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Wir bauen Stärke und Stabilität unserer eigenen Flächen auf

Was sind Ihre Erinnerungen an die „frühe DLG“?

Eckhard Meiners: Ich habe viele schöne Erinnerungen an DLG-Veranstaltungen und Messen. An ein Ereignis erinnere ich mich besonders gern: Vor rund 25 Jahren bin ich mit einer Gruppe nach Poznan in Polen auf die dortige Landwirtschafts-Ausstellung gefahren und habe einen Vortrag über Milchviehhaltung gehalten. Zu der Zeit war ich Vorsitzender der Deutschen Sektion der European Dairy Farmers, die von der DLG und vom Thünen-Institut - damals noch FAL - gegründet worden sind. Ich bin 1991 nach Mecklenburg-Vorpommern gegangen und habe dort neu mit der Landwirtschaft angefangen. In Polen sollte ich über Erlebnisse in Ostdeutschland berichten.

Was fasziniert Sie an der DLG?

Meiners: Die DLG hatte und hat ein gutes Gespür dafür, Trends zu erkennen. Sie ist die landwirtschaftliche Institution für Manager, also diejenigen auf den Betrieben, die sie führen und leiten. Die Junge DLG unterstützt Menschen, die für die Zukunft stehen, was ich für sehr wichtig halte. Es gab ja früher den Spruch: „Die DLG ist die Organisation der grünen Lodenmantel-Träger." Dieses Image hat sich aber gewandelt und gilt heute nicht mehr. Man muss den jungen Leuten Vertrauen schenken. So entstehen Ideen.

Wieso sind Sie auf Gemüse umgestiegen?

Meiners: Ich habe die Arbeit auf dem Milchviehbetrieb gerne gemacht. Heute führt den Betrieb meine Tochter. Zusammen mit meiner Lebensgefährtin habe ich vor einigen Jahren einen Drei-Seiten-Hof mit 50 Hektar Land gekauft, auf dem wir nun Gemüse anbauen und vermarkten. Diese Art der Bewirtschaftung bot sich an, da der Betrieb in sich geschlossen ist und die Entfernung nach Rostock nur etwa 30 km beträgt. Besonders ist etwa, dass wir 50 verschiedene Gemüsearten und Kräuter anbauen. Das Ziel unserer Landwirtschaft ist es, Stärke und Stabilität unserer eigenen Flächen aufzubauen, um ein effizientes und fruchtbares Bodensystem zu erzeugen und robust gegenüber äußeren Einflüssen zu sein. Durch die bodenschonende und -aufbauende Bearbeitung, die kontinuierliche Bodenbedeckung sowie eine weite Fruchtfolge und den Anbau von Zwischenfrüchten wirtschaften wir ökologisch, regenerativ und ganzheitlich. Wir setzen auf alte und samenfeste Gemüsesorten. Wir vermarkten die Produkte mit einem Gemüsebox-Abosystem und auf dem Wochenmarkt. Ferner gibt es Verkaufsstände nach dem „Marktschwärmer“-Modell in Rostock.

Hier bestellt der Kunde das Gemüse online. Wir stellen die Ware zusammen und liefern dann an einem festen Termin zu einem festgelegten Verkaufsort nach Rostock. Dort kann sich der Kunde sein regional produziertes Gemüse abholen. Wir haben also die von Verbrauchern gewünschte regionale Produktion, und die Wertschöpfung bleibt durch die Direktvermarktung zum größten Teil im Betrieb.

Wo liegen die größten Knackpunkte in der Landwirtschaft?

Meiners: Was Landwirte auf jeden Fall mehr brauchen, ist eine durchdachte und konsequente Vermarktung ihrer Produkte. Diese ist nicht optimal. Nehmen Sie das Beispiel Milchlieferverträge. Die Landwirte liefern Milch ab und bekommen von ihrer Molkerei Geld. Wieviel, darauf haben sie keinen Einfluss. Und es ist egal, ob es sich um eine privatwirtschaftliche oder eine genossenschaftliche Molkerei handelt. Diese Situation ist untragbar.

Man sollte meiner Ansicht nach europaweit zum Beispiel in einer Doktorarbeit die Milchlieferverträge und die Bedingungen für die Milcherzeuger untersuchen. Während es im Ackerbau mit der Absicherungen von Kontrakten für Weizen an den Warenbörsen Möglichkeiten gibt, die Einkommenssituation zu verbessern, sieht die Situation für die Veredler schlechter aus. Wenn man sich die Vertragsgestaltung der Molkereien anschaut, dann gibt es dort keine Transparenz.

Beim einen Unternehmen gibt es eine Tierwohlzulage, das andere gibt einen Baukostenzuschuss. Aber vergleichbar sind sie nicht. Der Betrieb meiner Tochter vermarktet heute über einen Händler zum Festpreis oder Koppelpreis. Hier sehe ich ein Feld, auf dem sich die DLG noch mehr betätigen könnte. Es ist gut, dass sich die DLG nicht politisch im Sinne einer Fraktion positioniert, aber sie hat die Chance, durch gute Ideen die Situation für Landwirte mit zu entwickeln und zu gestalten.

Zur Person

Eckhard Meiners hat 30 Jahre lang einen Milchviehbetrieb mit 800 Kühen, 1.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und 30 Mitarbeitern in Klein Belitz im Landkreis Rostock geführt. Diesen leitet inzwischen seine Tochter Fenja. Heute betreibt Meiners zusammen mit seiner Lebensgefährtin Judith Kühl auf 50 ha einen Gemüsebaubetrieb. Die Vermarktung erfolgt über Gemüsebox-Abo, Wochenmarkt und Lieferservice nach Rostock.

Die Fragen stellte Angelika Sontheimer, Agrarjournalistin, Winsen/Aller/p>