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Wir dürfen die Ferkelerzeuger nicht alleine lassen!

Jürgen Harlizius zu den Ergebnissen der Umfrage zur Isoflurannarkose

Seit einem halben Jahr gilt in Deutschland das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration. Auf Grund der Vermarktungsnachteile waren weder die Eberproduktion noch die Immunokastration eine wirkliche Option, und so haben sich viele Sauenhalter für die Ferkelnarkose mit Isofluran entschieden.

Nachdem die Isoflurannarkose durch sachkundige Landwirte offiziell zugelassen war, musste es schnell gehen. Die DLG hat fünf Narkosegeräte in zwölf Varianten geprüft und zertifiziert. Unter anderem wurde darauf geachtet, dass der weltweit niedrigste Grenzwert für Isofluran in der Umgebung von 15 mg/m³ nicht überschritten wurde und geringgradige Abwehrreaktionen bei möglichst wenigen Ferkeln, jedoch bei nicht mehr als 10 Prozent, zu beobachten waren. Noch während des Zertifizierungsverfahrens, aber auch im praktischen Einsatz, wurden die Geräte verändert und verbessert.

Aufgrund der staatlichen Förderung mussten die Ferkelerzeuger oft schon ein Narkosegerät bestellen und bezahlen, bevor sie es in der Praxis wirklich kennenlernen und Sachkunde erlangen konnten.  Gut also, dass die DLG im Frühjahr eine Umfrage durchgeführt hat, um die ersten Erfahrungen mit den Narkosegeräten aufzuzeigen. 550 Landwirte haben sich daran beteiligt. Wenn man von bundesweit 2.685 bewilligten Förderanträgen für die Isoflurangeräte ausgeht, ist das eine gute Rücklaufquote von fast 20 Prozent.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der teilnehmenden Betriebe mit der Methode der Isoflurannarkose durchaus zufrieden ist. 86 Prozent würden sich auch wieder für dasselbe Narkosegerät entscheiden. Dennoch zeigte sich auch, dass eine gute Einführung in diese komplexe und auch sensible Gerätetechnik sowie ein schneller, kompetenter Service immens wichtig sind.

Es darf allerdings nicht sein, dass bei einigen Geräten ein hoher Anteil von Ferkeln Schmerzreaktionen zeigte und, was noch bedenklicher ist, dass es bei etlichen Anwendern offensichtlich zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Isoflurangas in der Umgebung gekommen ist. Dem muss auf jeden Fall nachgegangen werden. Oft ist nicht klar, ob es an der komplexen Technik, der Handhabung der Geräte oder an der individuellen Sensitivität der Anwender gegenüber dem Narkosegas liegt.

Hier muss es in Zukunft bundesweit Anlaufstellen geben, damit betroffene Ferkelerzeuger mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden. Ein Team aus Veterinären, Technikern und Experten für Arbeits- und Arzneimittelsicherheit muss sich um diese Fälle kümmern.

Sicherlich besteht in einigen Fällen weiterer Optimierungsbedarf an den Geräten und an den Arbeitsabläufen in den Betrieben. Der langfristige Einsatz dieser komplexen Narkosetechnik in unseren Ferkelerzeugerbetrieben muss sorgfältig beobachtet, kontrolliert und stetig verbessert werden, damit das Verfahren auch langfristig Akzeptanz findet.