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„Wir müssen wassersparend wirtschaften“

Dr. Helmut Sparing ist vielseitig landwirtschaftlich und landtechnisch interessiert. Auf seinem Betrieb im Trockengebiet des Harzes weiden Damwild und Highland-Rinder.

Herr Dr. Sparing, wie ist Ihr Weg in die Landwirtschaft verlaufen?

Dr. Helmut Sparing: Ich hatte zunächst den Weg ins Studium und zur Promotion gewählt. Doch obwohl ich meine Untersuchungen zur Schneidwerkstechnik und Mähdruschtechnologie gern gemacht habe, war ein Verbleib in der Wissenschaft für mich keine Option, als sich die Gelegenheit ergab, in die Praxis zu gehen. 1991 hatte ich 25 Hektar vom Vater übernommen und hatte inklusive einiger Gebiete von Verwandten und Nachbarn schon bald einen recht hohen Flächenanteil. Dazu habe ich noch weitere 16 ha von der Treuhandanstalt gepachtet.

Stellen Sie uns doch bitte kurz den landwirtschaftlichen Betrieb vor, den Sie rund 30 Jahre geführt haben

Sparing: Unser Betrieb liegt in der Nähe von Halle im Urstromtal der Saale mit Höhenmetern von 100 bis 175. Das bedeutet, wir haben teilweise eine ordentliche Hangneigung auf unseren Flächen. Außerdem liegt der Betrieb im Trockengebiet des Harzes. Die Bodenzahl schwankt von 30 und 90 Bodenpunkten. Nicht alle Flächen sind hackfruchttauglich. Insgesamt umfasst unsere Ackerfläche 370 ha. Es sind teilweise große Einzelstücke. In der Fruchtfolge stehen Zuckerrüben, Winterweizen, Wintergerste, Mais, Erbsen und Raps. Bei letzteren haben wir die Anbaufläche allerdings aufgrund des Schädlingsdrucks durch Laufkäfer zurückgefahren und dafür noch Sonnenblumen in die Fruchtfolge aufgenommen. Neben dem Ackerbau haben wir noch Damwild auf einer eingezäunten ehemaligen Obstbauanlage mit 10 ha. Inzwischen hat sich unsere Direktvermarktung so verlagert, dass wir an andere Gatterwildhalter lebende Tiere vermarkten. Außerdem haben wir seit neuestem noch Highland-Rinder zur extensiven Nutzung unserer Restflächen.

Was bedeutet es, einen Betrieb im „Regenschatten des Harzes“ zu führen?

Sparing: Wir haben sozusagen „schon lange Klimawandel mit Frühjahrs- und Frühsommertrockenheit“. Wenn ich mir die Niederschlagsentwicklung der vergangenen Jahre anschaue, mit 250 mm im Jahr 2018, 240 mm im Jahr 2019, 370 mm im Jahr 2020, 600 mm im Jahr 2021 und bis Ende Mai 2022 100 mm, dann wird klar, dass wir sehr wassersparend arbeiten müssen. Es gibt territorial sehr starke Niederschlagsunterschiede und wir haben keine Beregnung. Aber lamentieren nützt nichts. Wir müssen einfach die Aufwendungen für Düngung und Pflanzenschutz so niedrig wie möglich halten, um ökonomisch zu arbeiten. Auf den 170 ha Weizenanbaufläche haben wir 80 Prozent E-Weizen, erreichen aber selten ausreichende Proteingehalte. Bei der Zuckerrübe könnten wir  7,8 Tonnen je Hektar erreichen, aber  nur mit ausreichend Niederschlag 2022. Vor allem bei den Hackfrüchten und Mais sehe ich noch Möglichkeiten für ausreichende Erträge bei Niederschlägen im kommenden Frühjahr.

Und wie geht es betrieblich weiter?

Sparing: Vor zwei Jahren hat unser Sohn Christian den Betrieb übernommen und führt ihn mit 2,7 Arbeitskräften. Auch meine Frau Elke arbeitet auf dem Betrieb in der Buchhaltung. Ich helfe jederzeit gerne, wenn ich gebraucht werde, vor allem bei der Ernte. Ehrenamtlich arbeite ich als Berater. Unsere Tochter Christiane ist im GaLaBau selbständig. Meine Frau und ich haben drei Enkel, vielleicht sieht später ja einer von ihnen seine Perspektive in der Landwirtschaft.

Wie beurteilen Sie die Arbeit der DLG?

Sparing: Die DLG stellt ein großes Wissensangebot bereit, aus dem ich mich immer umfassend informiert habe. Sie hält auch außerhalb der regionalen Feldtage in der Nachbarschaft durch die Landesanstalten oder Pflanzenschutzberater der Industrie immer Angebote bereit. Auch die Mitgliederzeitschrift finde ich sehr interessant. Es ist eine Fachzeitschrift, die ich gerne lese und die im Gegensatz zu anderen Magazinen nicht so viel Werbung enthält und keinen Unterhaltungscharakter hat, sondern wirkliche nationale und internationale Informationen zur Marktentwicklung, zum Anbau und zu Betriebsentwicklungsstrategien bietet. Ich würde mir allerdings wünschen, dass der Osten Deutschlands noch mehr in der DLG vertreten ist. Ich nutze in der DLG schon immer das breite Messeangebot, z.B. die Feldtage, die Agritechnica und die EuroTier, wobei natürlich auch die Entfernung eine Rolle spielt und Bernburg zu meinen Favoriten unter den Veranstaltungsorten zählt.

Zur Person

Dr. Helmut Sparing hat nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung von 1976 bis 1981 in Halle Landwirtschaft studiert und über Mähdrescher-Schneidwerkstechnik promoviert. 1991 hat er im östlichen Vorharz in Gerbstedt (Kreis Mansfeld-Südharz) als Wiedereinrichter den elterlichen Betrieb übernommen. 2020 übergab er den landwirtschaftlichen Betrieb an seinen Sohn Christian und ist seither „aktiver Rentner“.

Die Fragen stellte Angelika Sontheimer, Agrarjournalistin, Winsen (Aller).