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Verbraucher schätzen Kartoffeln aus der Region

Christoph Hambloch über das Lernen und Umdenken in der Branche

Der Markt für Früh- und Speisekartoffeln hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Das muss in der Branche an vielen Stellen zu Veränderungen führen. Aus Sicht der Bundesvereinigung Erzeugergemeinschaften Kartoffeln fängt das bei den Signalen für den kommenden Anbau an und hört wahrscheinlich bei der zukünftigen Preisgestaltung noch nicht auf.

Im Herbst 2021 blickten die Marktbeteiligten auf eine durchschnittlich große Kartoffelernte. Die hätte wohl für die Marktversorgung bis in den Frühsommer 2022 gereicht. Allerdings wurden die Mengen wegen verschiedener Mängel kleingeredet. Das setzte falsche Anbaureize im Mittelmeerraum. Zunächst planten die Strategen im südöstlichen Mittelmeerraum mehr Frühkartoffeln, dann wurde im Februar 2022 auch in Spanien noch einmal „nachgeschärft“, wie es Beteiligte ausdrückten. Im Nachhinein waren die Entscheidungen zum Teil falsch. Wir wissen eigentlich, dass über die Qualitäten Kartoffelernten noch nie richtig knapp geworden sind.

Klimawandel ist auf dem Acker angekommen

Der Frühkartoffelmarkt hat sich für die Importware seit der Pandemie verstärkt in der frühen Phase verändert. Von Januar bis einschließlich März gibt es schon länger fast keine Nachfrage mehr für Israeli oder Ägypter. Mittlerweile ist das aber auch fast schon im April so, und der Mai wird auch immer schwächer. Grund ist der Wunsch der Verbraucher nach regionaler Ware, dem die Landwirte und Abpacker mit Investitionen in die Lagerhaltung auch nachgekommen sind. 2022 kam dann mit der Inflation und der neuen Sparsamkeit der Verbraucher noch ein zusätzlicher Schub hinzu, denn Frühkartoffeln sind teurer als Lagerware. Abgesehen von ein paar „Spargelkartoffeln“ – und Spargel war auch nicht gefragt – hatten Frühkartoffeln nach Ostern kaum einen Markt. 2022 kauften deutsche Haushalte von April bis Mai nur 50 Prozent der Frühkartoffelmenge, die sie 2019 noch aufnahmen. Darauf müssen sich die Anbieter in Israel, Ägypten und Spanien mit Liefermengen und -zeitpunkten einstellen.

Frühkartoffelerzeuger stellen fest, dass der Klimawandel auch auf deutschen Äckern angekommen ist. Früher gab es oft ein stark nach Verfrühungsmaßnahmen und Regionen gestaffeltes Angebot, das den Landwirten in der Pfalz oder in Niedersachsen Nachfrage für reichliche Versandgeschäfte beschert hat. Heute ist der Bedarf dafür deutlich geringer. Relativ schnell können Abpacker überall in Deutschland auf das vor Ort gewachsene Angebot zurückgreifen. Der Anbau in den Versandgebieten von Frühkartoffeln muss wohl darauf reagieren.

Höheres Preisbewusstsein bei den Verbrauchern

Die zunehmende Ökologisierung in der Landwirtschaft ist für die Erzeuger auf der einen Seite eine fachliche Aufgabe, die sie aufgrund ihrer Ausbildung und der verfügbaren Beratung sicher meistern werden. Viele Maßnahmen wirken aber nicht eingleisig: Beispielsweise muss ohne Herbizide die mechanische Unkrautbekämpfung intensiviert werden, und das fördert den Humusabbau mit Folgen für die Bodenfruchtbarkeit, die Bodenbelastung durch viele Überfahrten und die CO2-Emission. Der Verbraucher sollte darüber aufgeklärt werden, damit Forderungen der Allgemeinheit nicht zu einseitig ausfallen. Geringere Erträge erfordern höhere Preise, was den Konsumenten auch bewusst sein sollte.