DLG-Feldtage 2024: Pioniere, Party, Pflanzenbau

DLG-Feldtage 2024 auf Gut Brockhof – 11. bis 13. Juni 2024 in Erwitte bei Lippstadt – 370 Aussteller aus 18 verschiedenen Ländern – Motto: „Pflanzenbau out of the Box“ –Landwirtschaft in Zeiten des Klimawandels – breitgefächertes Angebot für ökologisch wirtschaftende Betriebe und Umsteller

Am zweiten Tag der DLG-Feldtage 2024 nutzten wieder zahlreiche Fachbesucher die Gelegenheit, um sich u.a. über Angebote der Aussteller im Bereich Pflanzenbau, Ökolandbau, Landtechnik und Robotik zu informieren. Wie die Landwirtschaft mit den neusten Herausforderungen des Klimawandels umgeht, darum ging es zur Mittagszeit in den Versuchsfeldern. Besucher ließen den zweiten Tag der DLG-Feldtage 2024 bei der DLG-CropNight ausklingen, dem neuen Networking-Event mit Drinks, Live-Musik und gutem Essen.

Ob das Wetter eine ausreichende Niederschlagspause für eine trockene Heuernte lässt, die Hoffnung wollte der Wetterexperte Jörg Kachelmann den Landwirtinnen und Landwirten nicht machen bei der Diskussionsrunde „Landwirtschaft im Wetterwandel – Stürme, Dürren, Hitzewellen und Starkregen“, die der Versicherungsexperte „Vereinigte Hagel“ auf der Feldtage-Stage veranstaltete. Kachelmann und die Vereinigte Hagel kooperieren bei präzisen Wetterdaten und Wettervorhersagen und bieten ihrer landwirtschaftlichen Kundschaft entsprechende Services an. Kachelmann hält entsprechend viel von lokalen Messungen zur Wetterprognose – und wenig von Bauernregeln und anderen tradierten Weisheiten: So seien die Eisheiligen in der statistischen Langzeitbetrachtung „völlig unauffällig“, was das Wetter angehe.

Pflanzenschutz von Morgen

Ein weiteres drängendes Thema, „Herausforderung Pflanzenschutz – Gehen uns die Lösungen aus?“, wurde am Mittag auf der großen Plaza-Stage am DLG-Stand „DLG-Plaza“ diskutiert. Unter der Moderation von Anne Ehnts-Gerdes, Redakteurin bei den DLG-Mitteilungen, drehte sich in der einstündigen Podiumsdiskussion alles um wirksame Pflanzenschutzkonzepte. Den Pflanzenschutz ganzheitlich denken, nicht nur vom chemischen Wirkstoff, sondern auch vom Boden her, dafür sprach sich Landwirt Martin Krist aus, Verwalter von Gut Vogelsang, das mit dem Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung im Rheinland verbunden ist. Dr. Sabine Andert, Institutsleiterin am Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland am Julius-Kühn-Institut (JKI), pflichtete Krist bei: Der Pflanzenschutz müsse integriert gedacht werden. In den Werkzeugkasten gehören dazu die Digitalisierung mit beispielsweise Prognose-Modellen oder auch Biotechnologie.

Tägliche Pop-up-Talks am Treffpunkt Ökolandbau

Ökologisch wurde es in den Demoparzellen: Hier folgten Besucherinnen und Besucher mit großem Interesse den täglich stattfindenden „Pop-up Talks“ (Führungen) am Treffpunkt Ökolandbau. Expertinnen und Experten informieren hier über trockentolerante Kulturen, Sonderdruschkulturen wie Senf und Linsen, die Chancen des Winterhafers sowie Sortenwahl und Kulturführung der gezeigten Kulturen.  

Die Perspektiven des Ökolandbaus waren auch Thema auf einer Podiumsdiskussion an der DLG-Plaza am Mittwochmorgen. Das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 auf 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland ökologisch zu wirtschaften, hält die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), Silvia Bender, für durchaus ambitioniert. So sprechen viele Gründe wie der Klimawandel und Artenschwund dafür, das Ziel weiter zu verfolgen, sagte Bender. „Mit unserer BioStrategie2030 haben wir einen Masterplan erarbeitet, um gute Rahmenbedingungen für den Ökolandbau zu schaffen“, sagte Bender. Der Ökolandbau etabliere ein nachhaltiges Wirtschaften in der Fläche. So sei die Hacktechnik auch im konventionellen Anbau mittlerweile Mainstream.

Staatssekretärin Silvia Bender: Außer-Haus-Verpflegung bietet Potenzial für Öko-Produkte

Bender bestätigte die Marktanalyse von Dr. Achim Schaffner, Experte für Ökolandbau im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft, der auf „Dellen“ beim Absatz von Bioprodukten in den vergangenen Jahren verweist. Geopolitische Krisen sowie die Verteuerung von Nahrungsmitteln hätten den Bioboom ausgebremst. Dennoch liegen ökologisch angebaute Nahrungsmittel aus der Region weiterhin in der Gunst der Verbraucher, so Bender. Als einen ausbaufähigen Absatzkanal von Öko-Produkten bezeichnet Bender die Außer-Haus-Verpflegung. „Hier finden die Verbraucher immer noch nicht die Produkte, die sie suchen. In jeder Kaserne sollten Bio-Gerichte einen Anteil von 30 Prozent haben“, formuliert Bender ihre Vision. Sie hält dafür den Aufbau von Wertschöpfungsketten für wichtig. Entsprechende Zusammenschlüsse finanziert das BMEL mit dem Förderprogramm Ökologischer Landbau. 

Landwirtschaft „Out of the Box“: Agroforst, Hamsterschutz und Chia

Eine Pionierin für den Anbau von Chia, ein Advokat der Regenerativen Landwirtschaft sowie ein Landwirt von einem thüringischen Großbetrieb, der 20 Kulturarten im Anbau hat, bio und konventionell vereint und Hamsterschutzprogramme durchführt: Diese Bandbreite brachte „Landwirtschaft out of the Box – das Praktiker-Speeddating“ auf die Bühne der DLG-Plaza-Stage. Dabei kann Agroforst mehrere praktische Nutzen haben, im konkreten Fall Windschutz sowie Hitzeschutz für den Hühnerauslauf. Beim Anbau von Chia sind einige Besonderheiten zu beachten: So empfiehlt sich beim Drusch, direkt einen Big Bag unter den Auslauf zu hängen, damit die Samen nicht verweht werden. Und vielfältige Kulturen im Anbau dienen auch der Risikostreuung: Wenn witterungsbedingt bei einzelnen Kulturen die Erträge leiden, läuft es bei anderen dagegen besser.

Gutbesuchte Maschinenvorführungen und ausverkaufte CropNight

Besonders gut besucht waren auch die täglich stattfindenden, kommentierten Maschinenvorführungen, bei denen zu sechs hochaktuellen Themen insgesamt 77 Gespanne in den Einsatz gebracht wurden. In den DLG-Parcours ging es dabei um die Unkrautbekämpfung mit Striegel und Hacke in Getreide und Mais, um die flache Bodenbearbeitung – vom Flachgrubber bis zum Schälpflug sowie um den Einsatz von Mehrtank-Drillmaschinen zur kombinierten Aussaat von Saatgütern und Dünger. In der neuen Live-Arena zusammengefasst waren die Vorführungen der Feldspritzen, der Düngerstreuer und der verschiedenen Lader, die großen Anklang fanden. Neu war hier die Live-Übertragung auf einer Großleinwand, die weitere spannende Details aus unterschiedlichen Kamerapositionen und der Perspektive einer Kameradrohne erstmalig live für die Besucher sichtbar machte.

Ebenfalls technisch und „out of the Box“ wurde es beim Field Robot Event. Drei Tage lang konkurrieren internationale Teams aus Studierenden hier mit ihren Feldrobotern um die besten Lösungen für landwirtschaftliche Verfahren. Die Teilnehmer kommen unter anderem aus Norwegen, Italien, Slowenien, den Niederlanden und Deutschland. Am zweiten Messetag mussten die Studierenden mit ihren Robotern Unkraut in einer Grünlandfläche finden und kartieren.

Am Ende des zweiten Tages machte sich ein Großteil der Besucher auf, um an der Premiere der mit rund 2000 Tickets ausverkauften CropNight teilzuhaben. Das Event zum Netzwerken bei Live-Musik und coolen Drinks ging noch bis 22 Uhr.

Fotos: DLG

Mitveranstalter der DLG-Feldtage sind das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main AG (RWZ), Köln, sowie die Raiffeisen Waren GmbH, Kassel.

PM_DLG_Feldtage_2024_Tag2.pdf
Maschinenvorführungen.JPG
240612SPF89572.JPG
240612SPF89345.JPG
Feldtage2024_JAWORR_DSC_3669.jpg
240612SPF88875.JPG
240612SPF89868.JPG
240612SPF89100.JPG