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Vom Reaktionär zum Akteur

Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört Schweinefleisch. Darüber waren sich die Referierenden beim Impulsforum des DLG-Ausschusses Schwein auf der Wintertagung 2023 einig. Doch wie lässt sich das Image aufpolieren?

Der Vorsitzende des DLG-Ausschusses Schwein, Dr. Jörg Bauer freute sich über das rege Interesse am Thema „Schweinefleisch wieder sexy machen“. Hintergrund für das Themensetting war der extreme Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauchs von Schweinefleisch und die sich weiter abzeichnenden Foodtrends und Fleisch-Alternativen. Bleibt also Schweinefleisch zukünftig noch auf dem Teller?

Disruptive Trends

Um diese Frage zu beantworten begab man sich zunächst in die Metaebene.
Dr. Jan Berstermann von der Hochschule Osnabrück sieht im Foodbereich ein hohes Innovationspotenzial, was allerdings zugleich auch ein großes Disruptionspotenzial für die Branche besitzt. Disruptive Trends sieht er in der Entwicklung alternativer Proteine, da hier in den vergangenen Jahren hohe Investitionen namhafter Unternehmen geflossen sind und auch weiter fließen werden.

Entgegengesetzte Trends seien Fair Trade, Transparenz sowie Regenerative und Local Foods. Daher sei es auch wichtig, unter welchen Rahmenbedingungen Produkte entstehen.
 

Info-Kampagne „Fokus Fleisch“ am Start

Janine Rech-Hopen vom Verband der Fleischwirtschaft (VdF) machte deutlich, dass nach wie vor etwa 90 Prozent der Menschen in Deutschland Fleisch essen. Allerdings werde die Gruppe der „Fleisch-Tolerierer“ zu Ungunsten der „Fleisch-Überzeuger“ größer. Mit der Info-Kampagne „Fokus Fleisch“ möchte man nun proaktive Aktionen mit wertigem Content starten und dabei auch emotionale Aspekte berücksichtigen:

  • Bekennerkampagne „DAS LASSE ICH MIR NICHT NEHMEN“
  • Aufklärungskampagne „NATÜRLICH ESSE ICH FLEISCH“
  • Branchenkampagne „WERTVOLL FÜR DAS LEBEN: UNVERZICHTBAR FÜR UNS“

Hoher Bekanntheitsgrad in Österreich

Diese emotionale Ebene wird seit Jahren auch beim AMA-Gütesiegel in Österreich bespielt. Michael Klaffenböck vom Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS) stellte die Vorzüge und Besonderheiten des Qualitätsprogramms vor, das in Österreich einen Bekanntheitsgrad von mehr als 90 Prozent sowie mehr als 70 Prozent Vertrauen bei Konsumentinnen und Konsumenten genießt. Finanziert wird das Programm in erster Linie über Landwirte, die über parafiskalische Mittel organisiert werden. Erfolgsgarant für das Siegel sind laut Klaffenböck die enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel.
Es gebe aber auch verstärkt Kritik und Negativ-Kampagnen durch Tierrechtsorganisationen, so dass man innerhalb des Gütesiegels, welches bereits eine Herkunftskennzeichnung beinhaltet, nun auch die Haltungsform berücksichtigen möchte.

Rechtliche Fragen zu CMA 2.0

In der abschließenden Diskussion, die noch durch die beiden Praktiker Christoph Becker und Roland van Asten aus dem DLG-Ausschuss Schwein bereichert wurde, kamen die Punkte wie Emotionalität („Bilder sagen mehr als Worte“), Nachhaltigkeit und das erforderliche Werbebudget von Kampagnen zur Sprache. Eine gut ausgestattete „CMA 2.0“ wäre zwar für alle wünschenswert und zu befürworten, allerdings müssten hierzu noch rechtliche Fragen sowie die Finanzierung geklärt werden.

Sven Häuser,
DLG-Fachzentrum Landwirtschaft,
Bereichsleiter Tierhaltung und Innenwirtschaft
s.haeuser@dlg.org

Die komplette Aufzeichnung des Impulsforums ist hier zu finden.