Zum Hauptinhalt springen

DLG ist beim EU-Bürgerdialog dabei

In Bezug auf Landwirtschaft und Ernährung steht das Jahr 2021 ganz im Zeichen des internationalen Food System Summit. Mit diesem Gipfel wird erstmals das Ernährungssystem als Ganzes betrachtet. Im Unterschied zu früheren politischen Gipfeltreffen haben sich in den letzten 18 Monaten weltweit alle gesellschaftlichen Gruppen aktiv beteiligt.

In dem EU-Bürgerdialog vom 12. bis 16. Juli wurden sehr unterschiedliche Aspekte eines nachhaltigen Ernährungssystems besprochen. In den Dialogforen ging es um nachhaltige Produktion, Vorbeugung und Verringerung der Nahrungsmittelverluste, antimikrobielle Resistenzen, nachhaltige Etikettierung bis zu einer nachhaltigen und gesunden Ernährung. Ein besonderer Schwerpunkt lag in der Einbindung der jungen Generation und ihrer Anforderungen an diese Debatte.

Die DLG-Fachzentren Landwirtschaft und Lebensmittel haben sich beim Thema "Verringerung von Nahrungsmittelverlusten" beteiligt, was im direkten Zusammenhang mit dem derzeit thematisch gleichen Projekt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) steht.

Bürgerinnen und Bürger aus mehreren EU-Mitgliedsländern haben am 13. Juli ihre Erfahrungen und Sichtweisen ausgetauscht. In Belgien sind zum Beispiel Food Waste Prevention Ambassadors (Botschafter zur Vorbeugung von Lebensmittelverschwendung) unterwegs und geben Haushalten Tipps für eine richtige Lagerung von Lebensmitteln im Kühlschrank, um so das Wegwerfen von verdorbener Frischware zu verringern.

Insgesamt wurde deutlich, dass das Bewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln europaweit zu verbessern ist. Dazu passte die Ankündigung der EU-Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, die Regelungen zur Etikettierung von Mindesthaltbarkeitsdaten zu reformieren, um mehr Transparenz zu schaffen. Neben der Notwendigkeit, das individuelle Handeln anzupassen und zu verbessern, sind aber auch Anforderungen an die Lebensmittelverarbeitung und den Handel formuliert worden.

Die Schnittstellen zwischen Verarbeitung und Handel sind besonders wichtig, wenn es um Lebensmittelabfälle geht: Es besteht ein hohes Risiko, dass fast jede Retoursendung vom Handel zurück zum Lieferanten zu einer Abfallcharge wird. In Europa ist der Anteil der als Abfall klassifizierten Nahrungsmittel in den Bereichen Verarbeitung, Handel und Konsum weit größer als in der Primärproduktion.

Die Gesprächsergebnisse wurden am 16. Juli einem ausgewählten Gremium von EU-Vertreterinnen und Vertretern (zum Beispiel dem EU-Agrarkommissar) vorgestellt und werden auf diese Weise in den EU-Beitrag zu dem internationalen Gipfel Ernährungssysteme im September einfließen.

Autor: Thomas König, Business Scout for Development Programm der GIZ
entsandt im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) an die DLG e.V.,
business-scout@dlg.org

Hintergrundinformation

Die Nachhaltigkeitsziele (SDG), auf die sich die Vereinten Nationen 2015 geeinigt haben, sollen 2030 erreicht sein – in einem ackerbaulichen Vergleichsbild heißt das: Bis dahin wird die Getreideernte bei uns noch genau neun Mal eingefahren. Die Bestandsaufnahme zeigt, dass wir weltweit zum Beispiel von dem Ziel „Kein Hunger“ weit entfernt sind: Im letzten Jahr ist die Zahl der an Hunger leidenden Menschen weltweit sogar drastisch gestiegen!

Infolgedessen streben die Vereinten Nationen mit ihren Fachorganisationen mit dem UN Food Systems Summit (UNFSS) an, dezentral neue Aktionen zu starten, die zu gesünderen, nachhaltigeren und gerechteren Ernährungssystemen beitragen. „Wir sind die erste Generation, die den Hunger beenden kann“, appellierte Dr. Lawrence Haddad, Direktor der Global Alliance for Improved Nutrition (GAIN), an alle Teilnehmenden in Präsenz und virtuell in seiner Moderation anlässlich des Vor-Gipfels am 26. Juli 2021 in Rom.