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Agieren statt reagieren

Berater Robert Bohla zu Maßnahmen, um Stickstoffdünger effizient und sparsam einzusetzen.

Die hohen Preise für Stickstoff stellen die bisherigen Verfahrensweisen auf den Prüfstand. Dabei gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Effizienz der Düngung neu aufzustellen. Auch bei derzeit etwas nachgebenden Preisen sind die Ratschläge von Berater Robert Bohla, die er auf den DLG-Unternehmertagen 2022 gab, wertvoll und lassen sich einfach umsetzen.

Im September 2022 erreichte der Harnstoffpreis mit 950 €/t einen Höchstwert. Gegenüber Juli 2021 mit 450 €/t hatte sich der Kurs mehr als verdoppelt. Seit einigen Wochen hat sich der Düngermarkt angesichts sinkender Gaspreise etwas entspannt, Harnstoff granuliert mit Ureasehemmer wird derzeit um die 723 €/t ab Landlager angeboten. Dennoch sind diese Preise kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Denn es gibt, so der Landwirtschaftliche Berater und Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Beratungs-Organisation (LBO), Robert Bohla, einige Stellschrauben, an denen Landwirt:innen drehen können, um die Effizienz der Düngung zu erhöhen und damit weniger Dünger einzusetzen.  Versuche zeigen beispielsweise, wie sehr sich die N-Wirkung in Rapsbeständen im Herbst erhöht, wenn gleichzeitig die Böden ausreichend mit Schwefel versorgt sind. Ob dies der Fall ist, lässt sich anhand von Smin-Untersuchungen in den Rapsbeständen ermitteln.

Regelmäßige Pflanzenanalysen

Überhaupt betonte Bohla auf seinem Vortrag „Hohe N-Düngerpreise: reagieren oder agieren?“ auf den Unternehmertagen 2022 im September in Würzburg, wie wichtig regelmäßige Pflanzenanalysen auch noch zu Jahresende oder - anfang sind. Durch sie kann der Versorgungszustand der Pflanzen exakt ermittelt werden und gezielt die fehlenden Nährstoffe gedüngt werden. Ohne dieses einfache preiswerte Hilfsmittel kann man durch pauschale Düngung ganz erheblich unnützes Geld ausgeben.

Verarmung der Böden

Eine gewisse Verarmung von Unterböden stellte Bohla besonders bei pfluglos wirtschaftenden Betrieben fest. Hier finde die Ablage der organischen Substanz in den oberen Schichten von 10 bis 15 cm der Krume statt. Eine Verlagerung von Phosphat findet nur in sehr geringem Umfang statt, deshalb ist es dann in tieferen Bodenschichten ab 20 cm und darunter nachweislich kaum mehr messbar. Die Verlagerung von Kali ist besser, jedoch ist je nach Bodenart auch ein Verarmungseffekt der unteren Schichten festzustellen. Es kommt zu Trockenfallen auf sommertrockenen Standorten. Die Aufnahmerate beträgt dann nur noch 40 Prozent des Sollwertes, wenn die obersten Bereiche trockenfallen. Doch gerade Kalium ist wichtig, um die Wirkung von Stickstoff zur Geltung zu bringen bzw. um Stickstoff zu lösen.

Auch die Bodenstruktur ist entscheidend für die Aufnahme von Nährstoffen. Bei schlechter Bodenstruktur sind höhere Nährstoffgehalte notwendig, da nur ein geringer Bereich von den Wurzeln erschlossen wird. Bei guter Bodenstruktur können die Wurzeln die Nährstoffe besser erschließen, erklärte Bohla. Er verweist auf Geräte, mit deren Hilfe durch eine intensive Bodenbearbeitung die Mineralisierung angeregt wird. Aber auch den Wert der organischen Wirtschaftsdünger sollte niemand mehr unterschätzen, erklärte der Experte.

Nachfolgend gab er Hinweise, um Verluste durch Auswaschung zu verringern:

  • Nitratüberhänge im Getreide durch frühzeitige Spätgaben vermeiden
  • angepasste Düngung– N-Bedarf, Nmob, Gülle Herbst
  • Termin der intensiven Bodenbearbeitung beeinflusst sehr stark das Nachlieferungsvermögen – im Sommer erhöhte Umsetzung – im Herbst geringere
  • Bewuchs über Winter (Zwischenfrucht) - 30 cm Aufwuchs binden 25 bis 40 kgN/ha
  • Stroh bleibt auf dem Acker - 8 t Stroh legen 40 kg N fest.

Abschließend zeigte Bohla die Möglichkeiten für Getreide 2023 und für die Sommerungen 2023 auf (siehe Folien 1 und 2).


Daphne Huber
verantwortliche Redakteurin
www.agrarticker.de 
d.huber@dlg.org