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Haltungstechnik und Verfahrensgestaltung der Zukunft

In den vergangenen Jahren wurde viel über den notwendigen Umbau der Schweinehaltung in Deutschland diskutiert. Orte, an denen hierzulande die Umsetzung kleiner aber durchaus auch großer Umbauten unter Praxisbedingungen getestet werden, sind die Lehr- und Versuchsanstalten in den einzelnen Bundesländern.

Für die Verantwortlichen vor Ort ist es wichtig, sich gegenseitig auszutauschen und Versuchsergebnisse miteinander zu teilen. Dies geschieht seit über 30 Jahren unter anderem in einem von der DLG gegründeten Gremium: dem Arbeitskreis Haltungs- und Fütterungstechnik Schwein.

Am 20./21. September 2021 trafen sich deren Mitglieder auf dem Landwirtschaftszentrum Eichhof in Nordhessen – endlich wieder in Präsenz. Am ersten Tag ging es um die gestiegenen Anforderungen, die sich aus der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung oder den Empfehlungen aus der „Borchert-Kommission ergeben und die vor allem die Ferkelerzeuger vor große Herausforderungen stellen.

Der zweite Tag stand unter der Überschrift „Stallbau, Haltungstechnik und Verfahrensgestaltung der Zukunft“. Bei der EuroTier 2018 wurden bereits Konzepte und Systeme vorgestellt und teilweise auch prämiert, die sich noch in der Praxis beweisen müssen. Die Lehr- und Versuchszentren erfüllen hierbei eine wichtige Aufgabe, denn häufig werden die Techniken im Rahmen von Praxisversuchen optimiert und fit für die Zukunft gemacht.

Auch in den Versuchsbetrieben im Land stehen Um- oder Neubauten an, um den gesellschaftlichen Anforderungen für mehr Tierwohl und Umweltschutz gerecht zu werden. Es entstehen somit unabhängig voneinander „Stallsysteme und Haltungsverfahren der Zukunft“, in denen Schweinehaltung noch tier- und umweltgerechter stattfinden kann.

Wichtiger Aspekt hierbei ist aber auch, dass die neuen Ställe genehmigungsfähig sind und sich die Systeme auch rechnen. Selten standen schweinehaltende Betriebe nämlich so unter ökonomischem Druck wie aktuell.

Die meisten Haltungssysteme und -verfahren der Zukunft zielen darauf ab, den „unversehrten Ringelschwanz“ zu ermöglichen. Dieser wird zukünftig ein wichtiger Indikator für Tierwohl werden. Auch aus diesem Grund werden seit Jahren auf den Versuchsbetrieben zahlreiche Daten erhoben, die in die Weiterentwicklung einfließen. Die Versuchsbetreuer stehen hierbei in engem Austausch mit den Herstellern von Haltungs- und Fütterungstechniken.

Insbesondere für die Genehmigung von Zukunftsställen spielt das Thema Emissionsminderung eine wichtige Rolle. Um die gewünschte Auslaufhaltung und gleichzeitig eine Minderung von Ammoniak-Emissionen zu realisieren, könnte zum Beispiel die Kot-Harntrennung eine Lösung sein.

Dafür müssen die bekannten „Basics“ der Verfahren in Form von Mechanik im Unterflurbereich, aber auch die Details der neuentwickelten Technik stimmen. Die Teilnehmer zeigten großes Interesse an ersten Ergebnissen, die in den Versuchsbetrieben erzielt wurden.

Am Ende war sich die Gruppe einig: Um die Herausforderungen der Zukunft einer tier- und umweltgerechten Schweinehaltung zu meistern, muss nicht das „ganze Rad“ neu erfunden werden. Vielmehr kommt es auf eine möglichst intelligente Verknüpfung von Systemkomponenten bewährter Stall- und Haltungstechnik mit neu entwickelten Verfahren und Komponenten an.

Damit aus Technik Tierwohl wird, spielt das Management der hochleistenden Bestände eine entscheidende Rolle. Deshalb wird es künftig möglichst vielfältige Systeme und Verfahren zur Schweinehaltung geben – und diese werden in den Lehr- und Versuchsanstalten auf Herz und Nieren geprüft.