DLG-Unternehmertage 2024: Digital Total in Eigenregie – Best-Practice-Beispiel Dörr-Agrar Pflanzenbau GmbH
„Digital von A(brechnung) bis Z(ertifizierung) – Wie kann Digitalisierung Bürokratie abbauen?“ ist Thema des Impulsforums Junge DLG auf den DLG-Unternehmertagen 2024 am 11. September in Oldenburg – Best-Practice-Beispiele zur Digitalisierung im Fokus – Landwirt Andreas Dörr gibt Tipps zur maßgeschneiderten digitalen Betriebsführung
„Bürokratie managen – Freiraum schaffen“: Unter diesem Leitthema veranstaltet die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) vom 10. bis 11. September die DLG-Unternehmertage 2024 in Oldenburg. Die Digitalisierung gilt als ein entscheidender Baustein, um Bürokratie abzubauen und Verwaltungsprozesse auf landwirtschaftlichen Betrieben effizienter und praxisfreundlicher zu gestalten. Im Forum „Digital von A(brechnung) bis Z(ertifizierung) – Wie kann Digitalisierung Bürokratie abbauen?“, das am Mittwoch, den 11. September, von 14:30 Uhr bis 15:45 Uhr auf den DLG-Unternehmertagen stattfindet, diskutiert die Junge DLG Best-Practice-Beispiele. Eines davon ist der Betrieb Dörr-Agrar Pflanzenbau GmbH in der Rhön.
Im Bericht für das Magazin auf www.dlg.org. gibt Geschäftsleiter Andreas Dörr vorab Einblicke, wie er mit selbstkonfigurierten Apps den Familienbetrieb digital managt:
Digital Total in Eigenregie
Wie die Digitalisierung von Daten und deren intelligente Vernetzung das Betriebsmanagement erleichtert und effizienter gestaltet, erprobt Andreas Dörr auf dem Ackerbaubetrieb seiner Familie in der Rhön. Der Diplom-Agraringenieur hat dazu eigene Apps ausgetüftelt und testet gemeinsam mit Herstellern innovative Lösungen. Auf den DLG-Unternehmertagen 2024 zeigt er, welches Potenzial in smarten Technologien steckt.
„Ich habe kein System auf dem Markt gefunden, das meinen Bedürfnissen entsprochen hat.“ So beschreibt Andreas Dörr die Motivation, den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Familie in Südthüringen und Nordbayern weitestgehend auf eigene Faust zu digitalisieren.
Heute hat der Diplom-Agraringenieur auf dem 1.450 ha großen Ackerbaubetrieb unter anderem ein selbstentwickeltes und cloudbasiertes Planungstool für die Bewirtschaftung der Flächen im Einsatz, mit App für Smartphone und Tablet. Eine ebenfalls in Eigenregie ausgetüftelte Lager-App erfasst zudem sämtliche Warenein- und -ausgänge im Silo und die Bestände in den Lagerhallen in Echtzeit. Und in der Arbeitsorganisation kommt eine selbst erstelle Zeiterfassungs-App zum Einsatz.
Mit KI zur maßgeschneiderten App
„Ich war schon immer technikbegeistert“, beschreibt Andreas Dörr sich selbst. Diese Eigenschaft sei bei dem Vorhaben, den Familienbetrieb mit 1.000 ha Ackerland und 450 ha Grünland komplett digital zu managen, sicher hilfreich gewesen, sagt der Geschäftsleiter. Zusätzlich habe es ihm der digitale Fortschritt leicht gemacht: „Mit KI-Lösungen und dem Office-365-Paket muss man nicht einmal selbst programmieren können, um eine gute App zu erstellen“, meint Dörr.
Seine App zur Lagerverwaltung etwa habe er an zwei Abenden ausgetüftelt. Ein hilfreiches Tool: Fährt ein Mitarbeiter einen Hänger voll Weizen oder Braugerste aus der Ernte zum Silo, sind Erntevorgang und Frucht sowie die Waage bereits mit der App verknüpft: „Der Mitarbeiter muss lediglich die Lager-App auf seinem Smartphone öffnen und den Füllstand an der vorgesehen Stelle eintragen“, sagt Dörr. Die Daten seien dann über die Cloud in Echtzeit für alle autorisierten Personen im Betrieb einsehbar: „Ich muss keine Zettel mehr händisch in ein Planungstool übertragen, wir arbeiten ohne Papierlisten“, betont der Betriebsleiter.
Das ebenfalls selbst entwickelte Planungstool für die Bewirtschaftung des Betriebs bildet alle Feld- und Flurstücke digital ab. Auch Geo-Daten von Behörden laufen in der Web und App basierten Lösung zusammen und sind mit den einzelnen Schlägen verknüpft. „Steht ein Fahrer mit der Maschine am Feldrand und will Pflanzenschutz ausbringen, zeigt die App ihm an, ob und in welcher Weise es Auflagen wie Abstände zu Gewässern zu beachten gibt“, beschreibt Dörr. Da es sich bei der App um eine cloudbasierte Lösung handele, können Mitarbeitende zudem aktuelle Informationen in Echtzeit mit ihren Kollegen und dem Betriebsmanagement teilen. So wisse jeder sofort Bescheid, wenn nach einem Unwetter abgeknickte Äste auf einem Feld liegen und vor dem nächsten Arbeitseinsatz erst geräumt werden müssen. Oder wenn auf einem Schlag Getreide ins Lager gegangen sei.
Initiativbewerbungen statt Fachkräftemangel
Die digitale Vernetzung, Aufbereitung und Organisation von Daten ermögliche effiziente Arbeitsläufe – mit Blick auf Mitarbeiter-Kapazitäten, den Einsatz von Maschinen oder Betriebsmitteln: „Wir kommen mit sehr wenigen Schlepperstunden aus“, betont Dörr.
Der Betrieb der Dörrs, der mit Anbietern von Landtechnik und landwirtschaftlicher Software sowie Hochschulen zusammenarbeitet, um neueste Innovationen zu testen und weiterzuentwickeln, ist nach Angaben des Geschäftsführers auch für Nachwuchskräfte attraktiv: „Wir bekommen Initiativbewerbungen. Ich spüre auf unserem Betrieb nichts vom Fachkräftemangel – im Gegenteil: Wir haben mehr Bewerber für freie Posten als wir anstellen können“, sagt Andreas Dörr. Seine Philosophie: „Unsere Mitarbeiter sollen nicht bloß Traktoristen sein. Sie sollen sich in die Planung von Betriebsabläufen aktiv einbringen.“ Auch dabei unterstützt die digitale Innovation.
Weitere Informationen:
Zum Betrieb
Der Ackerbaubetrieb Dörr-Agrar Pflanzenbau GmbH umfasst 1.450 ha, davon 1.000 ha Ackerland und 450 ha ökologisch bewirtschaftetes Grünland, in der Rhön (Thüringen und Nordbayern). Weizen, Futtergerste und Braugerste sowie Raps und Energiepflanzen zählen zur Fruchtfolge. Auf Pachtflächen werden Kartoffeln erzeugt. Die Braugerste wird an regionale Brauereien vermarktet. Außerdem ist das Unternehmen an einer örtlichen Biogasanlage beteiligt. Auf dem Betrieb, den Andreas Dörr gemeinsam mit seinem Vater Hubert Dörr leitet, sind gegenwärtig vier Mitarbeiter beschäftigt. Dörr-Agrar testet regelmäßig innovative Technologien in Kooperation mit beispielsweise Anbietern Landtechnik und Software. Zudem ist der Betrieb am Deep Farming Forschungsprojekt der Universität Gießen beteiligt. Das Projekt Deep Farming wird mit EU-Mitteln gefördert und hat zum Ziel, den aktuell bestmöglichen Stand der Technik zur teilflächenspezifischen Düngung von Qualitätsweizen in der Praxis zu erproben.
Zur Person Andreas Dörr
Andreas Dörr ist im Jahr 2006 in die Geschäftsleitung des Familienbetriebs Dörr-Agrar eingestiegen. Dörr hat sein Studium der Agrarwissenschaften an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf im Jahr 2008 als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Im Mai 2023 wurde er mit dem Zweiten Platz des Bayerischen Digitalpreises ausgezeichnet. Mit dem Preis würdigt die bayerische Landesregierung besondere Verdienste um die digitale Transformation. Im Fall des Familienunternehmens Dörr-Agrar bestehen diese Transformationsleistungen in der Entwicklung der Apps zur Steuerung der Arbeitsabläufe rund um den Hof sowie dem Aufbau eines digitalen Zwillings des Betriebs, also einer virtuellen und dreidimensionalen Kopie.
Mehr Informationen und Anmeldemöglichkeiten zu den DLG-Unternehmertagen 2024 finden Sie hier.
Weitere aktuelle Beiträge zu Landwirtschaft und Lebensmitteln finden Sie im digitalen Magazin der DLG: Magazin: https://www.dlg.org/magazin
Den Best-Practice-Beitrag zur Dörr-Agrar Pflanzenbau GmbH im Original-Layout finden Sie hier.
Bildmaterial bei Angabe der jeweiligen Bildquelle honorarfrei nutzbar:
Foto „Andreas Dörr“: Andreas Dörr beschäftigt sich gerne mit technischen Innovationen: Für das Management seines Betriebs hat er eigene Apps entwickelt. Foto: Dörr-Agrar Pflanzenbau GmbH
Foto „Dörr_Agrar_App_Betriebsplanung“: Auch die Bewirtschaftung der Flächen wird bei Dörr-Agrar digital gemanagt. Foto: Dörr-Agrar Pflanzenbau GmbH
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