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30 Prozent Ökolandbau – Chancen für Betriebe?

Karl Kempkens zu den betrieblichen Voraussetzungen für den Einstieg in den Ökolandbau

In Deutschland wirtschaftet mittlerweile jeder 7. Hof ökologisch (entspricht 13,6 Prozent). In den letzten sechs Jahren stellten die heimischen Öko-Betriebe über 0,5 Mio. ha Landwirtschaftsfläche um auf jetzt knapp 1,8 Mio. ha. Das, was diese Betriebe erzeugten, konnte zu weitgehend guten Konditionen auf dem deutschen Markt abgesetzt werden. 7 Prozent mehr Bio-Lebensmittelhersteller, -Abpack- und -Gastronomiebetriebe stärkten regionale Wertschöpfungsketten. Seit 2015 stiegen 24 Prozent mehr Betriebe in die Bio-Verarbeitung ein (auf derzeit 17.350).

Diese Entwicklung zeigt eindrucksvoll, wie viel Bewegung im Biobereich steckt. Es ist davon auszugehen, dass es so weitergeht und dass der deutsche Biomarkt gute Perspektiven für umstellungsinteressierte Betriebe bietet. Laut der aktuellen Umfrage des DBV können sich 20 Prozent der konventionellen Betriebe eine Umstellung vorstellen, so viel wie nie zuvor.

Für jeden einzelnen umstellungsinteressierten Betrieb kommt es allerdings ganz konkret darauf an, ob es für ihn sichere Abnehmer der erzeugten Ware gibt. Diese Frage ist zwingend VOR der Umstellung zu klären. So ist es beispielsweise für Milchviehbetriebe in NRW seit einigen Jahren nahezu unmöglich umzustellen, weil die Biomilch aufnehmenden Molkereien allesamt keine zusätzlichen Kapazitäten mehr haben (Ausnahme ist die Upländer Bauernmolkerei).

In anderen Regionen sieht das wieder anders aus. Da die meisten Bio-Marktpartner verantwortlich handeln und nur so viele Erzeuger aufnehmen, wie es der Markt ermöglicht, können sich immer wieder in den Regionen Perspektiven ergeben oder eben nicht. Das gilt es, vorab zu klären.

Weiterhin ist es wichtig, den Umstellungsprozess sehr genau zu planen und kompetente Beratung in Anspruch zu nehmen. Dabei müssen unter anderem Anbauplanung und erforderliche Investitionen ebenso besprochen werden wie die wirtschaftliche Situation und die Liquiditätsentwicklung im Betrieb. Auch wenn die Betriebsumstellung die Existenz des Betriebes langfristig sichern soll, muss man wissen, dass der Umstellungsprozess zunächst mal teuer wird: Investitionen sind erforderlich und hochpreisige Bioprodukte können erst nach zwei Jahren verkauft werden. Da ist eine detaillierte Planung zwingend.

Über die bio-offensive (www.bio-offensive.de) werden unter anderem sogenannte Betriebschecks gefördert, bei denen erfahrene Bioberater:innen gemeinsam mit den Betriebsleitern klären, ob eine Umstellung sinnvoll ist. Auch die folgende umfangreiche Umstellungsberatung wird vielerorts gefördert. Wenden Sie sich an die Öko-Beratungsorganisation in Ihrer Region oder an einen der Ökoverbände.