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Auf den Einsatz von Herbiziden verzichten

Im „Praxis-Talk“ des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau im Dezember ging es um Pflanzenzüchtung und Sortendiskussion im Ackerbau. Sorten, die an den Standort und dessen Bedingungen angepasst sind, versprechen stabile Erträge und generell eine höhere Robustheit. Beides ist für einen nachhaltigen und erfolgreichen Ackerbau unerlässlich.

Doch wie verändern sich die Ansprüche an die Sortenwahl bei neuen Anbausystemen? Welche Züchtungsziele verfolgt der Ökolandbau, um stabile Erträge und gesunde Kulturen hervorzubringen? Zwei Leitbetriebe – konventionell und ökologisch – gewährten den rund 80 Teilnehmenden Einblicke in ihre Arbeit.

Kooperation und Kontroverse sind keine Gegensätze bei der Suche nach tragfähigen Konzepten für einen Ackerbau der Zukunft. Dies wurde beim letzten Praxis-Talk dieses Jahres deutlich: Lukas Schmidle aus Bopfingen im Ostalbkreis beschrieb eindrucksvoll seine Erfahrungen mit dem System „Weite Reihe“ nach Turiel. Inspiriert durch einen befreundeten Biobetrieb, stellte der junge Landwirt Teile seiner Flächen auf das Dammsystem um. Unkräuter sollen durch mechanisches Hacken zwischen den Reihen gezielt reguliert werden, um langfristig auf den Einsatz von Herbiziden zu verzichten. Welche veränderten Sortenansprüche sich dadurch ergeben, wagte Schmidle noch nicht endgültig zu beurteilen. „Das System überrascht einen immer wieder – ich stelle keine Vermutungen mehr an“, so der Landwirt. Dabei sind die Überraschungen positiver Art, z.B. eine bessere Bodenstruktur bei gleichzeitig verbesserter Wasserhaltefähigkeit und deutlich stärker ausgeprägtem Wurzelwachstum der Pflanzen im Damm.

Im zweiten Vortrag schilderte Jenny Matthiesen, wie Sortenentwicklung und Pflanzenzüchtung für den ökologischen Landbau bei KWS ablaufen. Auf dem Klostergut Wiebrechtshausen, einem der 85 Betriebe des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau, befinden sich die Versuchsflächen des Unternehmens. Nach Vorstellung der Aktivitäten entstand eine lebhafte Diskussion zum Unterschied zwischen einer ökologischen Züchtung und Züchtungsmaßnahmen für den Ökolandbau. Diese Unterscheidung ist wichtig und korrekt, darüber waren sich die Diskutierenden einig. Für eine nachhaltige Weiterentwicklung des Ackerbaus der Zukunft braucht es aber auch Offenheit und Bereitschaft, Gemeinsamkeiten zu suchen. Daran knüpfen die PraxisTalks im nächsten Jahr an.

Mit diesem Termin endete die achtteilige Online-Seminarreihe. Informationen zu den „Praxis-Talks“ 2023 folgen in Kürze. Insgesamt haben knapp tausend Personen aus landwirtschaftlicher Praxis, Beratung, Kontrolle/Zertifizierung, Forschung/Wissenschaft, Presse und Behörden/Politik teilgenommen. Das Feedback der Teilnehmenden war durchweg positiv: „Ich hoffe es ändert sich nicht zu viel im nächsten Jahr. Das war in diesem Jahr die beste Veranstaltung. Es kamen sehr interessante Betriebe zu Wort.“    

Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau:
Der Austausch mit anderen Betrieben über nachhaltigen Pflanzenbau, die eigene Arbeit der Öffentlichkeit näherzubringen und die Zukunft des Ackerbaus aktiv mitzugestalten – das sind die Ziele des bundesweiten Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau. Es wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) initiiert und ist ein Leuchtturmprojekt im Rahmen der BMEL-Ackerbaustrategie 2035. Das Netzwerk zählt derzeit 85 Mitglieder und soll auf 100 Betriebe anwachsen. Die Leitbetriebe sind Anlaufstelle für die interessierte Öffentlichkeit und für Fachpublikum. Sie zeigen, wie zukunftsfähiger Pflanzenbau in Deutschland funktioniert.