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Tierernährung: Bioökonomie und Klimarelevanz

Die 75. Jahrestagung der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie vom 16. bis 18. März 2021 sollte eine ganz besondere Jubiläumsveranstaltung werden. Auch rein digital durchgeführt, ist es genau so gekommen.

Die Jahrestagung gilt als wichtigste wissenschaftliche Austauschplattform der Tierernährung mit Fokus auf Ernährungsphysiologie und Tiergesundheit der Disziplinen Agrarwissenschaften und Veterinärmedizin im deutschsprachigen Raum.

Dem Ruf zur Tagung folgten insgesamt 257 Teilnehmer aus Wissenschaft, angewandter Forschung, Beratung, Futtermittelindustrie sowie weiterer angrenzender Disziplinen, womit sowohl das hohe Interesse als auch die enorme Bedeutung des wissenschaftlichen Austausches auch unter den derzeitigen Einschränkungen betont wurde.

Die Basis für die fachliche Diskussion lieferten 102 begutachtete wissenschaftliche Beiträge (aufgeteilt in 44 Kurzvorträge und 58 Poster), die in verschiedenen Sektionen präsentiert und diskutiert wurden. Neben klassischen Themen zu einzelnen Nährstoffen oder Verdauungs- und Absorptionsvorgängen wurde den Fragen zur Futterbewertung und Fütterung sowie zu Fütterungskonzepten im Wechselspiel mit Intermediärstoffwechsel, Entzündungsgeschehen oder beispielsweise den Umsetzungen im Pansen wieder eine hohe Beachtung beigemessen.

Im diesjährigen Plenarvortrag stellte Prof. Dr. Wilhelm Windisch, Inhaber des Lehrstuhls für Tierernährung am Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der Technischen Universität München, Forschungsergebnisse und Zusammenhänge zur „Nutztierbasierten Bioökonomie und den Perspektiven und Zielkonflikten in der Rolle der Nutztiere bei der agrarischen Erzeugung von Lebensmitteln tierischer Herkunft“ vor und lud die Teilnehmer zu einer anschließenden Diskussion ein. In seinen Ausführungen erläuterte er die Transformation von Biomasse in essbares Protein und die Perspektiven für eine effizientere und nachhaltigere Erzeugung von Lebensmitteln tierischer Herkunft. Darüber hinaus bezog er Stellung zu den Zielkonflikten und beleuchtete und hinterfragte dabei die einzelnen fachlichen wie gesellschaftlichen Blickwinkel. Als wichtigste Erkenntnis zeigte er klar auf, dass zur Absicherung der Ernährung einer weiter wachsenden Erdbevölkerung die Nutzung von vom Menschen nicht unmittelbar verzehrbarer organischer Biomasse und zahlreicher Nebenprodukte durch die Nutztierernährung unumgänglich ist.

Der Workshop zum Thema „Methanverluste beim Rind über Fütterung und Zucht mindern?“ beschäftigte sich in insgesamt vier Beiträgen mit folgenden Fragestellungen:

  • Grundlagen der ruminalen Methanproduktion, deren Bedeutung für den Treibhausgaseffekt und natürliche Grenzen der Methanreduktion – PD Dr. Björn Kuhla (Institut für Ernährungsphysiologie, Abteilung für Stoffwechseleffizienz des Leibniz-Institutes für Nutztierbiologie, Dummerstorf)
  • Möglichkeit der Nutzung von mittleren Infrarotspektren (MIR) der Milch zur Abschätzung der Methanemission von Kühen – Prof. Dr. Nicolas Gengler (Gembloux Agro-Bio Tech, Universität Lüttich, Belgien)
  • Rolle der Genetik für die Methanemission bei Rindern – Prof. Dr. Hermann H. Swalve (Professur für Tierzucht, Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle/Saale)
  • Steuerung der Methanemission durch die FütterungProf. Dr. Michael Kreuzer (Professur für Tierernährung, Institut für Agrarwissenschaften, Eidgenössische Technische Hochschule, Zürich, Schweiz).

Die Veranstaltung war insbesondere durch die hervorragende Vorbereitung und des Aufbaus der Veranstaltungsplattform für alle Teilnehmer sehr gut zu besuchen. Ein ganz besonderer Dank der GfE gilt an dieser Stelle den Mitarbeitern des Instituts für Veterinär-Physiologie des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin um Herrn Prof. Dr. Jörg Rudolf Aschenbach für die tatkräftige Unterstützung im Vorfeld sowie während der Tagung.

Die Proceedings zur Tagung können beim DLG-Verlag (www.dlg-verlag.de) bezogen werden (Preis: 29,90 € zzgl. Versand). Weitere veröffentlichte Beiträge der GfE sind über die Webseite der Gesellschaft (www.gfe-frankfurt.de) erhältlich. Die 76. Jahrestagung der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie findet vom 08. bis 10. März 2022 - dann hoffentlich wieder in Göttingen - statt, die Einladung und Anmeldung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt über die Webseite der GfE.