Philipp Harleß leitet einen Mischbetrieb mit Schwerpunkt Ackerbau und Schweinehaltung in der Lüneburger Heide. Der junge Landwirt setzt neben einer vielfältigen Ausrichtung des Betriebs stark auf die eigene Öffentlichkeitsarbeit. Wie Kommunikation dabei helfen kann, die Arbeit des eigenen, landwirtschaftlichen Unternehmens nach außen zu tragen und Begeisterung für die Branche zu wecken, berichtete Harleß auf den DLG-Feldtagen 2024.
Philip Harleß ist davon überzeugt, dass man sich für eine erfolgreiche Zukunft in der Landwirtschaft breit aufstellen müsse: „Unsere Philosophie im Ackerbau ist, sich auf viele Standbeine zu stellen“, sagt der Landwirt und weist auf seine vielfältige Fruchtfolge mit Weizen, Kartoffeln und Soja hin. Um seine Arbeit bestmöglich nach außen zu tragen, betreibt Harleß seit einiger Zeit zudem eigene Öffentlichkeitsarbeit, wie er Berufskolleginnen und Berufskollegen während der Diskussionsveranstaltung „Praxisblick“ auf den DLG-Feldtagen 2024, die Mitte Juni auf Gut Brockhof bei Erwitte (Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen) stattfanden, erzählte.
Bei aller Leidenschaft: Ruhig bleiben
Hitzige Grundsatzdebatten über Themen der Landwirtschaft nehmen zu, beobachtet Harleß. Häufig gerate man mit Nicht-Landwirten, den Nachbarn oder auch der Familie in Diskussionen. Der Leiter eines Mischbetriebs ermutigt aber auch Landwirte und andere fachkundige Personen aus der Landwirtschaft dazu, sich mit den Standpunkten von Menschen außerhalb der Branche auseinanderzusetzen: Auch wenn man selber aus der Branche komme und ein gewisses Vorwissen mitbringe, betont Harleß, sollte man nicht automatisch davon ausgehen, dass nur die eigene Meinung der einzig gültigen Wahrheit entspreche.
Es sei dagegen ratsam, sich in die andere Position hineinzuversetzen und gerne auch mal Nachfragen zu stellen, um die Bedenken und die Kritik besser verstehen zu können. Wichtig sei, sich erst einmal die Meinung des Gegenüber anzuhören - und nicht direkt dagegen zu argumentieren. Phillip Harleß ist davon überzeugt, dass man besonders in Situationen kontroverser Debatten versuchen müsse, entspannt zu reagieren und einen ruhigen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen - auch wenn er wisse, „dass beim Thema Landwirtschaft immer viel Leidenschaft dabei ist.“
Sein Tipp an das Publikum : „Einfach mal machen“ und mit der Kommunikation oder auch Öffentlichkeitsarbeit über den eigenen Betrieb zu starten. Es wäre sinnvoll, in einem gewohnten Umfeld damit zu beginnen, über landwirtschaftliche Themen aufzuklären und zu diskutieren. Er nannte dabei als Möglichkeit Orte der Begegnung im persönlichen Alltag wie etwa die Feuerwehr oder Sportvereine. Der Start in die Kommunikation über den eigenen Betrieb könne ruhig mit kleinen Schritten erfolgen: Es müsse zu Beginn der Öffentlichkeitsarbeit nicht direkt ein riesiges Hoffest veranstaltet werden, rief Harleß den Zuhörern zu. Oft sei es für Außenstehende bereits interessant zu betrachten, was im aktuellen Geschäft, auf dem Acker oder im Stall, passiert.
Harleß betonte, dass es wichtig sei, den Kommunikationskanal zu nutzen, der zu einem selber passe. Eine eigene Hof-Website sei beispielsweise eine gute Möglichkeit, über die eigene Arbeit zu berichten und so neues Vertrauen zu den Verbrauchern aufzubauen.
Wichtig zu beachten sei zudem, dass die Pflege und der Aufbau einer solchen Website Zeit beanspruche. Zuerst müsse man genügend Ressourcen in das Erstellen der Hof-Webseite investieren. Denn es sei entscheidend, dass die Website ansprechend gestaltet ist, betonte Harleß. Im Anschluss sei es wichtig, die Nutzerinnen und Nutzer regelmäßig auf dem Laufenden zu halten. Es könnten zum Beispiel Neuigkeiten zur eigenen Hofschlachtung, Eindrücke aus den Feldarbeiten oder dem Verkauf der Produkte gezeigt werden, nannte der Landwirt einige Tipps. Zusätzlich könne die Seite auch als Plattform für neue Stellenanzeigen genutzt werden. Entscheidend sei darüber hinaus, ein Logo für den eigenen Betrieb mit Wiedererkennungswert zu entwickeln und auf der Webpage zu verwenden: Ein solches Logo würden Verbraucher künftig mit dem Betrieb verbinden, betonte Harleß.
Junge Menschen über Social Media erreichen
Gerade in Zeiten von Social Media, Fake News und einer sehr kritischen Öffentlichkeit ist es wichtiger denn je, auf den entsprechenden Kanälen den eigenen Standpunkt fachlich zu teilen und Aufklärung zu leisten, sagte der Betriebsleiter. Unerlässlich sei dies, wenn man die eigenen Produkte direkt vermarkten möchte oder ein Ausbilderbetrieb ist. Denn vor allem junge Menschen verbringen viel Zeit an Smartphones und können über Social Media gut erreicht werden.
Eine alternative, analoge Form der Werbung sind die Flyer. Die wichtigsten Informationen über den eigenen Betrieb sollten dabei schnell zu erfassen sein. Ein ansprechendes Design ist ein erster Schritt, um die positive Aufmerksamkeit der Verbraucher zu wecken, betonte Harleß. Auch hier sollte ein Logo mit Wiedererkennungswert benutzt werden. Denjenigen Betriebsleitern, die sowohl auf digitale Medien als auch auf Flyer setzten, empfahl Harleß, dass sie auf allen Werbemedien das gleiche Logo verwenden, um den Wiedererkennungswert des Betriebs zu stärken.
Mehr zur Hof-PR
Das Thema „Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft“ hat ihr Interesse geweckt? Auf der Plattform AgrarKommunikation powered by DLG finden Sie Tipps und Tricks rund um eine gelungene Öffentlichkeitsarbeit sowie Möglichkeiten der Weiterbildung.
Wer die Öffentlichkeitsarbeit auf den nächsten Level bringen wolle, könne sich neben Flyern oder Websites auch am bewegten Bild versuchen. Wie auf der Webseite zur Öffentlichkeitsarbeit von Landwirt:innen, welche durch die DLG betreut wird, beschrieben, können in Clips oder Kurzvideos einzelne Ausschnitte eines Betriebes gezeigt werden, oder auch das gesamte Gelände. Gerade wenn es darum geht, neue Mitarbeiter zu gewinnen, könne ein solches Video von Vorteil sein, unterstrich Harleß. Viele junge Menschen machen sich vorher ein genaues Bild des potentiellen Arbeitgebers. In einem Video zur Mitarbeitergewinnungsollte auf folgende Fragen eingegangen werden: Wie ist das Team aufgestellt? Wer sind meine zukünftigen Kollegen? Wie sieht das Betriebsumfeld aus?
Vom Landwirt zum Filmproduzenten
Der Arbeitsaufwand des Videos hänge von dem angestrebten Ergebnis ab, so Harleß weiter. Nach seiner Einschätzung kann es bereits ausreichen,Video-Ausschnitte mit dem eigenen Smartphone aufzunehmen und zusammenzufügen. Dabei biete sich an, dem fertigen Filmschnitt ein Thema zu geben. Das Thema sollte die „kompakten und wichtigen Informationen“ widerspiegeln, die in dem Video zu sehen sind. Eine beliebte Plattform für die Agrarkommunikation sei Instagram.
Text: Lena Reichmeyer, DLG-Fachzentrum Landwirtschaft
Zu Betrieb und Person
Philipp Harleß ist gelernter und studierter Landwirt. Zudem bereitet sich der 28-Jährige aktuell auf die Hofübernahme vor. Der Betrieb seiner Familie in der Lüneburger Heide umfasst 860 Schweinemastplätze im Ringelschwanzprogramm des Landes Niedersachsen. Zudem werden 86 ha mit Kartoffeln (Speise und Stärke), Zuckerrüben, Braugetreide, Weizen und Soja bestellt. Drittes Betriebsstandbein ist die Forstwirtschaft auf 65 ha. Die Flächen befinden sich im Umbau von Kiefer auf Laub-Nadel-Mischwald.