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Methan bei der Milchkuh - der Stand der Wissenschaft

Milchkühe sind gleichzeitig (Mit-)Verursacher und Leidtragende des Klimawandels. Im Impulsforum „Methan bei der Milchkuh“ auf der DLG-Wintertagung haben sich anerkannte Experten der Problematik aus der Sichtweise des Fütterungsbereichs angenähert und Potenziale für Verbesserungen abgeleitet.

Der Klimaschutz stand im Mittelpunkt des Impulsforums "Methan bei der Milchkuh", das vom DLG-Arbeitskreis für Futter und Fütterung sowie dem DLG-Ausschuss für Milchproduktion und Rinderhaltung veranstaltet wurde. Milchkühe sind über den Methanausstoß direkt am Klimawandel beteiligt, jedoch auch über Ausfälle in der Futtererzeugung und bei Hitzestress betroffen. Gleichzeitig bietet sich eine sachliche Diskussion darüber an, wie man nahrungskonkurrenzarm das Grünland nutzen und die Versorgung des Menschen mit Fleisch- und Milchprodukten sicherstellen kann. Dr. Matthias Schilde von Schothorst Feed Research in Lelystad (Niederlande) stellte dar, wie Methan entsteht und freigesetzt wird. Die Messmethoden und deren Anwendung in der Praxis standen im Mittelpunkt des Vortrags von Dr. Wolfram Richardt von der LKS - Landwirtschaftliche Kommunikations- und Servicegesellschaft mbH in Lichtenwalde, bevor nicht zuletzt Prof. Dr. Hubert Spiekers von der Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Grub über Minderungsmöglichkeiten referierte.

Mitnichten "Klima-Killer"

Schilde machte deutlich, dass Kühe zwar mit 40 % einen großen Anteil der Treibhausgasemissionen aus dem Sektor Landwirtschaft darstellen, jedoch mit lediglich 3 % an der Gesamtproduktion mitnichten zum „Klima-Killer“ abgestempelt werden dürfen. Außerdem machte er klar, dass eine Reduzierung der enterischen Methanbildung nur in begrenzten Umfang möglich und sinnvoll ist. Hierbei ist die Bezugsgröße entscheidend für die Aussagefähigkeit und Interpretation der Ergebnisse. Im Wesentlichen ist hier eine Verbesserung der Futter-Energieeffizienz zu nennen, d. h. für eine geringere Methanproduktion ist es notwendig, mit einer hohen Grobfutterqualität bedarfs-, und wiederkäuergerecht sowie präzise zu füttern.

Richardt stellte dar, dass das Wissen um das Messen von Methanemissionen bis in die Zeit um 1880 zurückreicht und es eine Vielzahl verschiedener Messeinrichtungen für wissenschaftliche Anwendungen gibt. Auf den Betrieben könnte die Zusammensetzung der Milch und hier insbesondere der Anteil der Milchfettsäuren ein interessanter Ansatzpunkt sein, weil diese mit der Methanproduktion und -emission korrelieren. Vorteil hier: Die Werte werden in der Regel in der Milchleistungsprüfung bzw. zumindest auf Tankebene tagesaktuell in der Molkerei ermittelt. Als weitere Alternativen könnten Milchspektren dienen, diese sind aber nur für eher größere Tiergruppen statt für eine Bewertung von Einzeltieren geeignet. Den Betrieben stehen somit reale Daten zur Entwicklung von Methanminderungsstrategien, aber auch für die Außendarstellung zur Verfügung.

Steigerung der Effizienz des Futterbaus

Spiekers zuletzt beschäftigte sich mit der Frage, wie man die Klimawirksamkeit der Milchkuh insgesamt mindern könnte. Er beleuchtete hierbei sowohl CO2 als auch Lachgas (N2O) mit besonders hohem Umrechnungsfaktor in CO2-Äquivalente wie auch Methan (CH4). Für eine Betriebsbetrachtung empfahl er die Nutzung des erst vor Kurzem um einen Treibhausgasrechner ergänzten Internet-Deckungsbeitragsrechners auf der Webseite der LfL. Der größte Effekt in der Praxis zeige sich hier in einer Steigerung der Effizienz im Futterbau wie auch in der Nutzungsdauer bzw. dem Erstkalbealter der Tiere, während der Futteraufwand und der CH4-Anfall aus der Verdauung eher geringeren Einfluss haben. Dabei war ihm wichtig zu erwähnen, dass vielfach auf den Betrieben die bereitgestellte Futtermenge und deren Inhaltsstoffe nicht en Detail bekannt sind. Schlussendlich hob Spiekers auf die Klimawirkung des Betriebes ab, weil man hier einige Dinge ineinandergreifen lassen und die Ansprüche von Mensch und Tier am besten abbilden kann.

Unter den Zuhörern wurde durchaus moniert, dass Methan aus Milchkühen nur einen geringen Anteil am Klimawandel hätte. Hierzu machten die Experten klar, dass beim vielzitierten Kreislauf in der Regel der Eintrag fossiler Energieträger als Diesel oder als Dünger bei der Futtererzeugung außer Acht gelassen werde. Die anwesenden Praktiker waren sich einig, dass vielfältige Aktivitäten durch die Betriebe in der Öffentlichkeitsarbeit nötig sind. Sie forderten aber auch die Experten auf, mittels einer effizienten Wissenschaftskommunikation Falschaussagen in den Medien deutlicher entgegenzutreten.

Dr. Frank Volz, DLG-Kommunikation