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Surroundview-Systeme im Test

Surroundview-Systeme sind im Pkw-Bereich bereits seit rund zehn Jahren auf dem Markt. Mit landwirtschaftlichen und Baumaschinen erobern die Fahrerassistenzsysteme inzwischen zunehmend auch härtere Gefilde. Das DLG-Testzentrum hat mit dem ProViu ein System des Pioniers Continental unter die Lupe genommen.

Bereits 2013 hat Continental sein erstes Surroundview-System auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA vorgestellt. Damals wie heute bestehen diese Systeme in der Regel aus vier Kameras, einer elektronischen Steuereinheit (engl. electronic control unit, ECU) sowie einem Monitor. Die Steuereinheit setzt die einzelnen Bilder der Kameras zu einem Gesamtbild zusammen, dass der Nutzer auf dem Monitor sein gesamtes Fahrzeugumfeld quasi aus der Vogelperspektive überblicken kann. Auf diese Weise werden tote Winkel verkleinert und Fußgänger sowie Gegenstände in der unmittelbaren Fahrzeugumgebung können zuverlässig erkannt werden. Laut Hersteller ist das System zusätzlich mithilfe weiterer Ansichten in der Lage, auch Objekte anzeigen zu können, die normalerweise außerhalb des Gesichtsfelds liegen oder in den Rückspiegeln nicht direkt zu erkennen sind. So werden Rangiervorgänge erleichtert und gleichzeitig das Unfallrisiko gemindert.

Umfangreiches Prüfprogramm

Für die Prüfung des Assistenzsystems konnten die DLG-Experten auf ihre Erfahrungen bei der Entwicklung des Prüfrahmens für Vorbau-Kamera-Monitor-Systeme zurückgreifen, die 2016 mit geringfügigen Anpassungen in eine Empfehlung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur mündete. Hier wie dort sind auf der technischen Ebene in Prüflabor und Praxis Kriterien wie das Sichtfeld und die Darstellungsgröße von Personen bzw. Hindernissen sowie die Einschaltzeit und Ausfallsicherheit wichtig. Ergänzt wurde das Prüfprogramm um Haltbarkeitsparameter für Schlag- und Vibrationsprüfungen, die auch mittels externer Prüfberichte nachgewiesen werden können sowie um eine Bewertung der Handhabung und Bedienung.

ProViu 360 im Test

In der Prüfung wurde das Sichtfeld unter realen Bedingungen überprüft und beurteilt. Hierbei musste eine ca. 1,70 m große Person im gesamten Bereich um die Maschine immer sichtbar sein und mindestens mit einer Größe von 7 mm dargestellt werden. Dies gilt insbesondere in den Überlappungsbereichen der Kameras – hier darf die Person nicht verschwinden, eine Doppeldarstellung hingegen ist zulässig. Als Untergründe werden Acker- und Wiesenflächen genutzt, falls die Bilder nicht nur überblendet und verzerrt, sondern auch zusammengerechnet werden. Bei der Montage der Monitore ist darauf zu achten, dass diese in Fahrtrichtung vorwärts montiert werden, ohne das direkte Sichtfeld negativ zu beeinflussen. Bei der Prüfung war die Testperson sowohl beim Umlaufen der Nahfeldumrandung mit einem Abstand vom 1 m um die Maschine wie auch beim Umlaufen der 12-m-Sichtfeldumrandung jederzeit sichtbar und mit mehr als 7 mm Größe dargestellt, auch in den Überlappungsbereichen.

Die optische Auflösung wurde mit dem Verfahren der „Triangle Orientation Discimination“ bestimmt, wobei drei Probanden unter realen Bedingungen die Testpattern bzw. deren Ausrichtung eindeutig erkennen konnten. Die Signallaufzeiten wurden im Labor in Anlehnung an die Norm ISO 16001 überprüft. Die gemessene Zeit von 114,8 ms war ebenso als „gut“ zu beurteilen wie die Startzeit des Systems von unter 6 s, wobei das Bild der rückwärtigen Kamera sogar bereits nach 2 s angezeigt wird. Auch die Ausfallsicherheit wurde unter realen Bedingungen überprüft und beurteilt. Bezüglich Vibration, Schock, elektromagnetischer Verträglichkeit und Schutzart entsprachen alle Komponenten des Surroundview-Systems dem Stand der Technik und haben die Anforderungen erfüllt und in Sachen Handhabung und Bedienung gab es viel Lob der Probanden.

Fazit

Das geprüfte Surroundview-System „ProViu 360“ von Continental konnte alle genannten Anforderungen des DLG-Prüfrahmens erfüllen und stellt eine sinnvolle Unterstützung für den Fahrer in der landwirtschaftlichen Praxis

dar. Die detaillierten Prüfergebnisse sind auf www.DLG-Test.de kostenfrei zugänglich (Direktlink siehe unten).

Andreas Horn
DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel
a.horn@DLG.org

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