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"Vertrauen ist die Legitimation für unser Wirtschaften“

In Fintel im niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme) auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen, zog es Ines Kleuter zunächst zum Studium nach Osnabrück, später für die Bachelorarbeit nach Berlin, wo sie sich bei der information.medien.agrar, i.m.a., ausführlicher mit der Öffentlichkeitsarbeit in der Landwirtschaft befasste.

Heute lebt sie wieder in Fintel und steigt nach und nach in die Direktvermarktung von Kartoffeln und Eiern ein. Im DLG-Mitgliedernewsletter erzählt sie, was Kommunikation für sie bedeutet und wo Stolpersteine für Landwirtinnen und Landwirte liegen.

Frau Kleuter, bitte stellen Sie sich einmal kurz vor!

Ines Kleuter: Ich bin 30 Jahre alt, verheiratet und habe ein Kind. Mit meiner Familie lebe ich heute wieder in Fintel in der Nähe des elterlichen Betriebes, den ich später übernehmen werde. Von 2012 bis 2017 habe ich an der Hochschule in Osnabrück Landwirtschaft studiert und dort auch schon das Thema Kommunikation vertieft.

Heute bin ich selbstständige Kommunikationstrainerin und biete meine Dienstleistungen vom Projektmanagement über Seminare bis zur Speakerin auf Veranstaltungen an. Außerdem war ich längere Zeit stark in das Projekt „Agrarscouts“ des Forums Moderne Landwirtschaft, FML, eingebunden. Meine Freizeit verbringe ich mit meiner Familie und meinen Freunden, die mir sehr wichtig sind, am liebsten in der Natur.


Wann fiel die Entscheidung, sich auf Kommunikation zu spezialisieren und wie verlief Ihr Weg in die Selbstständigkeit?

Kleuter: Durch die Direktvermarktung auf unserem Betrieb war Kommunikation schon immer ein wichtiges Thema für mich. Im Laufe des Bachelorstudiums, ich denke es war so im 3./4. Semester, fokussierte ich mich mehr darauf. Im 6. Semester habe ich bei der i.m.a in Berlin ein Praktikum gemacht und anschließend meine Bachelorarbeit „Analyse zur Zufriedenheit der Teilnehmer im Projekt EinSichten in die Tierhaltung“ geschrieben. Der Verein hat mir damals auch ein Jobangebot gemacht, aber ich wollte nicht dauerhaft in Berlin leben.

Daraus ist der Gedanke der Selbstständigkeit entstanden, und fünf Tage später habe ich mein Unternehmen gegründet. Das war der 1. April 2015. Damals war ich 23 Jahre alt. Mein Masterstudium habe ich dann im Profil „Medien- und CSR-Kommunikation" gemacht und die Masterarbeit über "Kommunikation über Tierwohl in der Milchviehwirtschaft - Eine Analyse der Informationsbedürfnisse relevanter Stakeholder" geschrieben.


Was hat Sie dazu bewogen, in die DLG einzutreten?

Kleuter: Die DLG ist deutschlandweit vertreten und bietet viele Möglichkeiten. Ich bin 2015 zur Agritechnica eingetreten und lerne dort immer wieder motivierte und kreative Unternehmer kennen. Auch aus Veranstaltungen und Gesprächen nehme ich häufig neue Impulse mit. Seit einiger Zeit bin ich auch Mitglied im Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit.


Welche Tipps geben Sie den Menschen in der Landwirtschaft, wie sie sich und ihre Betriebe in der Öffentlichkeit darstellen sollen?

Kleuter: „Wie sage ich es dem Verbraucher?“ ist eine gute Frage, auf die es mehrere Antworten gibt. Häufig ist es ja so, dass sich Landwirtinnen und Landwirte in der Diskussion mit Verbrauchern in eine Ecke stellen lassen, wenn Berufskollegen Fehler machen und ihnen das vorgeworfen wird. Das ist aber grundsätzlich falsch.

Ich sollte nur für mich und meinen Betrieb sprechen, nicht für die ganze Branche. Auch müssen wir wegkommen von dem Wunsch, andere zu Agrarexperten machen und sie von oben herab belehren zu wollen.

Landwirtinnen und Landwirte gehen davon aus, dass Landwirtschaft ein essentielles Gut ist. Für viele, vor allem für junge Menschen, ist aber beispielsweise das Smartphone genauso ein essentielles Gut. Diesen Prozess zu verstehen und zu begleiten, ist sehr spannend. Wer seinen Betrieb einer Schulklasse vorstellt, muss davon ausgehen, dass die Schülerinnen und Schüler beim Verlassen des Betriebes 80 Prozent des Gesagten schon wieder vergessen haben. Das liegt allerdings nicht an dem Thema Landwirtschaft, sondern ist typisch für die Menschen.

Wo wir hinkommen müssen, ist, Emotionen und Gefühle zu vermitteln. Dass wir Landwirtinnen und Landwirte uns um die Natur, um die Tiere und um unsere Familien kümmern. Das macht unsere Aussagen ehrlich und authentisch. Dabei dürfen wir ruhig auch selbstkritisch sein. Dann wird Vertrauen aufgebaut. Und das ist die Legitimation für unser Wirtschaften.

Die Fragen stellte Angelika Sontheimer, Agrarjournalistin, Winsen (Aller).