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ASP – Seuche von nationaler Tragweite!

Anlässlich des Mitteldeutschen Schweinetags dieser Tage in Halle fand eine Podiumsdiskussion zur aktuellen ASP-Lage statt. Betroffene Betriebe, Amtsveterinäre und Verantwortliche in Ministerien diskutierten mitunter sehr emotional die Probleme und Perspektiven schweinehaltender Betriebe.

Zwar trifft es die Betriebe in den Restriktionszonen besonders hart, wie Frank Tiggemann von der IGS Brandenburg eindrucksvoll berichtete. Die Probleme können aber von heute auf morgen auch auf  Betriebe in anderen Bundesländern übergreifen, wie der jüngste Ausbruch in einem Mastbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern zeigt, der weit außerhalb der bisherigen Restriktionszonen liegt.

Die Vermarktung der Schweine, die aus Betrieben in diesen Zonen stammen, sei aktuell das größte Problem. Da die Tiere nur zu einem Schlachthof verbracht werden dürfen und dessen Kapazitäten nicht ausreichen, stehen die Schweine länger auf den Betrieben und wachsen förmlich aus den Masken heraus. Tiere mit über 160 kg Lebendgewicht sind keine Seltenheit und werden mit Abschlägen gehandelt, sodass sie nur noch 0,45 Cent/kg erzielen. Ganz zu schweigen von den Tierschutzproblemen, die sich aufgrund des Platzbedarfs in den Ställen oder beim Transport ergeben. Der Appell an Politik, Bund und Länder lautet: Regelung einer termingerechten Vermarktung für betroffene Betriebe!

Für Petra Senger, Amtstierärztin im Landkreis Oder-Spree, gab es in den zurückliegenden 35 Jahren ihrer Tätigkeit keine vergleichbare Situation. Auch sie bestätigte die erheblichen Vermarktungsschwierigkeiten der Tiere aus den Sperrzonen und sieht Politik und Wirtschaft gleichermaßen in der Pflicht. Die ASP wird sich ihrer Meinung nach nicht von alleine totlaufen, daher ist entschiedenes Handeln erforderlich. Für die schweinehaltenden Betriebe bedeutet dies eine weitere Verschärfung der Biosicherheitsmaßnahmen sowie das penible Einhalten derselben.

Bei der Bekämpfung der Seuche in der Wildschweinpopulation wurden im Verlauf der Podiumsdiskussion Stimmen laut, dass die ASP als „Seuche nationaler Tragweite“ angesehen werden sollte und entsprechende Mittel zu deren Bekämpfung vom Bund zur Verfügung gestellt werden müssen. Die Wildschweinpopulation müsse drastisch reduziert werden, um den Erregerdruck zu reduzieren. Dafür seien Bejagungskonzepte erforderlich, die ein breites Monitoring beinhalten und in den betroffenen Gebieten auch den Einsatz professioneller Jäger vorsehen. In Sachsen gilt zudem bereits heute die Regelung, dass alle geschossenen Wildschweine beprobt werden müssen.

Die Wirtschaftsverbände der Schlacht- und Verarbeitungsindustrie sollten nach Ansicht der Podiumsteilnehmer in die Pflicht genommen werden, Tiere aus den betroffenen Gebieten abzunehmen und zu vermarkten. Rechtlich gebe es dafür zwar keine Grundlage, daher muss hier noch mehr auf Kommunikation zwischen allen Beteiligten gesetzt werden.

Wenn die ASP langfristig und global erfolgreich bekämpft werden soll, dann führt kein Weg an einer Impfung vorbei. Forscher in Großbritannien oder den USA arbeiten zwar an einem Impfstoff, allerdings sei dessen Entwicklung aufgrund der spezifischen Eigenschaften des Virus sehr schwierig und zeitaufwändig. Bis es hier zu einer Zulassung kommt, wird noch einige Zeit vergehen. Zeit, die intensiver als bisher für die Bekämpfung der ASP in der Wildschweinpopulation mit klassischen Methoden, wie zum Beispiel Eingrenzung, konsequente Bejagung und kontinuierlichem Monitoring, genutzt werden sollte.