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Ausschuss Technik Tierhaltung hat sich viel vorgenommen

Der DLG-Ausschuss Technik Tierhaltung ging im September auf Exkursion nach Bayern. Im Anschluss an einen Besuch bei der Huber Technik GmbH in Erding standen Besichtigungen zweier Milchviehbetriebe in der Region Rosenheim auf dem Programm. Die haben sich von der Anbindehaltung verabschiedet und unterstützen den Generationswechsel mit innovativen Stallkonzepten. In der sich anschließenden 99. Ausschusssitzung Technik Tierhaltung wurde das Gesehene besprochen, um daraus relevante Merkblatthemen für die Innenwirtschaft zu aggregieren. An welchen Themen aktuell gearbeitet wird, lesen Sie im folgenden Beitrag. 

Milchviehstall mit Gründach

Sehr interessiert zeigten sich die Mitglieder bei der Besichtigung eines neuen Milchviehstalls, bei dem Tierwohl und Wirtschaftlichkeit bei der Planung an oberster Stelle standen. Der 2019 gebaute Stall gilt als Pilotbetrieb für mehrhäusige Milchviehställe mit hohem Tierwohlstandard. Gute Durchlüftung durch schmale Teilbaukörper, die Minderung des sommerlichen Hitzestresses durch einen speziellen Dachaufbau mit Dachbegrünung sowie ein direkter Außenklimareiz durch den integrierten Laufhof sorgen für ein Wohlfühlklima für Tier und Mensch.

Die Idee für diesen neuen Stall kam dem Betriebsleiter bei einem Tag der offenen Tür der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Grub, wo er sich für tiergerechte Haltungssysteme als Alternative zu seinem Anbindestall informierte. Die Ausschuss-Mitglieder beeindruckte die Tatsache, dass das isolierende Gründach einen natürlichen Bewuchs aufweist und keinerlei Saatgut ausgebracht werden muss. In Kombination mit der Querlüftung wird dem Hitzestress im Sommer wirkungsvoll begegnet und die Tiergesundheit verbessert.

Milch- und Energieerzeugung als symbiotische Betriebszweige

Auf dem zweiten Exkursionsbetrieb wurde eindrucksvoll dargestellt, wie durch intelligentes Energiemanagement Betriebskosten gesenkt und eine Symbiose aus Milch- und Energieerzeugung hergestellt werden kann.

Kern ist die Anpassung des Energieverbrauchs an die eigene Energieerzeugung unter Nutzung geeigneter Speichermedien. Neben der 440 KW PV-Anlage sind auf dem Betrieb 45 KW an Speicherkapazität vorhanden, um den Eigenstrom bestmöglich zu nutzen, beispielsweise im vollelektrischen Futtermischwagen oder dem automatischen Melksystem. Zusätzlich verfügt der Milchtank noch über eine Eiswasserkühlung, durch die eine Milchkühlung über 48 Stunden ohne Strom möglich ist. Das Energiemanagementsystem des Betriebs wurde in Zusammenarbeit mit der TU München, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und mit Förderung durch die BLE entwickelt.

Auf der Sitzung wurden dann die Themen besprochen, an denen unterschiedliche Arbeitsgruppen aktuell arbeiten und mit denen man sich demnächst beschäftigen möchte. Für die Milchvieh- und Rinderhaltung sind dies:

  • Wasserversorgung für Rinder (Überarbeitung Merkblatt 399)
  • Stationäre Schiebersysteme und Kot-aufnehmende Systeme für Milchviehställe (Überarbeitung Merkblatt 365)
  • Gestaltung von Ausläufen und Laufhöfen für Milchkühe (Neu)

Für Schweinehalter arbeitet das Gremium aktuell an:

  • Merkblatt zu Schieberentmistungssystemen in der Schweinehaltung
  • Merkblatt zur Gestaltung von Abferkelbuchten

Auch tierartübergreifende Themen stehen auf der Agenda des Ausschusses:

  • Merkblatt mit Hinweisen zum Einsatz von Notstromaggregaten in der Tierhaltung
  • Checkliste zur Tierrettung bei Stallbränden
  • Impulsforum zu Energiemanagement im Stall anlässlich der DLG-Wintertagung 2024 in Leipzig

Viel zu tun also für die Ausschussmitglieder, die im kommenden Frühjahr zu ihrer 100. Sitzung in Frankfurt zusammenkommen und dies mit einer kleinen Jubiläumsveranstaltung verbinden möchten.


Sven Häuser,
DLG-Fachzentrum Landwirtschaft,
Bereichsleiter Tierhaltung und Innenwirtschaft
s.haeuser@dlg.org