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VDLUFA-Kongress schaut auf die zukünftige Landnutzung

Unter dem diesjährigen Generalthema „Optionen für die zukünftige Landnutzung“ fand vor kurzem der jährliche Kongress des Verbandes landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) als Hybrid-Veranstaltung statt. In der eingangs durchgeführten Plenartagung befassten sich drei Hauptreferate mit den Fragestellungen:

  • Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland: Auswirkungen auf die Agrarmärkte und Flächennutzung im Ausland (Prof. Dr. Harald Grethe, Humboldt-Universität zu Berlin)
  • Anforderungen des Klima- und Naturschutzes an die Landnutzung (Thomas Graner, Bundesamt für Naturschutz, Bonn)
  • Die zukünftige Nutzung unserer Agrarflächen – Möglichkeiten und Grenzen neuer Landwirtschaftlicher Anbausysteme (Prof. Dr. Enno Bahrs, Universität Hohenheim).

Hierbei wurden unterschiedliche Landnutzungskonzepte unter Berücksichtigung einer optimalen Grünlandnutzung in ökologischen und konventionellen Bewirtschaftungssystemen im Spannungsfeld der Art und des Umfangs der Nutztierhaltung und der entsprechenden notwendigen Verringerung des Verzehrs von Lebensmitteln tierischer Herkunft vorgestellt und intensiv diskutiert.

Die Themen des Plenums wurden im anschließenden Workshop weiter vertieft. Im Detail wurden behandelt:

  • Perspektiven des Ökologischen Landbaus für die globale Nahrungsmittelbereitstellung (Dr. Jochen Mayer, Agroscope, Zürich, Schweiz)
  • Grünlandnutzung mit Tieren – Stand und Perspektiven (Prof. Dr. Hubert Spiekers, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Grub)
  • Waldnutzung im Spannungsfeld gesellschaftlicher Interessen (Hans-Peter Ehrhart, Forschungsanstalt für Waldökologie u. Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz, Trippstadt)
  • Alternativen zur Lebensmittelerzeugung mit Tieren (Prof. Dr. Wilhelm Windisch, Technische Universität München, Freising)
  • Modelle für die Integration von Tier- und Pflanzenproduktion (Prof. Dr. Karl-Heinz Südekum, Rheinische Friedrichs-Wilhelms-Universität Bonn und Prof. Dr. Franz Wiesler, LUFA Speyer)

Im ersten Beitrag wurde eindrucksvoll dargestellt, dass der nahezu seit 40 Jahren laufende DOK-Versuch als ältester Biologisch-Konventionell-Langzeitsystemvergleich der Welt zeigt, dass die Erträge im Ökolandbau bei rund 80 Prozent gegenüber dem konventionellen Landbau mit stärker schwankenden Ergebnissen liegen. Hinzu kommt, dass die Erträge in der landwirtschaftlichen Praxis teils noch niedriger ausfallen.

Über dieses Szenario wurde klargestellt, dass die angestrebten Klimaziele über den reinen ökologischen Anbau nicht zu erreichen sein werden. Des Weiteren zeigen die dortigen Düngeversuche, dass mit einer reduzierten N-Dünung die Boden-N-Gehalte abnehmen, was als Bestätigung anzusehen ist, dass zur Erhaltung eines N-Gleichgewichts N-Überschüsse notwendig sind.

Der darauffolgende Beitrag war ein Plädoyer für eine qualitativ hochwertige Grünlandbewirtschaftung. Es wurde gezeigt, dass die Weidehaltung von Milchkühen im Vergleich zur reinen Stallhaltung ökonomisch als besser anzusehen ist, da hierbei der Verbrauch an Konzentrat-, also Zukaufsfutter, deutlich niedriger ausfällt.

Als wichtigste zukünftige Aufgaben wurden hierbei der Wissenstransfer, die Forschung sowie die Förderung von Verfahren herausgearbeitet, die sich selbst tragen und dabei Umwelt- und gesellschaftliche Leistungen sachgerecht entlohnen. Insgesamt sollte dies bestmöglich in einer Landnutzungsstrategie festgeschrieben und umgesetzt werden.

Im Beitrag zur Waldnutzung wurde gezeigt, dass sich eine nachhaltige und naturnahe Waldbewirtschaftung auch als Zukunftskonzept für die Wälder eignen kann. Dies erfordert allerdings eine stetige Anpassung an die sich verändernden Rahmenbedingungen.

Im vierten Beitrag wurde unterstrichen, dass die Tierhaltung die sekundäre Nutzungsform der landwirtschaftlichen Urproduktion ist. Es wurde betont, dass als erste Verwertungsform der direkte Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln anzusehen und anzustreben ist und dass darüber hinaus die Effizienz der Transformation von nicht essbarer Biomasse optimiert werden muss. Dies beinhaltet, dass kein Futter verschwendet werden darf, ein präzise Fütterung hinsichtlich Effizienz und Tiergesundheit anzustreben ist und dabei auch Pflanzenbau und -züchtung ihren Beitrag zur der Bereitstellung von Futtermitteln mit hohem Futterwert erfüllen müssen.

Es wurde gezeigt, dass neuartige Futter(-protein-)quellen unter Berücksichtigung des Zielkonflikts von Futtereffizienz und -qualität sowie der Lebensmittelkonkurrenz Einsatz finden können. Hierbei gilt es aber vor allem, doppelte Transformationsraten zu minimieren oder besser noch zu vermeiden. Dies schließt insbesondere die Bewertung von Insekten(-protein), „artificial meat“ oder „veganen Ersatzprodukten“, wie zum Beispiel Haferdrinks, ein.

Insgesamt muss die bestmögliche Verwertung der verfügbaren, vom Menschen nicht direkt essbaren Biomasse durch Nutztiere auch zur Absicherung der Versorgung einer weiterwachsenden Weltbevölkerung angestrebt werden.

Abschließend wurden mögliche Szenarien gezeigt, wo sich Pflanzen- und Tierproduktion treffen können beziehungsweise sollten. Als wichtigste Stellgrößen wurden dabei die Bereitstellung von Futtermitteln und die Verwertung der tierischen Exkremente und anderer Reststoffe aus der Tierhaltung herausgestellt.

Dies schließt neben hochwertigen Futtermitteln genauso den zielgerichteten Einsatz organischer Wirtschaftsdünger (auf Basis echter Analysen) unter Berücksichtigung einer weiter fortschreitenden Etablierung hochspezialisierter Produktionssysteme ein.

Zusammenfassend wurde betont, dass es zu den derzeit wichtigsten Zielen zählt, über die Schnittstelle des Futtermittels das Problembewusstsein für die Themen der Landwirtschaft insgesamt und dem Ziel eines verbesserten Systems der konventionellen Landwirtschaft zu schaffen beziehungsweise weiter zu schärfen. Hier können beide Sparten (also noch) viel voneinander lernen.

Der VDLUFA-Kongress wurde durch zahlreiche Beiträge zu aktuellen Untersuchungsergebnissen aus den Bereichen Pflanzliche und Tierische Produktion, Futtermittel, Saatgut sowie Analytik in Form von online präsentierten Vorträgen komplettiert.

VDLUFA und DLG sind eng verbunden. Gremien wie der DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung stehen im regelmäßigen Austausch mit den Fachgruppen des VDLUFA, sie arbeiten intensiv zusammen und unterstützen sich gegenseitig in ihren Aufgaben. Weitere Informationen erhalten Sie im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft (Kontakt: Dr. Detlef Kampf, Tel.: 069/24788-320, Mail: d.kampf@dlg.org).