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Flach an die Stoppel ran

Jonathan Kern zur Bodenbearbeitung im Ökolandbau

„Die Unkrautregulierung im ökologischen Ackerbau findet zwischen der Ernte und der Aussaat statt“ - mit diesem Zitat brachte der emeritierte Hohenheimer Pflanzenbau-Professor Günter Kahnt etliche Studenten zum Nachdenken. Er stellte die Bedeutung der Bodenbearbeitung in ihrer Wirksamkeit vor diejenige von Hacke und Striegel. Neben der geeigneten Fruchtfolge und dem Anbau von Kleegras im Öko-Betrieb ist die Bodenbearbeitung auch heutzutage noch einer der entscheidenden Faktoren im Unkrautmanagement.

Neben der Pflugfurche ist dabei vor allem die flach schneidende Bodenbearbeitung ein entscheidender Punkt. Zum einen, um Wurzelunkräuter oberflächlich in definierter Tiefe zu regulieren, zum anderen aber auch, um sicherzugehen, dass keine Unkrautsamen direkt zu tief eingearbeitet werden. Gerade beim Ampfer, aber auch beim Umbruch von Luzerne lassen sich mit einem flachen ersten Schnitt und darauf folgenden Bearbeitungen die besten Erfolge verzeichnen. Es muss also zuerst der „Kopf“ von der mit Reservestoffen gefüllten Wurzel getrennt werden. Damit das gelingt, ist allerdings ein 100-prozentiges Durchschneiden von Nöten. Hier sollten 8 cm Überschnitt beim Grubber oder gar die Fräse gesetzt sein, bei einer zweimaligen Überfahrt in versetzter Bearbeitungsrichtung.

Bei Samenunkräutern wie dem Fuchsschwanz ist es wie beim Ausfallraps eminent wichtig, direkt nach der Ernte keine Samen tief zu vergraben, da diese dann dazu neigen, in eine sekundäre Keimruhe zu fallen und zu Unzeiten daraus wieder zu erwachen.

Und auch zur Konservierung von Bodenfeuchte nach der Ernte gilt, je flacher, desto besser die Aussichten, Zwischenfrüchten, Kleegras, Raps und Co. die nötige Keimfeuchte zu garantieren.

Die Grundvoraussetzungen für eine möglichst flache Bearbeitung liegen aber zum einen im möglichst ebenen Acker ohne tiefe Fahrspuren, zum anderen dann aber auch in der geeigneten Technik. Diese war in der Vergangenheit leider rar. Bodenbearbeitungsgeräte, die ganzflächig flach arbeiten können (min 8 cm Überschnitt), ohne dabei zu verstopfen, gleichzeitig aber auch „im Boden“ bleiben und nicht nur oben drauf herumkratzen oder aber gleich zu tief reingreifen müssen, um „drin“ zu bleiben, dies alles in einem Gerät wurde lange Zeit nur im Ökolandbau benötigt. Nicht umsonst wurden solche Geräte bis dato eher von Biolandwirten selbst oder von „öko-affinen“ kleineren Technikherstellern entwickelt. Der Trefflergrubber, der Vibrocat von EuM und nicht zu vergessen der HEKO Ringschneider waren bis vor wenigen Jahren nur in der Öko-Szene bekannt.

Mit der allgemeinen Entwicklung hin zu mehr Ökolandbau oder Zwischenformen, wie „Hybridlandwirtschaft“ und „Fusionfarming“, zum Teil auch bedingt durch den drohenden Wegfall von Glyphosat, kommt glücklicherweise immer mehr innovative Technik mit dem Fokus auf der flachen und ultraflachen Bodenbearbeitung auf den Markt, selbst die lange Zeit verkannte Fräse erlebt zur Zeit wieder eine Renaissance.

Daher gilt auch in diesem Jahr wieder: Nach der Ernte zügig ran an die Stoppel, aber vielleicht eben ein bisschen flacher, das spart nicht nur Sprit, sondern auch Bodenfeuchte.