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Hubertus Paetow zum Jahresbericht 2022 der DLG

Liebe Mitglieder und Freunde der DLG,

so abgenutzt das Wort von der Zeitenwende inzwischen wohl auch erscheinen mag – das vergangene Jahr 2022 wird als genau dies, als ein Wendepunkt, in die Geschichte eingehen. Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine wurde auf eine erschreckende Art und Weise klar, dass selbst hier in Europa eine dauerhaft friedliche Koexistenz der Staaten keine Allgemeingültigkeit hat.

Die durch die gerade abebbende Pandemie ohnehin schon strapazierten globalen Lieferketten und internationalen Beziehungen gerieten durch die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine noch weiter aus dem Gleichgewicht. Dies traf vor allem die Bereiche der Außen-, Sicherheits- und Energiepolitik, aber auch die internationalen Ernährungssysteme. In der Folge ist auch die Inflation, nach Jahrzehnten der Geldwertstabilität, zurück – mit allen negativen Folgen der Planungs- und Investitionssicherheit für Unternehmen und Verbraucher. Stark volatile Märkte mit nie dagewesener Hochpreisphase auf dem Getreide- und Düngermarkt haben die Bedeutung von Vermarktungsstrategien und Absicherungsinstrumenten wieder stärker in den Fokus gerückt.

Damit ist auch das Thema der globalen Ernährungssicherheit in hoher Dringlichkeit und Dramatik wieder auf der weltpolitischen Tagesordnung angekommen. Meist sind es die Krisen, die die Anpassungsfähigkeit unserer Systeme an sich ändernde Rahmenbedingungen prüfen. Klar ist jedoch, dass die Konzepte und Strategien einer Transformation des deutschen und europäischen Agrarsektors auch weiterhin gültig bleiben. Nachhaltigkeit wird deshalb zum Leitbild unserer Zeit. Die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung haben sich nicht verändert – unsere Produktionssysteme müssen die Bedürfnisse unserer heutigen Generation erfüllen und gleichzeitig die natürlichen Grundlagen soweit erhalten, dass auch zukünftige Generationen dies in mindestens gleicher Weise tun können. Der Kern unserer Arbeit in der Agrar- und Ernährungswirtschaft wird auf absehbare Zeit die nachhaltige Produktivitätssteigerung bleiben. Dazu denken wir Produktion, Umweltschutz, Klimaschutz und Tierschutz zusammen, denn das Konzept der Nachhaltigkeit geht von einer gleich großen Bedeutung von Ökologie, Ökonomie und sozialen Aspekten aus. Langfristig kann Ernährung nur gesichert werden, wenn die Ökosysteme funktionsfähig bleiben und das Klima den Ansprüchen der Nutzpflanzen entspricht. Dazu müssen die Produktionssysteme ökologisch verträglich und klimaschonend weiterentwickelt werden.

Für die DLG war 2022 das „Jahr der Messen“. Aufgrund des Endes der Corona-Pandemie war der Messekalender so gefüllt wie nie zuvor. Endlich konnten Ausstellungen und Veranstaltungen wieder stattfinden und nachgeholt werden, dazu zählte die AnugaFoodTec, die agra, die DLG-Feldtage und DLG-Waldtage sowie mehrere kleinere regionale Messen. Highlight war die EuroTier und EnergyDecentral im November, auf der endlich auch wieder die internationale Bühne bespielt wurde.

Die DNA der DLG ist es, den Fortschritt in die Land- und Ernährungswirtschaft zu bringen. Dabei helfen, vor allem in aktuellen Krisenzeiten, die Vernetzung und der Austausch. Der Blick über den Tellerrand zeigt neue Wege auf und macht Chancen deutlich. Landwirtschaftliche UnternehmerInnen können kommende Herausforderungen nur mit Wissen, Können und Mut begegnen, denn jede Herausforderung birgt auch immer eine Chance zur Veränderung, eine Chance auf etwas Neues.

Ich möchte mich im Namen des Vorstandes ganz herzlichen bei allen Mitgliedern und Freunden der DLG sowie bei den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitgliedern für ihr großes persönliches Engagement bedanken.

Hubertus Paetow
Präsident der DLG