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Was Schweinehalter wirklich brauchen

Wilfried Brede, Spezialberater Schwein und Geschäftsführer beim STA-Serviceteam Alsfeld GmbH

Die Schweinehaltung in Deutschland steckt in einer noch nie dagewesenen Krise. Investitionen in neue Ställe zu planen ist unter unklaren oder widersprüchlichen Rahmenbedingungen sehr schwierig. Die Kosten für zukunftsfähige Mast- oder Sauenställe gehen heute in die Millionen, deren Rentabilität hängt allerdings nicht nur von der Höhe des tatsächlichen Erlöses bzw. eventueller Tierwohlbonuszahlungen ab, sondern auch von staatlichen investiven Förderprogrammen. Allerdings sind diese bislang noch nicht einmal ansatzweise in der föderalen Realität angekommen. Die von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner angekündigten 80 Prozent Förderung der Investitionssumme sind zum Beispiel in Hessen gedeckelt, so dass wahrscheinlich maximal 25 Prozent einer Nettoinvestition bei einem 2-Millionen-Stallneubau staatlich bezuschusst würden.

Was hilft unseren Schweinehaltern in dieser Krise wirklich weiter?

👎 Die Landwirte brauchen keine Sprüche von Werbestrategen, die vollmundig Programme ankündigen, aber keine Ahnung von deren Finanzierung haben.

👎 Die Landwirte brauchen keine Aussagen von politisch Verantwortlichen, die vollmundig diskutiert, aber nicht umgesetzt werden.

👍 Die Landwirte brauchen klare Leitlinien und belastbare Planungshorizonte. Die Tierhaltung arbeitet in Generationen und nicht in Jahresupdates.

👍 Die Landwirte brauchen Hilfestellung bei der Umsetzung für ein Mehr an Tierwohl hinsichtlich baurechtlicher- und Immissionsschutzrechtlicher Belange.

👍 Die Landwirte brauchen individuelle „Masterpläne“, um die Entwicklungsschritte nach und nach durchzuführen bzw. umzusetzen. Eine einfache Umsetzung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung ist zu kurz gedacht und kommt daher nicht infrage.

☝ Die Landwirte werden zukünftig intensiver in Wertschöpfungsketten und mit mittelfristig angelegten Abnahmeverträgen arbeiten müssen.

In der aktuellen Debatte gehen alle Beteiligten derzeit leider nicht immer ehrlich miteinander um. Die Schweinehaltung in der Premiumstufe wird nur dann funktionieren, wenn alle Beteiligten der Wertschöpfungskette an einem Strang ziehen. Und letztlich muss auch der Verbraucher bereit sein, mehr für das Produkt zu bezahlen. Daran habe ich persönlich aber meine Zweifel. Solange wir uns in einem Angebotsmarkt bewegen und nicht in einem Nachfragemarkt, wird Premiumfleisch nur eine „Nische“ bleiben, solange der Verbraucher wählen kann. Ob sich dies aufgrund der dramatisch schlechten Lage am Schweinemarkt zukünftig ändern wird, ist noch unklar.

Wir müssen den deutschen Schweinehaltern eine Chance geben, auf dem Markt bestehen zu bleiben.