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Gräser stellen besondere Ansprüche in der Vermehrung

Der DLG-Ausschuss für Gräser, Klee und Zwischenfrüchte begann seine Exkursion vom 18. bis 19. Mai 2022 auf dem Staatsgut Schwarzenau im bayerischen Schwarzach am Main. Der Betrieb bewirtschaftet rund 270 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche (LN). Der Ackerbau dient der Erzeugung von Futtergetreide für die betriebseigene Tierhaltung, dem Anbau von Marktfrüchten sowie dem pflanzenbaulichen Versuchswesen. Das Versuchswesen beschäftigt sich mit aktuellen Anbaufragen zu Zwischenfrüchten sowie mit langjährigen Landessortenversuchen zu Körnermais, Silomais und Grünfutterpflanzen. Weitere Schwerpunkte sind ein agrarökologischer Lehrpfad, der Bienenprüfhof, Versuche zur Gülleverwertung und Biogasgewinnung sowie schnell wachsende Holzarten in der Kurzumtriebsplantage. Für die Experten waren besonders die Landessortenversuche bei Luzerne, Festulolium, Rohrschwingel und Knaulgras sowie der Versuch zur Optimierung von Saatstärken und Reihenweiten bei der Vermehrung von Luzerne Grundlage für intensiven Austausch.

Vielfältige Vermehrung

Als zweite Station wurde Mellrichstadt besucht. Im Norden und Osten an Thüringen grenzend, hat sich die unterfränkische Stadt zu einem dynamischen, attraktiven Zentrum der Region entwickelt. Das geschmackvoll gestaltete Stadtzentrum mit vielen Details und Sehenswürdigkeiten lädt zahlreiche Besucher ein.

Zur abschließenden Abenddiskussion lud Robert Mack, 1. Vorsitzender des Landesverband der Feldsaatenerzeuger in Bayern e.V., auf seinen Hof ein, wo auch am nächsten Morgen der zweite Tag der Exkursion startete – ein Familienbetrieb, der mit viele Herzblut die anfallenden Arbeiten leistet und sich dabei ein beachtliches Portfolio in der Vermehrung verschiedenster Kulturen erarbeitet hat. Die Mitglieder und Gäste des Ausschusses konnten hier einen weitreichenden Einblick in Vielfältigkeit des Betriebes erfahren. Seine Gesamtfläche beträgt 186 Hektar LN, davon sind 56 Prozent der Nutzfläche mit Getreide oder Gräsern bewachsen, 71 Prozent der Anbaufläche sind Vermehrungsbestände. Neben der Brache sind 16 verschiedene Fruchtarten im Anbau. Dinkel- und Sommergerstenvermehrung, Konsumweizen, Sonnenblumen, Kleegras und Blühflächen sind ein Teil des Fruchtartenspektrums.

Die Vermehrung vom Weißem Senf, Glatthafer, Malve und Klatschmohn ist eine andere Herausforderung, ergänzt durch Kümmel, Ringelblume, Duftwicke und Knaulgras. Wiesen und eine Streuobstfläche runden das Ganze ab. Einige Flächen und integrierte Versuche, zum Beispiel zu Biostimulanzien und Düngung, konnten im Anschluss besichtigt werden und wurden dabei auch rege diskutiert. Auf der Rundfahrt wurden auch die gerade für Vermehrung so wichtige Feldrandhygiene, Sichtung von Problemunkräutern und Wegepflege aufgegriffen. Der geschätzte und offene Erfahrungsaustausch rund um den integrierten Pflanzenschutz bei den Versuchsbesichtigungen trägt maßgeblich zum Gelingen der Versuche und der erfolgreichen Saatgutproduktion bei, um sowohl den Ertrag und als auch die Saatgutqualität zu sichern.

Trennung von Spelz und Korn

Auf der Tagesordnung der Sitzung stand die aktuelle Zulassungssituation für Pflanzenschutzmittel in der Grassamenvermehrung. Über den Stand der Zulassungen, die zur Verfügung stehenden Wirkstoffe und Strategien zur Vermeidung und Verringerung von Resistenzbildung informierte Klaus Gehring von der Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern (LfL) ausführlich. Auch hier zeigte die Diskussion, wie wichtig ein kontinuierlicher Austausch aller Beteiligten und Betroffenen ist, um die nachhaltige Produktion zu gewährleisten.

Und da nicht nur Gräser, sondern auch einige Spezialgetreide in der Region vermehrt und verarbeitet werden, nutzte die Gruppe die Gelegenheit eines Besuches bei der BayWa in Mellrichstadt und erhielt von Martin Junius, Leiter des Betriebes, einen Einblick in die Verarbeitung von Dinkel. Eine Trennung von Spelz und Korn nach der Ernte stellt hier besondere Ansprüche. Während die in der Entspelzungsanlage gewonnenen Dinkelkerne von Mellrichstadt aus auch nach Norwegen, Österreich, Schweiz und Italien und bis zu 80 Tonnen pro Jahr per Seecontainer nach Japan gehen, galt der Spelz bisher häufig als „Abfall“. Mit einer Pelletieranlage kann nun der bisher ungenutzten Rohstoff in den landwirtschaftlichen Kreislauf zurückgeführt werden. Pro Stunde presst die Anlage bis zu 3,5 Tonnen Spelzenpellets, ihre Jahresleistung liegt bei 7.500 Tonnen. Verwendung finden die Pellets als Rohfaserträger in Rinderfutter oder als Einstreualternative in Rinder-, Schweine-, Geflügel- und Pferdeställen. Abnehmer sind Tierhalter in der Region sowie Kraftfutterwerke im In- und europäischen Ausland. Somit konnten die Teilnehmenden interessante Eindrücke und Anregungen in einer landwirtschaftlich anspruchsvollen und abwechslungsreichen Region gewinnen.

Wenn die kurzen Eindrücke Interesse an der Thematik geweckt haben, merken Sie sich den 8. November 2022 im Kalender vor. Dann findet am Gustav-Stresemann-Institut in Bonn die jährliche Fachtagung des DLG-Ausschusses für Gräser, Klee und Zwischenfrüchte statt. Kontakt. s.biada@dlg.org.