DLG verleiht Wilhelm-Rimpau-Preise für das Jahr 2024

Vier innovative und praxisnahe Bachelor- bzw. Masterarbeiten in der Pflanzenproduktion ausgezeichnet - Die Preisträger sind: • Pascal Teppe von der Georg-August-Universität Göttingen • Carina Meyenberg von der Georg-August-Universität Göttingen • Tobias Füge von der Universität Hohenheim • Luisa Zazzi von der Justus-Liebig-Universität Gießen

(DLG). Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) hat im Rahmen ihrer Feldtage am 11. Juni 2024 auf dem Gelände des Guts Brockhof, Erwitte/Lippstadt (NRW) die Wilhelm-Rimpau-Preise für das Jahr 2024 verliehen. In über 20 Jahren hat die DLG damit zum insgesamt 13. Mal innovative und praxisnahe Bachelor- bzw. Masterarbeiten in der Pflanzenproduktion ausgezeichnet.

Die dreizehnte Ausschreibung zum Wilhelm-Rimpau-Preis bezog sich auf Bachelor- und Master-Arbeiten aus dem Zeitraum zwischen 2022 und 2024 und erbrachte 31 Einsendungen. Aus diesen hochkarätigen Bewerbungen wählte eine Jury im Auftrag des DLG-Vorstands vier besonders herausragende Arbeiten aus. Die Preisträger kommen in diesem Jahr von der Justus-Liebig-Universität in Gießen, von der Universität Hohenheim sowie zweimal von der Georg-August-Universität in Göttingen, wobei zwei Dritte Preise verliehen wurden. Der Preis ist nach Wilhelm Rimpau, dem „Vater der deutschen Pflanzenzüchtung" und Gründer der Saatzuchtabteilung der DLG benannt. DLG-Präsident Hubertus Paetow übergab die Preise im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der DLG-Feldtage zusammen mit Dr. Sandra Kaminski (dsv – Deutsche Saatveredelung), Ernst von Stockhausen (KWS Saat), Prof. Dr. Tanja Schäfer (Fachhochschule Südwestfalen) Prof. Jóska Gerendás (K+S) und Prof. Dr. Andreas Stahl (Julius Kühn Institut).


Erster Preis an Pascal Teppe von der Georg-August-Universität Göttingen

Der mit einem Preisgeld von 2.000 Euro dotierte Erste Preis geht an Pascal Teppe für seine Masterarbeit zum Thema „Einfluss eines Spot-Spraying Systems auf die Restverunkrautung in Zuckerrüben“. Die Arbeit wurde von den Amazonen-Werken initiiert und von Frau Prof. Dr. Anne-Katrin Mahlein, Direktorin des Instituts für Zuckerrübenforschung an der Universität Göttingen, betreut.

Herr Teppe stammt aus Volkmarsen in Nordhessen. An eine Ausbildung zum Landwirt hat er ein Bachelor- und ein Masterstudium an der Georg-August-Universität in Göttingen angeschlossen und erfolgreich abgeschlossen. Herr Teppe ist Praktiker durch und durch – ob auf dem elterlichen Nebenerwerbsbetrieb, in einem Lohnunternehmen oder seit April 2023 in seiner Tätigkeit als Produktspezialist bei der Firma ONE SMART SPRAY Spot-Spraying Systeme.

Mit seiner Arbeit hat Herr Teppe eine Fragestellung mit hoher Praxisrelevanz interdisziplinär auf hohem wissenschaftlichem Niveau be- und sowohl die Systembewertung als auch die agronomische Interpretation von besonderer Tiefe erarbeitet. Die Neubewertung von Wirkstoffen, die Reduzierung der zur Verfügung stehenden Herbizide sowie zunehmend resistente Unkräuter und Ungräser lassen eine Änderung des Unkrautmanagements notwendig werden. Ausgehend von der Frage, wie der Pflanzenschutz der Zukunft aussehen könnte, leistete Teppe einen wichtigen Beitrag für das Verständnis, die Betrachtung von Potenzialen und für eine zukünftige Ausrichtung und Anpassung von Spot-Spraying Verfahren im Praxiseinsatz.

Für einen Vergleich der Spot-Spraying Systeme mit einer ganzflächigen Herbizidapplikation untersuchte Herr Teppe den Einfluss eines Spot-Spraying Systems auf die Restverunkrautung in Zuckerrüben. Hierfür legte er einen Feldversuch auf einer Praxisfläche an. Zur Erfassung der vorhandenen Verunkrautung im Zeitraum von der dritten Nachauflaufkontrolle bis zu acht Wochen danach wurden diverse Methoden, wie der Überflug mit einer Drohne, die Nutzung der Daten des Spot-Spraying Systems oder auch die visuelle Bonitur der Verunkrautung, genutzt.

In seiner Arbeit konnte er durch den Einsatz von Spot Spraying im Bereich der Blattherbizide Einsparungen in Höhe von 63 % in der dritten Nachauflaufkontrolle realisieren. Außerdem wurde ein verringerter Herbizidstress der Kulturpflanzen erreicht.


Zweiter Preis an Carina Meyenberg von der Georg-August-Universität Göttingen

Der mit 1.500 Euro dotierte zweite Preis geht an Carina Meyenberg für ihre Masterarbeit mit dem Titel: „Breeding research on Vicia faba L.: Combine phenotypic extreme bulks and Genotyping-by-Sequencing for frost tolerance QTL detection“. Die Arbeit wurde auf Englisch am Department für Nutzpflanzenwissenschaften in der Abteilung Zuchtmethodik der Pflanze unter der Betreuung von apl. Prof. Dr Wolfgang Link geschrieben; der deutsche Titel lautet: „Detektivarbeit in der Pflanzenzüchtung – Identifikation von Orten im Ackerbohnengenom welche die Frosttoleranz beeinflussen.“

Frau Meyenberg studierte nach ihrer Ausbildung zur Agrarwirtschaftlich-technischen Assistentin bei der KWS in Einbeck im Bachelor Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim und im Master Integrated plant and animal breeding an der Uni Göttingen. Seit Oktober 2022 arbeitet sie als Doktorandin an der Landessaatzuchtanstalt in Hohenheim und forscht zur Optimierung von Getreidezüchtungsprogrammen.

In ihrer Arbeit hat sich Frau Meyenberg mit der nicht ausreichenden Toleranz von Winterackerbohnen gegen Frost auseinandergesetzt und konnte zeigen, dass die „extreme bulks-based QTL detection“ erfolgreich eingesetzt werden kann, um Quantitative Trait Loci (QTL) und Kandidatengene für Frosttoleranz in Winterackerbohnen zu identifizieren. Nach einer Überprüfung dieser QTL an anderen Ackerbohnenpopulationen könnten diese in der Züchtung für eine verbesserte Frosttoleranz in Ackerbohnen eingesetzt werden.

Das von Frau Meyenberg behandelte Thema ist sehr relevant und zukunftsweisend, da der Anbau von Winterackerbohnen mit vermindertem Frostrisiko die Erträge absichert und dies nicht nur bei harten Wintern, sondern auch dann, wenn Frühsommertrockenheit den Ertrag von Sommerackerbohnen reduziert. Somit wird der Anbau wirtschaftlicher, sicherer und interessanter. Drei aktuelle Megatrends werden somit unterstützt: Die heimische Erzeugung pflanzlicher Proteine, auch zur fleischlosen oder -reduzierten Ernährung, die Anpassung unseres Ackerbaus an den Klimawandel, und Ressourcenschonung und die Nachhaltigkeit, da der wirtschaftliche Anbau der Winterackerbohne Fruchtfolgen bunter macht, Stickstoffdünger und somit Treibhausgase einspart und bestäubende Insekten fördert.

Hier hat Frau Meyenberg mit ihrer zukunftsweisenden Arbeit einen entscheidenden Beitrag zum Züchtungsfortschritt in einem hochrelevanten Themengebiet geleistet.

 

Zwei gleichwertige Dritte Preise an Tobias Füge von der Universität Hohenheim und Luisa Zazzi von der Justus-Liebig-Universität Gießen

Die Kommission hat sich in diesem Jahr dazu entschieden, den Dritten Preis auf zwei Preisträger aufzuteilen, deren Arbeiten als ebenbürtig bewertet wurden.

Luisa Zazzi

Den ersten der beiden mit je 500 Euro dotierten Dritten Preise erhält Luisa Zazzi von der Justus-Liebig-Universität Gießen für ihre Masterarbeit mit dem Titel „Hochdurchsatzphänotypisierung der Trockenstressreaktion von Weizenlinien mittels 3D-Scanner in Kombination mit gravimetrischer Transpirationserfassung“, die von Prof. Dr. Rod Snowden betreut wurde.

Frau Zazzi hat an der Universität für Bodenkultur in Wien Agrarwissenschaften im Bachelor und an der Justus-Liebig-Universität Gießen Nutzpflanzenwissenschaften im Master studiert und erfolgreich abgeschlossen. Seit dem Studienabschluss ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Promotionsvorhaben an der Justus-Liebig Universität angestellt. Während ihres Masterstudiums hat sie parallel in Vollzeit als Züchtungsassistentin in der Industrie gearbeitet.

Frau Zazzi hat in ihrer Arbeit 88 ausgewählte Winterweizenlinien, welche unter kontrollierten Umweltbedingungen Trocken- und Hitzestress ausgesetzt waren, mittels HTP-Methoden (Hochdurchsatzphänotypisierungs-Methoden) phänotypisiert.

Sie konnte zeigen, dass die digitale Hochdurchsatzphänotypisierung eine geeignete Methode ist, genotypische Unterschiede unter Trockenstressbedingungen im Transpirationsverhalten sowie in morphologischen und multispektralen Merkmalen von Weizenpflanzen über den Vegetationsverlauf hinweg zu identifizieren. Diese Erkenntnisse können zukünftig dazu beitragen, den Entwicklungsprozess angepasster Weizensorten in der Pflanzenzüchtung zu erleichtern und zu beschleunigen.

Die Arbeit liefert ein sehr praxisorientiertes Fazit und einen Ausblick zur weiteren Nutzung der Ergebnisse in der praktischen Pflanzenzüchtung, was die direkte Möglichkeit eröffnet, die Ergebnisse in der Pflanzenzüchtung einzusetzen. Hervorzuheben ist außerdem, dass das Thema der Arbeit sowie die statistische Bearbeitung äußerst anspruchsvoll waren, der Verfasserin aber dennoch eine sehr allgemeinverständliche Beschreibung gelungen ist.


Tobias Füge

Den zweiten der beiden mit je 500 Euro dotierten Dritten Preise erhält Tobias Füge von der Universität Hohenheim für seine Masterarbeit mit dem Titel: „Bewertung autonomer und intelligenter Unkrautbekämpfungstechnik im Zuckerrübenanbau“. Die Arbeit wurde am Fachgebiet Herbologie der Universität Hohenheim unter der Betreuung von Herrn Prof. Dr. Roland Gerhards angefertigt.

Herr Füge stammt aus Bischheim in Rheinland-Pfalz. Er hat zunächst an der Technischen Hochschule in Bingen Agrarwissenschaften im Bachelor studiert und dann an der Universität Hohenheim den Master mit der Vertiefung Pflanzenproduktionssysteme angeschlossen.

Während des Studiums brachten Herrn Füge Auslandsaufenthalte nach Südamerika und Kanada. Seit 2019 leitet er einen eigenen Ackerbaubetrieb in einer Betriebsgemeinschaft. Anfang 2024 hat er den TOP Kurs der Andreas-Hermes-Akademie absolviert.

Im Rahmen seiner Masterarbeit hat Herr Füge in einem Feldversuch auf der Versuchsstation Kirschgartshausen der Südzucker einen Hackroboter mit Sprühvorrichtung sowie einen Spot-Sprayer mit herkömmlicher flächiger Behandlung und einer unbehandelten Kontrolle verglichen. Er konnte nachweisen, dass die Unkrautdichte mit dem Hackroboter sowohl rein mechanisch als auch mit Spotspray genauso gut reduziert wurde wie im herkömmlichen chemischen Verfahren.

Ein Vergleich der Verfahrenskosten zeigte jedoch, dass aktuell noch keine Konkurrenzfähigkeit für die neuen Verfahren besteht. Ist in der Zukunft die Wirkungssicherheit garantiert, hat die Spotspraytechnik allerdings durchaus Möglichkeiten, sich am Markt durchzusetzen, denn auf diese Weise könnten erhebliche Mengen an Herbiziden eingespart und die Forderungen des Green Deal der EU eingehalten werden.

Die Arbeit zeichnet sich durch einen sehr guten Technikvergleich aus und berücksichtigt mit dem Wirkungsgrad einen wichtigen Faktor. Die Technik ist schon vorhanden und kann auch bei bestehenden Geräten nachgerüstet werden. Insbesondere die durchgeführte ökonomische Auswertung mit der Kostenkalkulation und damit die wichtige Rundumbetrachtung des Themas sind hervorzuheben.


Interessenten erhalten weitere Informationen bei der DLG, Eschborner Landstr. 122, 60489 Frankfurt am Main. Ansprechpartner ist Kerstin Hau, Tel. 069/24788-375 oder nachwuchspreise@dlg.org.

Ausführliche Informationen zum „Wilhelm-Rimpau-Preis“ sind auch im Internet unter www.dlg-feldtage.de/de/programm/wilhelm-rimpau-preis zu finden.


Bildmaterial


Einzelbilder

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Vorschlag Bildunterschrift: Von links nach rechts: DLG-Präsident Hubertus Paetow, Preisträgerin Luisa Zazzi (3. Preis), Laudatorin Prof. Tanja Schäfer

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Vorschlag Bildunterschrift: Von links nach rechts: DLG-Präsident Hubertus Paetow, Preisträger Tobias Füge (3. Preis), Laudator Prof. Andreas Stahl (Julius Kühn Institut)

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Vorschlag Bildunterschrift: Von links nach rechts: DLG-Präsident Hubertus Paetow, Preisträgerin Carina Meyenberg (2. Preis), Laudator Ernst von Stockhausen (KWS Saat)

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Vorschlag Bildunterschrift: Von links nach rechts: DLG-Präsident Hubertus Paetow, Preisträger Pascal Teppe (1. Preis), Laudatorin Dr. Sandra Kaminski (dsv – Deutsche Saatveredelung)


Gruppenbilder

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Vorschlag Bildunterschrift: Von links nach rechts: Prof. Tanja Schäfer (Laudatorin, Fachhochschule Südwestfalen), DLG-Präsident Hubertus Paetow, Preisträger Pascal Teppe (1. Preis), Ernst von Stockhausen (Laudator, KWS Saar), Preisträger Tobias Füge (3. Preis), Prof. Andreas Stahl (Laudator, Julius-Kühn-Institut), Preisträgerin Carina Meyenberg (2. Preis), Preisträgerin Luisa Zazzi (3. Preis), Prof. Jóska Gerendás (Jurymitglied, K+S), Dr. Sandra Kaminski (Laudatorin, dsv – Deutsche Saatveredelung) und Dr. Martin Berges (Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen)

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