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1. Vorgeschichte der DLG-Gründung

Vorbereitung (1882/1883) 

Am Anfang der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft steht eine einzelne Person: Max Eyth (1836–1906). Geboren in Kirchheim/Teck, studierte der junge Mann in Stuttgart Maschinenbau, ehe er zwischen 1860 und 1882 als Chefingenieur für den weltweit führenden Dampfpflughersteller John Fowler im englischen Leeds tätig war. In der ganzen Welt umhergereist, kannte er die Probleme der Landwirtschaft aus eigener Anschauung. Dabei war ihm nicht verborgen geblieben, dass die englische Landwirtschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders weit fortgeschritten war. Diesen Fortschritt nach Deutschland zu holen und weiterzuentwickeln, war sein erklärtes Ziel.

Doch wie sollte der Fortschritt nach Deutschland kommen, wo Kleingeist, Bürokratie und Borniertheit jede Neuerung zu ersticken drohten? Eine überparteiliche nationale Landwirtschaftsgesellschaft nach dem Vorbild der 1838 gegründeten englischen Royal Agricultural Society schien Max Eyth geeignet, die Verkrustungen aufzubrechen. Allerdings war dies leichter gedacht als getan. Die Widerstände, die nicht zuletzt von den mehr als 1650 bestehenden landwirtschaftlichen Gesellschaften und Vereinen im deutschen Reich ausgingen, waren gewaltig. Die meisten Vorstände und sonstigen Amtsträger fürchteten um Pfründen, Ehrenämter und Einfluss, doch Max Eyth ließ sich davon nicht abschrecken. Als „Mann der Tat“ nahm er 1882 seinen Wohnsitz in Bonn, wegen der zentralen Lage und der Nähe zur Landwirtschaftlichen Akademie Poppelsdorf. Auch lebte in Bonn Geheimrat Friedrich Wilhelm Dünkelberg, Direktor eben jener Akademie und anerkannte Autorität auf landwirtschaftlichem Gebiet. Ihm berichtete Eyth als einem der ersten von seinen Plänen, und er war es, der Eyth, die Beschwerlichkeit der Umsetzung seiner Idee klar machte: „Gut Ding braucht lange Weil“, schrieb Eyth am 15. Oktober 1882 in sein Tagebuch.

Anfang 1883 besaß Eyth Klarheit über die Grundsätze seiner neu zu gründenden Landwirtschaftsgesellschaft. Überparteilichkeit,  hohe Beiträge, Bekenntnis zur Tat, Absage an übermäßige „Rederei“, Verzicht auf „Vereinsblättchen“ und Propagierung der Selbsthilfe zählten zu den Forderungen, die auf den ersten Blick eher abschreckten als Mitglieder warben. Doch genau das war es, was Eyth wollte: Eine deutliche Sprache, voller Einsatz und  keine Halbheiten waren die Voraussetzung, sollte die Gesellschaftsgründung gelingen.

Dazu bereiste Eyth Deutschland, sprach auf Versammlungen und kontaktierte potentielle Multiplikatoren. Sein Auftreten hinterließ Wirkung. Fürst Anton von Hohenzollern wurde im Juni 1883 das nach Eyth zweite Mitglied der neuen, noch nicht gegründeten Gesellschaft – und das machte Mut. Nicht ganz unbescheiden nannte Eyth die Vorgaben: Binnen eines halben Jahres sollten 250 Mitglieder gewonnen sein, binnen zweier Jahre 2500.

(kh)

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