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Märkte neu denken und unternehmerisch handeln

Lena Zirpins zur Jahrestagung der Jungen DLG

Die Jahrestagung der Jungen DLG in Göttingen war ein voller Erfolg. Endlich konnten sich die Mitglieder des Arbeitskreises und der Jungen DLG-Teams sowie weitere Interessierte wieder treffen, kennenlernen und austauschen. Das Warm up war mit der Auftaktveranstaltung auf dem Gutshof der Einbecker Land GmbH in Rothenkirchen bestens gewählt. Dorthin hatte der Betriebsleiter und Vorsitzende der Jungen DLG, Stefan Cramm, eingeladen. Eine Hofbesichtigung und ein Spanferkel-Essen rundeten den Abend ab.

Die Tagung am folgenden Samstag wurde von Erik Guttulsröd vom DLG-Fachzentrum Landwirtschaft mit einem Überblick über die Agrarmärkte eröffnet.

Besonders ausschlaggebend für die Jahre 2021/22 sind stark gestiegene und steigende Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Doch die höheren Preise zum Beispiel für Schweinefleisch und Molkereiprodukte sind für viele Landwirtinnen und Landwirte nicht ausreichend, um die Kosten zu decken. Gerade die hohen Futterkosten bereiten den Landwirten Sorge und führen zum Bespiel im Bereich der Milchviehhaltung zu einer verstärkten Fütterung von Grundfutter und einer Reduktion von Kraftfuttermitteln. Auch der Einsatz von Düngemitteln ist aufgrund der enorm gestiegenen Preise ein großes Problem. Diese und viele weitere Faktoren haben zur Folge, dass laut einer DLG-Agrifuture-Blitzstudie aus dem Jahr 2022 die Investitionsbereitschaft deutscher Landwirte bspw. im Bereich der Schweinehaltung deutlich zurückgegangen ist. Neben ASP, gestiegenen Energie- und Futterkosten sowie einer veränderten Nachfrage bremst vor allem die fehlende Planungssicherheit Bereitschaft und Möglichkeiten der Schweinehalter, Investitionen zu tätigen. Damit stehen auch viele junge Landwirte vor der Frage, ob sie weitermachen oder den Produktionszweig Schweinehaltung aufgeben sollen, eine Frage, die sich wohl jeder Betrieb individuell stellen muss. Dabei ist es unumgänglich, auch die Wünsche des Verbrauchers in diese Überlegung mit einzubeziehen.

Langwieriger Prozess

Die Züchtung von neuen Sorten ist ein langwieriger Prozess - das machte Dirk Gerstenkorn, Vertriebsleiter Mais/ Raps der KWS SAAT SE & Co. KGaA, eindrücklich deutlich. Eine Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen, beispielsweise an Trockenheit, mit der die meisten Landwirte immer mehr zu kämpfen haben, ist demnach nicht ad hoc möglich. Zudem erklärte er, dass die Zucht auf ein bestimmtes Leistungsmerkmal möglicherweise dazu führt, dass ein anderes Merkmal weniger ausgeprägt ist. Alternative Züchtungsmethoden könnten zu einem schnelleren Zuchtfortschritt führen, sind aber in der EU verboten. Außerhalb der EU sind Pflanzen, die mit Hilfe von Genom Editierung behandelt wurden, seit mehreren Jahren für den Anbau zugelassen.

Zukünftig wird es für unseren Berufsstand immer wichtiger, neue Vermarktungswege zu finden. Carsten Stegelmann, Geschäftsführer der Dersekower Agrar GmbH & Co KG, stellte dazu eindrücklich seine Vermarktungsstrategien für die unterschiedlichen Feldfrüchte vor. Aufgrund der Größe des Betriebes ist ein sehr planvoller Umgang in der Vermarktung notwendig, weshalb regelmäßig Kontrakte geschlossen werden und die jeweils aktuelle Marktsituation berücksichtigt und neu bewertet werden muss.

Digitale Vermarktung

Ein Instrument für die digitale Vermarktung wurde von Maximilian von Weichs vorgestellt. Nach seiner mehrjährigen Tätigkeit und mit viel Erfahrung im Groß- und Landhandel gründete er das Unternehmen Cropspot. Die Firma hat den Fokus auf die Online-Vermarktung von landwirtschaftlichen Gütern gelegt. Hier können Verkäufer und Käufer über eine digitale Handelsplattform zueinander finden, was eine optimale Vermarktung der Waren gewährleistet.

Die Impulsvorträge des Tagungsprogramms führten zu angeregten Diskussionen, welche im Nachmittagsprogramm in weiteren Arbeitsgruppen intensiver fortgeführt werden konnten.

Neben dem fachlichen Programm wurde auf der Jahrestagung auch der Internationale DLG-Preis durch den Präsidenten der DLG, Hubertus Paetow, und Dr. Anna Catharina Voges, Mitglied der Kommission des Internationalen DLG-Preises, verliehen. Dieser Preis erlaubt es jungen, zielstrebigen Menschen, an Weiter- und Fortbildungen teilzunehmen.

Zum Abschluss der Tagung bot sich die Möglichkeit, zwei Betriebe im Umkreis von Einbeck zu besichtigen. Zusammenfassend war die Jahrestagung 2022 wieder eine gelungene Präsenz-Veranstaltung, die durch ein abwechslungsreiches Programm hervorstach. Stark im Fokus stand neben den fachlichen Themen natürlich das gegenseitige Kennenlernen, Austauschen und Netzwerken innerhalb des Agrarsektors.


Lena Zirpins,
Mitglied des Arbeitskreises Junge DLG