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Knappes Angebot an wertvollem Proteinfutter

Jaana Kleinschmit von Lengefeld fordert ein politisches Bekenntnis zur heimischen Verarbeitung

Anlässlich der EuroTier, der internationalen Leistungsschau der Veredelungswirtschaft, hat die Branche auf ein äußerst turbulentes Jahr zurückgeblickt, in dem die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Ölmühlen im europäischen und globalen Vergleich enorm strapaziert wurde.

Bereits 2021 belasteten geringe Ernten, die Auswirkungen von Corona auf die Lieferketten, stockende Logistik sowie stetig steigende Energiekosten die Ölmühlenindustrie massiv. Mit dem russischen Überfall auf die Ukraine verschlechterte sich im Frühjahr die weltweite Verfügbarkeit von Sonnenblumenkernen, -öl und -schrot zusätzlich. Plötzlich wurde Pflanzenöl zur heiß begehrten Ware, die Ölmühlen und Pflanzenölraffinerien standen mit laufenden Berichten über Ernten, Warenströme und Verfügbarkeiten von Ölsaaten und Speiseölen im medialen Fokus. Als schließlich auch noch die Pommes in Gefahr zu geraten drohten, erreichte die öffentliche Aufmerksamkeit ihren Höhepunkt.

Dann kam der Sommer mit seinen Temperaturrekorden, begleitet von Dürre. Am Rhein und an anderen wichtigen Wasserstraßen sanken die Pegel auf historische Tiefstände. Die für Ölsaaten wichtige Binnenschifffahrt war – wenn überhaupt – nur noch mit geringer Beladung möglich. Güterzüge und Lkws konnten die Transportausfälle nicht kompensieren. Zeitgleich kletterten die Preise für Energie weiterhin stetig nach oben.

All das hat im laufenden Jahr Spuren hinterlassen. 2022 werden die deutschen Ölmühlen schätzungsweise rund eine Millionen Tonnen weniger Ölsaaten verarbeiten als im Jahr zuvor. Damit sinkt die gesamte Ölsaatenverarbeitung voraussichtlich auf circa zwölf Millionen Tonnen. Am deutlichsten ist der Rückgang bei Rapssaaten. Hier werden es in diesem Jahr rund 800.000 Tonnen weniger sein. Entsprechend geringer fällt auch das Aufkommen an Proteinfutter aus heimischer Verarbeitung zur Versorgung landwirtschaftlicher Nutztiere aus. Noch 2021 landeten etwa 4,1 Millionen Tonnen Rapsschrot in heimischen Futtertrögen. Dank Importen konnte diese Menge ausgeglichen werden, und die Versorgung mit Futtermitteln war zu jeder Zeit gegeben.

Positiv berichtenswert ist, dass trotz Hitzesommer mit einer Rapsernte in Höhe von 4,3 Millionen Tonnen gerechnet wird. Das sind immerhin 800.000 Tonnen mehr als im Vorjahr. Auch die Aussichten für die neue Aussaat stimmen zuversichtlich. So hat sich die Rapsanbaufläche um 50.000 Hektar auf etwa 1,1 Millionen Hektar vergrößert und steigt nun schon das vierte Jahr in Folge. Die Ausweitung der Anbaufläche dürfte auch auf deutlich gestiegene Rapspreise zurückzuführen sein und trägt zu einer vielfältigen Fruchtfolge bei.

Was bleibt? Nach dem Schock leerer Supermarktregale, ausgelöst durch Hamsterkäufe, dürfte inzwischen jedem klar sein: Der Erhalt der systemrelevanten Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln in und aus Deutschland muss oberste Priorität haben. Die für das verarbeitende Gewerbe essenzielle Prozessenergie muss verfügbar bleiben und kostengünstiger werden. Die Hebel hierzu hat die Bundesregierung selbst in der Hand: weniger Bürokratie sowie geringere Steuern und Abgaben für Energie – entlasten statt immer neuer Belastungen! Ohne politisches Gegensteuern droht der energieintensiven Ernährungsindustrie die Abwanderung aus Deutschland.