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Mit Zuversicht in die Zukunft schauen

Hubertus Paetow über ein schwieriges Jahr und die Herausforderungen für 2022

Ein Jahr liegt hinter uns, und wenn ich ganz ehrlich bin, so werde ich dieses Jahr nicht in allzu guter Erinnerung behalten. Wer hätte gedacht, dass dieses Virus uns auch ein zweites volles Jahr rund um den Globus so fest im Griff behält, dass kein normales Leben möglich scheint. Immer wieder gaben steigende Impfzahlen und sinkende Ansteckungsraten Anlass zur Hoffnung auf Normalität. Leider wurden wir aber immer wieder enttäuscht.

Die Lage auf den landwirtschaftlichen Betrieben am Ende des zweiten Pandemiejahres könnte unterschiedlicher nicht sein. Während Ackerbau und in jüngster Zeit auch Milchviehhaltung von steigenden Preisen auf den globalen Märkten profitieren, befindet sich die gesamte Schweinehaltung in einer tiefen, ja existenziellen Krise. Für die einen geht es um Investitionen in Wachstum und Innovation, für die anderen ums reine Überleben.

Die unterschiedliche Lage in den landwirtschaftlichen Betrieben macht es auch unserer DLG nicht leicht. Doch ein funktionierendes Fachnetzwerk wie die DLG ist Heimat für alle – denn Austausch und gemeinsame Suche nach Lösungen sind immer richtig, egal, wie ernst oder komfortabel die Lage gerade ist.

Die aktuellen Herausforderungen der Branche gelten auch für die Politik und damit insbesondere für die neue Regierung. Die letzten zwei Jahre, beginnend mit den Berliner Protesten im Herbst 2019, haben vor allem beim Stil der politischen Diskussion Fortschritte gebracht. Das gegenseitige Zuweisen von Verantwortung bis hin zur Verunglimpfung ist der Erkenntnis gewichen, dass die ohne Zweifel anstehende Weiterentwicklung des Agrar- und Ernährungssystems eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die also nicht von den Landwirtinnen und Landwirten allein bewältigt werden kann. Jede Gruppe muss ihren Teil zum Gelingen dieses Projektes beitragen, und so spürt man auch bei den Verfechtern einer Agrarwende eine zunehmende Bereitschaft auch zur kritischen Reflexion der eigenen Position. Dieser Stand der Diskussion ist eine gute Ausgangslage für die neue Regierung und ich hoffe, dass diese Chance von der Branche erfolgreich genutzt wird.

Wir als DLG engagieren uns mehr als früher in diesem Feld der gesellschaftlichen Diskussion, weil die Ergebnisse dieser Verhandlungsprozesse großen Einfluss auf den Fortschritt auf den Betrieben haben werden. Sei es die Mitarbeit in der Zukunftskommission, der Borchert-Kommission oder die Moderation im Agrardialog – für ein Fachnetzwerk wie das unsere wird es hier auch in Zukunft viele Aufgaben geben.

Neben diesen Betätigungsfeldern müssen wir aber auch in unseren Kernbereichen weiter aktiv sein. In den Ausschüssen und auf den Veranstaltungen werden wir die Konzepte entwickeln, mit denen wir dann in die gesellschaftliche Diskussion gehen können. Bei Düngung, Pflanzenschutz, Tierwohl und Ökolandbau müssen die Vorschläge für eine gesellschaftlich akzeptierte Weiterentwicklung aus der Branche kommen. Diese Vorschläge und deren Umsetzungskonzepte stehen jetzt ganz oben auf der Agenda unserer Facharbeit.

Die moderne, digitalisierte Kommunikation hat zweifelsfrei Vorteile in der Organisation der Zusammenarbeit, wird aber nie die Intensität des Austausches ermöglichen, die zur kontroversen Bearbeitung eines Themas unbedingt notwendig ist. In der Zukunft muss unsere Fachkommunikation daher das Beste aus beiden Welten nutzen: Neben der schnell anberaumten Videokonferenz zur Abstimmung im Ausschuss zu aktuellen Themen wird auch weiterhin das Treffen mit Exkursion, Abendveranstaltung und Sitzung zu unserem Programm gehören. Zu diesem erweiterten Angebot wird auch unsere Plattform DLG-Connect beitragen, die wir im nächsten Jahr als wesentliche Komponente unserer Digitalstrategie voranbringen wollen.

Die Prüfungen von Lebensmitteln und Landtechnik sind in der Pandemie nur wenig beeinträchtigt gewesen – hauptsächlich durch die fehlende Möglichkeit, sich in den Prüfungskommissionen zu treffen. Neben den Produktprüfungen wird der Schwerpunkt hier auf dem weiteren Ausbau der Prozessprüfungen liegen. Mit dem DLG-Programm Milchviehhaltung bieten wir ein System an, das die tiergerechte Haltung von Milchkühen fördert.

Die schmerzlichste Einschränkung durch die Pandemie hat zweifellos der Ausstellungsbereich der DLG zu tragen, insbesondere durch die Absage erst der EuroTier in Hannover und nun auch der Agritechnica. Neben der Präsentation von technischen Innovationen sind diese Events auch wichtige und beliebte Treffpunkte für die ganze Branche und insbesondere für unsere DLG-Community. Umso mehr müssen wir nun auf den Veranstaltungen, die wir in nächster Zeit durchführen werden, den Austausch im Netzwerk pflegen und die Möglichkeit nutzen, uns wieder persönlich zu treffen. Die DLG-Wintertagung in Münster bietet am 22. und 23. Februar 2022 bereits Gelegenheit dazu. Und auch für die Ausstellungen gilt, dass sie unverzichtbarer Bestandteil des Fortschritts- und Innovationssystems einer erfolgreichen Ernährungsbranche bleiben.

Die DLG als Verein des Fortschritts blickt optimistisch in die Zukunft. Noch jede Krise hat irgendwann ihr Ende gefunden. Die Welt danach ist dann nicht mehr dieselbe, auch nicht in der Landwirtschaft, aber sie dreht sich weiter und es gibt neue Herausforderungen und auch Chancen. Wir werden uns gemeinsam diesen Herausforderungen stellen und gemeinsam Wege finden, die Chancen bestmöglich zu nutzen. Ich lade alle herzlich dazu ein, dabei zu sein.

Ich wünsche Ihnen allen auf den Höfen, in den Unternehmen und Institutionen eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit und ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

P.S.: Die nächste Ausgabe des DLG-Mitgliedernewsletters wird am 7. Januar 2022 erscheinen.