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Öko-Branche beweist Handlungsfähigkeit

Dr. Achim Schaffner zu den Kooperationen von Bio-Verbänden mit dem LEH

Das aktuelle Marktumfeld für Bioprodukte ist geprägt von rückläufigen Umsätzen und der Verschiebung der Einkaufsstätten. So ist der Abverkauf von Bioprodukten im Fachhandel deutlich gesunken, stabil im Lebensmitteleinzelhandel und im Discount gestiegen. Die Verschiebung der Einkaufsstätten verändert das Vermarktungsumfeld für Biobetriebe. Eine DLG-Befragung zeigt: die Biolandwirtinnen und Biolandwirte stellen sich aktiv auf die Entwicklung ein. Denn der Aufbau neuer Vermarktungswege ist das wichtigste Handlungsfeld in der Betriebsentwicklung.

Biomarkt unter Druck – so ließe sich das aktuelle Marktumfeld für den Ökolandbau mit wenigen Worten beschreiben. Denn der Umsatz mit Bioprodukten ist im Jahr 2022 um 3,5 Prozent auf rund 15 Mrd. Euro gesunken. In einzelnen Teilmärkten mussten die Erzeuger schmerzhafte Absatzrückgänge hinnehmen. Doch zur Marktrealität gehört auch, dass die Branche gegenüber dem Jahr 2019 – dem Vor-Corona Jahr – 3 Mrd. € mehr umgesetzt und damit deutlich mehr Kunden erreicht hat.

Stabiler Umsatz im LEH

Bio bleibt im Einkaufskorb, jedoch zunehmend im klassischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und im Discount. Denn während die Umsätze im Fachhandel deutlich rückläufig waren, blieb der Umsatz mit Bioprodukten im LEH stabil und hat im Discount deutlich zugelegt. Das führt dazu, dass in den Biobetrieben mit Vertriebsweg LEH die Vermarktung weitgehend reibungslos läuft, während die Vermarktung in den Fachhandel zu deutlichen Herausforderungen führt.

Der Handel setzt weiter auf Bio, denn die Einkäufer des LEH haben das Bio-Sortiment in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet. Bot der Handel seinen Kunden im Jahr 2019 rund 82.000 Produkte mit Bio-Siegel an, waren es im Jahr 2022 bereits 99.000. Bemerkenswert ist, dass auch im Jahr 2022 – dem Jahr des Absatzrückganges – der Handel rund 3.000 Bioprodukte mehr ins Regal gestellt hat.

Neue Kooperationen 

Dies legt die Basis für eine durchdringende Platzierung von Bio dort, wo die Kunden täglich einkaufen. Dennoch stellt sich die Frage, ob die Bio-Branche die Möglichkeit hat, die Märkte aktiv zu gestalten. Es zeigt sich: Die Bio-Branche beweist ihre Handlungsfähigkeit. Denn die zunehmenden Listungen sind auf bestehende und neue Kooperationen der Bio-Verbände mit den Einzelhändlern zurückzuführen. Mit jeder Kooperation erschließen die Verbände neue Vermarktungskanäle. Und platzieren Bio dort, wo die Menschen zunehmend Bio einkaufen.

Die Verschiebung der Einkaufsstätten steigert zweifellos die Anforderungen an die Bio-Vermarkter, stabile Lieferbeziehungen aufzubauen. Denn mit den „neuen“ Kunden agieren sie in einem Umfeld, deren Einkaufslogik oftmals von günstigen Preisen geprägt ist. Langfristigkeit der Abnahmeverträge, Verbindlichkeit bei der Abnahme der Bioprodukte sowie deren Bündelung sind neben der Preisgestaltung Kriterien für den erfolgreichen Vertrieb von Bio über den LEH.

Vermarktungswege entwickeln

Und auch Biolandwirtinnen und -landwirte zeigen ihre Handlungsfähigkeit. Die Belieferung des LEH erfordert Anpassungen bei Aufbereitung, Verpackung und Logistik der Produkte. Und die Biobetriebe erschließen die neuen Vermarktungswege. Das zeigen die Ergebnisse der DLG-Befragung „Agrifuture Insights“: So ist für knapp jeden zweiten an der Befragung Teilnehmenden der Aufbau neuer Vermarktungswege das wichtigste Handlungsfeld für die Betriebsentwicklung. Konkret setzen die Betriebe dies mit dem Aus- und Umbau von Gebäuden und Anlagen für die Aufbereitung ihrer Produkte um.

Flexibilität bei der Gestaltung gefragt

Die Dynamik der Biobetriebe zeigt sich zudem am hohen Anteil an Betrieben, die neu in diesen Bereichen investieren. Denn jeder vierte an der Befragung teilnehmende Betrieb plant Neuinvestitionen. Und ein Drittel der Teilnehmenden plant die Erweiterung bestehender Kapazitäten.

Das zeigt deutlich: Bio-Vermarkter und Biobetriebe entwickeln ihre Vertriebskanäle aktiv und bedienen die steigende Nachfrage des LEH nach Bio. Und beweisen damit Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Absatzwege. Das ist der Schlüssel dafür, durch die aktuellen Turbulenzen im Bio-Markt zu kommen. Die Branche stellt aktiv die Weichen und legt die Grundlage, gestärkt aus den Markt-Turbulenzen herauszukommen.