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Wasser marsch – Regen für die Rüben!

Auf dem Betrieb Friedrich Bodin ging es um die Technik, hier sind Trommel-, Kreis- und Linearregner im Einsatz. Die Trommelregner setzt Bodin auch überbetrieblich ein, deshalb sind sie mit digitaler Positionierung und Mengenmessung ausgestattet, seit kurzem auch mit einem Konturenmanagement. 

In der Hochsaison, in der trotz höherer Verdunstung auch tagsüber beregnet wird, ist ein Mitarbeiter mit dem Umsetzen der acht Trommeln gut ausgelastet. Welcher Regner als nächstes „dran“ ist, sieht er auf seiner App. Auch die fest installierten Kreisregner werden über Apps angesteuert. Deren Antrieb ist elektrisch, das Wasser strömt unterirdisch zu. Das Ausregnen der Ecken übernimmt ein Werfer am Ende des Armes. 

Bodins Linearregner ist eine "Kombizange": Antrieb und Wassereinspeisung befinden sich an einer Seite des Gestänges. Am oberen Feldende kann er deshalb um 180 Grad drehen, dabei den Kopf-Halbkreis beregnen, um dann auf dem Rückweg die zweite Feldhälfte mit Wasser zu versorgen. Steht dort keine beregnungswürdige Kultur, beschränkt er sich auf Hin- und Herfahrt. Das Wasser kommt aus einem nachgeschleppten, flexiblen PE-Rohr, der Antrieb erfolgt diesel-elektrisch, die Spur wird durch eine im Boden verlegte Induktionsschleife gehalten.

Im Casino der Zuckerfabrik wird es theoretisch: Sind in Deutschland vermehrt Dürren als Folge des Klimawandels zu erwarten? Was bedeutet das für die hiesige Rübenproduktion? Wann leiden Zuckerrüben unter Trockenstress und können sie Wachstumsdepressionen später kompensieren? Wie lässt sich künftig genügend Bewässerungswasser bereitstellen, ohne mit anderen Wassernutzern in Konflikt zu geraten? 

Dr. Andreas Marx hat am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UfZ) den Deutschen Dürremonitor entwickelt, eine online verfügbare, täglich aktuelle Plattform zu simulierter Bodenfeuchte und Dürrezustand in Deutschland. Hier sind auch historische Daten bis 1951 verfügbar. 

Mittels Modellsimulationen unter verschiedenen Klimawandelszenarien hat Marx die Wahrscheinlichkeiten für künftige Dürren sowie deren Auswirkungen auf Weizen- und Zuckerrübenerträge abgeschätzt: Die Dürren 2018-2020 waren eine Ausnahmeerscheinung seit 1951. Sie werden auch bei starkem Klimawandel (+ 3° C) nicht zum Normalzustand, aber ihr Eintreten wird wahrscheinlicher. Unter dem Klimawandel wird die Wahrscheinlichkeit von Dürren, vor allem im Südwesten Deutschlands, zunehmen. Die Erträge der Zuckerrüben werden im Mittel stabil bleiben, aber volatiler werden. 

Trockenstress im Frühjahr beschränkt das Rübenwachstum stärker als in späteren Phasen, hat Henning Ebmeyer am Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) herausgefunden. Die Bestände holen das auch nicht mehr auf, wenn sie später gut versorgt sind. Für Landwirte ein Balanceakt: Früh beregnen belastet unter Umständen das Wasserkontingent zu stark, denn ein „Absetzen“ bei fortgesetzter Trockenheit bedeutet oftmals erneute, unproduktive Blattbildung bei späteren Niederschlägen. Um das zu vermeiden, muss man die Beregnung „durchziehen“. Bei der Effizienz der Wassernutzung fand Ebmeyer leichte Unterschiede in einigen Genotypen, ohne dass daraus schon eine Zuchtstrategie für trockentolerante Rüben abgeleitet werden könnte.

In Beregnungsverbänden bündeln die Landwirte die überbetrieblichen Interessen und Aktivitäten zur Wasserbereitstellung. Ulrich Ostermann zeigt, wie die Verbände die Wassermengen in Nordost-Niedersachsen bewirtschaften und welche Quellen neben dem „klassischen“ Grundwasser in der Region künftig genutzt werden sollen. 

Das reicht von wassersparenderer Technik und verbessertem Monitoring der Hydrogeologie über die Anlage von Wasserspeichern bis hin zu der Anreicherung des Grundwassers durch gezielte Versickerung von Klarwässern aus Kläranlagen oder aus entwässerten Poldern. 

Wenn das alles gelingt, kann auch in Zukunft gelten: Wasser marsch für (beregnungs-)würdige Kulturen!