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Bio boomt – auch in der Öko-Tierhaltung

Der Markt für Bioprodukte boomt: die Erzeugung von Milch ist in den letzten fünf Jahren um 62 Prozent, die Erzeugung von Bio-Eiern um 45 Prozent und die Erzeugung von Öko-Schweinefleisch um 58 Prozent gewachsen. „Bio-Boom unter der Lupe: Welche Perspektiven hat die Öko-Tierhaltung?“ war eine Veranstaltung des DLG-Ausschusses für Öko-Landbau im Rahmen der EuroTier digital.

Heinrich Rülfing, Öko-Schweinehalter in Rheden (NRW) und Vorsitzender des Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland, hält Öko-Schweine nach den Richtlinien von Bioland. Beim „Talk Tier“ zur EuroTier digital hat er die derzeit günstigen Bedingungen auf dem Markt für Öko-Schweine unterstrichen: So liegen die aktuellen Vermarktungspreise bei 3,7 bis 4,00 Euro/kg Schlachtgewicht und bei 160 Euro für Ferkel. Damit erreichen die Schweinehalter ein kostendeckendes Preisniveau.

Aktuell bietet sich für umstellungsinteressierte Schweinehalter ein günstiges Zeitfenster: Das Preisniveau hat angezogen und Bio-Schweine sind weiterhin gesucht. Vor dem Einstieg ist es jedoch notwendig, langfristige Abnahmeverträge abzuschließen. Denn die Investitionskosten liegen je Mastplatz bei 1.200 bis 1.400 Euro und je Sauenplatz bei 12.000 bis 14.000 Euro. Die hohen Investitionen machen deshalb die langfristig garantierte Abnahme erforderlich.

Rülfings Rat: Die Verträge vor Abschluss unbedingt von fachkundigen Experten, wie beispielsweise von Experten der Deutschen Bioschweinehalter Vereinigung, prüfen lassen, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

Christian Petersen, Legehennenhalter nach Demeter-Richtlinien im Süden Dänemarks, erzeugt Bioeier insbesondere für den Markt in Deutschland. Die Vermarktung erfolgt über eine genossenschaftliche Packstelle, die die Logistik organisiert und die Eier vermarktet.

Petersen erwartet eine anhaltend hohe Nachfrage nach Bioeiern, die insbesondere durch Bestandserweiterungen bestehender Erzeuger in neuen Stallungen bedient werden wird. Denn nur in Neubauten können die Legehennenhalter die Tierwohlanforderungen, insbesondere hinsichtlich Ausläufe, erfüllen.

Auf dem Bioeiermarkt in Deutschland werden ab Anfang 2022 nur noch Eier von Hennen angeboten, deren Brüder aufgezogen worden sind. Die Eiererzeuger sind deshalb derzeit gefordert, die Aufzucht der Bruderhähne zu organisieren. Zu erwarten sind Kooperationen mit Mastbetrieben, die Aufzucht und Vermarktung übernehmen. Jedoch wird die Aufzucht der Bruderhähne auch über den Eierpreis mitfinanziert werden. Petersen erwartet deshalb steigende Eierpreise.

In der Biomilcherzeugung erwartet Ulrich Bosch, Öko-Marktfruchterzeuger und Öko-Milcherzeuger nach den Richtlinien von Biopark, eine behutsame Öffnung des Milchmarktes für Umsteller. Denn der Biomilchabsatz wächst. Nachdem das bisherige Wachstum durch bestehende Erzeuger gedeckt werden konnte, können nun Umstellungsinteressierte aufgenommen werden. Dabei richtet sich die Aufnahme von neuen Erzeugern nach dem Erfassungsaufwand für die Milch, der Möglichkeit des Weideaustriebs der Kühe und nach der Überzeugung des Erzeugers, Biomilch zu erzeugen.

Im Zuge des Marktwachstums diskutieren Öko-Landwirte die „Konventionalisierungsfalle“, in die der Öko-Landbau geraten könnte. Denn mit dem wichtiger werdenden Absatzkanal des Lebensmitteleinzelhandels und des Discounts könnte zunehmend Druck auf die Erzeuger beziehungsweise Hersteller entstehen, Preise zu senken. Grundsätzlich ist das Risiko nicht von der Hand zu weisen.

Um die bestmögliche Platzierung im Markt zu erreichen, empfehlen die Öko-Landwirte, sich einem Anbauverband anzuschließen. Denn aufgrund der Regelwerke für die Erzeugung und des Markenauftrittes erreichen die Verbands-Ökoprodukte eine Differenzierung am Markt, die sich in höheren und stabileren Preisen spiegelt.

Interessierte können die komplette Veranstaltung nachverfolgen unter dem Link Öko-Tierhaltung.