine gleichmäßige Tiefenablage des Saatgutes von Bedeutung. Insgesamt bieten sich bei der Sätechnik verschiedene Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung, die sich in Bezug auf Produktivität und Nachhaltigkeit positiv auswirken. Die Innovationen zur diesjährigen Agritechnica lassen im Bereich der Aussaat eine spannende und abwechslungsreiche Ausstellung erwarten.