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Transforming Animal Farming

EuroTier

In herausfordernden Zeiten konnte die EuroTier wichtige Akzente für die zukünftige Entwicklung der nationalen und internationalen Tierhaltungsbranche setzen. Unter dem Leitthema „Transforming Animal Farming“ präsentierte die internationale Leitmesse ein Ausstellungs- und Fachprogramm, das auf eine erfolgreiche Zukunft der Tierhaltungsbranche setzt und mit technischen Innovationen zeigte, wie eine Steigerung der Produktivität mit mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit möglich ist.

Die Zeiten für die Tierhaltungsbranche seien noch nie so herausfordernd und anstrengend gewesen wie in den zurückliegenden Jahren und werden dies sicherlich auch in der vor uns liegenden Zeit bleiben. Das gelte für die globale, die europäische und die deutsche Nutztierhaltung, allerdings in sehr unterschiedlicher Ausprägung, so DLG-Präsident Hubertus Paetow in seiner Eröffnungsrede zur EuroTier. Die Weltleitmesse, die vom 15. bis 18. November 2022 auf dem Messegelände in Hannover stattfand, führte über 1.800 Aussteller aus 57 Ländern mit mehr als 106.000 Besuchern aus 141 Ländern zusammen.

Für den DLG-Präsidenten ist die Tierhaltung in Europa und in Deutschland wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Lebensmittelerzeugung. Fleisch, Eier und Milch seien wertvolle Komponenten der menschlichen Ernährung und ohne Tierhaltung wäre der Agrarsektor nicht existenzfähig – weder konventionell noch ökologisch.

Innovationen für die Zukunft wichtig

Branchen, die im Strukturwandel stehen, seien in besonderem Maße auf rentabilitätssteigernde Innovationen angewiesen, so Paetow. Es müssten alle Register der modernen Tierhaltungstechnik gezogen werden. Stallbau, Stalltechnik, Digitalisierung, Züchtung und Fütterung und Vermarktung, alles müsse bearbeitet werden, um die Betriebe für die Zukunft nachhaltig und stabil aufzustellen.

Viele Lösungsansätze in den Messehallen

Unter dem Leitthema der EuroTier “Transforming Animal Farming” hat sich die internationale Tierhaltungsbranche auf den Weg gemacht, um sich den drei Kernherausforderungen Produktivität, Klimawandel und Tierwohl zu stellen. Die EuroTier 2022 zeigte, welche Innovationen die Ingenieurskunst in den letzten Jahren entwickelt hat, insbesondere beeindruckende technische Innovationen im Bereich von Digitalisierung, Automatisierung und Robotik. Innovationen bringen Fortschritte bei der Tierbeobachtung, machen weniger Emissionen möglich und verbessern die Arbeit für die Menschen in der Landwirtschaft. Systemische Ansätze in der Tierhaltung zahlen auf Tiergesundheit, Tierhygiene und Tierwohl ein.

Auch der Zielkonflikt von Umweltschutz und Tierwohl kann mittels verfahrenstechnischer Innovationen deutlich entschärft werden. Moderne ganzheitliche Stallkonzepte mit einer schlüssigen Verbindung von Innen- und Außenbereichen erhöhen durch technische Innovationen Tierwohl und Tiergesundheit und verringern die Emissionen. Neue Konzepte ermöglichen die Trennung von Kot und Harn, erzeugen weniger Emissionen und verbessern die Gesundheit der Tiere. Auch die Tierfütterung macht deutliche Entwicklungssprünge; hohe Tierleistung und verringerter Methanausstoß gehen Hand in Hand.

Trends der Branche


Betriebsmittel und Betriebstechnik

Bei den Betriebsmitteln sind zwei große Strömungen zu erkennen: Zum einen geht es weiterhin um die optimale Gesundheitsvorsorge der Tiere. Hier wird Wert gelegt auf eine zielgerichtete individuelle Versorgung der Tiere mit den benötigten Nährstoffen und auf eine datengestützte Früherkennung von Versorgungsstörungen. Gleichzeitig wird versucht, durch entsprechende Fütterungssysteme die Umweltauswirkungen der Tiere zu reduzieren. Bei der Betriebstechnik ist das Ziel weiterhin die Arbeitserleichterung. Dies reicht von der Stallarbeit bis zur Weiterentwicklung von Weidezaunsystemen, um neuen Herausforderungen durch Wildtiere auch arbeitsoptimiert entgegentreten zu können.

Rinderhaltung

Die Trends in der Rinderhaltung nehmen weiterhin das Tierwohl in den Fokus. Durch die datenmäßige Verknüpfung verschiedener Prozessabschnitte wird es möglich, die Daten tiefgreifender auszuwerten und somit Entscheidungsunterstützungssysteme noch tierindividueller zu machen. Weiterhin zeigt sich im Prozessmanagement, dass immer weitere Prozessteile automatisiert werden. Dies reicht vom automatischen Reinigen und Wiederanfahren von Kälbertränkemobilen bis zu Reinigungssystemen für Kleinmelkanlagen. Somit werden die Prozesssicherheit und damit auch die Nachhaltigkeit gewährleistet. Hierbei wird überall sichtbar, dass sich die Rolle des Landwirts vom Arbeiter zum Manager weiterentwickelt und Zeit für die Unternehmensleitung geschaffen wird. In den Stallsystemen zeichnet sich weiterhin der Trend der letzten Jahre ab, dass tierische Ausscheidungen gezielt aus dem Stall entfernt werden, um die Umweltwirkung zu reduzieren. Dies reicht von Siebsystemen für Freilaufställe bis zu Sammelroboter. Selbst im eher klassischen Bereich der Melktechnik oder Liegeboxenabtrennung sind weiterhin deutliche Innovationen in Richtung des Tierwohls zu beobachten. Dies zeigt deutlich, dass wir auch bestehende Systeme mit neuen Möglichkeiten immer wieder neu denken müssen.

Schweinehaltung

Im Schweinebereich zeichnet sich ein deutlicher Schritt in der Sensortechnik ab. Die Sensorik muss nicht mehr am Tier fixiert sein. Innovative Ansätze wie Bildanalyse oder Tonanalyse machen es möglich, auch ohne direkte Anbindung an das Tier individuelle Daten zu erheben. Somit sind neue Ansätze nun möglich, die vorher strukturell oder ökonomisch schwierig umzusetzen waren. Die neuen technologischen Entwicklungen in eingestreuten Haltungssystemen ermöglichen es auch hier, über digitalisierte und automatisierte Einstreusysteme gleichzeitig die Ziele Arbeitserleichterung, Ökologie und Ökonomie zu erfüllen.

Geflügelhaltung und weitere Nutztiere

Die Trends in der Geflügelhaltung bewegen sich in Richtung Steigerung des Tierwohls und Reduzierung der Umweltbelastung. Auch hier sind optimierte Einstreusysteme zu finden, die diese Ziele erfüllen können. Mit der Veränderung der Verbrauchernachfrage werden auch neue Tierarten für die Haltung interessant. Dieser Trend zeichnet sich exemplarisch durch Fütterungssysteme für Insekten ab. Es ergeben sich somit immer wieder neue Wege für die landwirtschaftliche Tierhaltung.

Digitalisierung und Herdenmanagement

Die Digitalisierung ist weiterhin ein Megatrend in der Landwirtschaft. Die Entwicklung führt dabei von der automatisierten Datenerfassung mit vernetzten Sensortechniken über Datenbanksysteme hin zur Automatisierung von Analysen und Prozessen und zu einem intelligenten Stallmanagement. Der Systemansatz unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit rückt dabei weiterhin in den Vordergrund. Die Möglichkeiten der gezielten Vernetzung von Daten im Tierbereich zeigen sich im prämierten Trockenstellmanagement bei Kühen, das Daten aus mehreren Bereichen kombiniert. Gleichzeitig fallen aber auch die Schwierigkeiten durch die fehlende übergreifende Datenschnittstelle im Tierbereich auf. Hier wird aktuell Potenzial für Tierwohl und Nachhaltigkeit verschenkt.

(Prof. Dr. habil. Heinz Bernhardt, EuroTier-Neuheitenkommission; Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik, Technische Universität München, Freising)

Informationen: www.EuroTier.com

Aussteller- und Besucherstimmen

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